Lisa Marie Gotsche erhalte den Preis, weil "Reclaim" auf überzeugende Weise Einblicke in einen Kosmos biete, der auch für Social-Media-Muffel jeden Alters zugänglich gemacht werde, hieß es u. a. in der Jury-Begründung. "Reclaim" lasse nicht hoffnungslos zurück, im Gegenteil. Der Film zeige, wie der Gegenangriff vor allem bei rechten Internet-Propagandisten aussehen könne. Nominiert in dieser Kategorie waren auch "Karl Kraus - Die Macht der Worte" von Franz Gruber und Susanne Pleisnitzer und "Verbotenes Begehren - Meilensteine queerer Geschichte" von Fritz Kalteis.
Auszeichnung für Film über rumänische Pflegerin
In der Kategorie Kino-Dokumentarfilm wurden Pichler und Schöffel für "Mâine Mă Duc - Tomorrow I Leave" deshalb ausgezeichnet, "weil der Film öffnet uns die Augen für das, was 'arm' und 'reich' bedeutet. Er nimmt uns mit auf eine Reise in ein wirtschaftlich armes Land. Er verzichtet auf Sentimentalität, er führt uns keine Fakten vor und will nicht belehren", hieß es unter anderem in der Jurybegründung. Der Streifen hatte bei der Diagonale 24 Premiere. Darin wird das Pendeln der rumänischen Pflegekraft Maria geschildert, ihr Leben zwischen der Heimat und der Arbeit in Österreich. Weiters nominiert in dieser Kategorie waren "24 Stunden" von Harald Friedl und "Favoriten" von Ruth Beckermann, der Eröffnungsfilm der Diagonale im vergangenen Jahr.
In ihrer Festrede zum Grabner-Preis sagte die Journalistin und Autorin Esther Kinsky, man sei heute "der Hyperschärfe einer Bilderflut ausgesetzt, in die es kaum noch etwas deutend und suchend einzulesen gibt. Die Überdeutlichkeit der Bilder gaukelt eine erschöpfende Darstellung der Welt vor. 'Hier gibt es nichts mehr zu suchen' ist die Losung, mit der man weiter gewinkt wird. Umso tröstlicher zusehen, wenn die Kunst sich den Schatten und verwischten Spuren zuwendet", so Kinsky.
Verleihung bereits zum achten Mal auf Diagonale
Der Franz-Grabner-Preis wurde im Rahmen der Diagonale 25 bereits zum achten Mal vergeben und ist mit jeweils 5.000 Euro dotiert. Gestiftet wird die Dotierung von der Association of Austrian Film Producers (AAFP) und dem ORF. Das Preisgeld ist für die Entwicklung des Folgeprojektes der Ausgezeichneten vorgesehen. Die Verleihung fand im Diagonale Forum im Volkskundemuseum statt.
Initiiert wurde der Franz-Grabner-Preis von Familie Grabner, AAFP, Film Austria, dem ORF und der Diagonale im Angedenken an den ORF-Journalisten Franz Grabner (1955 - 2015). Prämiert wird ein im ethischen und moralischen Sinne verantwortungsvoller und glaubwürdiger Umgang der Filmschaffenden mit ihrem Medium. Er dient der Unterstützung österreichischer Dokumentarfilme und Dokumentationen für Kino und Fernsehen zu Themen aus Kultur, Gesellschaft, Politik oder Geschichte. Diese sollen sich kritisch mit gesellschaftlich relevanten Sujets befassen.