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"Transformers": Willkommen in der Werbesendung

Die Transformers sind zurück: Regisseur Michael Bay fährt schwere Geschütze auf.

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Haushohe Roboter, Explosionen, und kurze Shorts an langen Mädchenbeinen: Die Unterhaltungsmaschinerie von Michael Bay, einem der meistverabscheuten Regisseure Hollywoods, ist mit "Transformers: Ära des Untergangs", seinem viertem Kinofilm um ein 1984 in Japan erfundenes Plastikspielzeug, wieder voll angelaufen. Die Autobots, friedliche Außerirdische, die sich in allerlei Fahrzeuge verwandeln können, müssen inzwischen im Untergrund leben, da sie nach einem von den bösen Deceptions angezettelten Krieg gegen die Menschen einer außerirdischenfeindlichen Politik zum Opfer fallen. Insgeheim vertraut aber die CIA auf eine Partnerschaft mit weiteren technoiden Außerirdischen, die sachlich schwer nachvollziehbar ist, aber zu sehr viel Feuergewalt und noch mehr Gedröhne auf allen Seiten führt.

Unterdessen spielt Mark Wahlberg im sonnigen Texas zwischen wogenden Maisfeldern den Erfinder Cade Yaeger, dessen blonde Tochter vor dem High-School-Abschluss steht. Als er einen alten Truck ersteht, entdeckt er, dass es sich in Wirklichkeit um den verletzten Autobot-Anführer Optimus Prime handelt. Dies wiederum führt die CIA auf seine Spur, massive Feuergefechte sind die Folge.

Das alles ist sehr laut und sehr unzusammenhängend. Aber Michael Bay macht keine Filme, die Kritikern gefallen sollen, sondern bunte, teure Spielzeuge, die in allen ästhetischen Äußerungen auf Überwältigung abzielen. Das Geschäft funktioniert bemerkenswert gut: Die Transformer-Plastikpuppen wurden zum Kinofranchise, das wiederum Transformers-Schulsachen und -Spielzeug verkauft. Und dann ist da noch all die auffällig eingesetzte Werbung innerhalb des Films, teils Product Placement, teils Plakate für Markenwäsche. "Transformers: Ära des Untergangs" ist damit weniger ein Film als das, was im Medienjargon so traurig "Anzeigenumfeld" heißt: eine Verkaufsfläche.

In China ist der Streifen schon seit Wochen der erfolgreichste Film aller Zeiten, und das ist kein Zufall: Bay verlegt die Geschichte etwa ab der Hälfte - daher die Überlänge von 166 Minuten - nach Hongkong, wo in für europäische und amerikanische Zuschauer schwer nachvollziehbaren Szenen chinesische Superstars auftreten, vom olympischen Boxchampion bis zum Teen-Idol. Der Film ist eine US-chinesische Koproduktion, und der finanzielle Erfolg des Produkts bestätigt die Produzenten.

Shia LaBeouf, der mit den "Transformer"-Filmen eine Karriere vom unbekannten Milchgesicht zum hochbezahlten Kinostar begründete, bleibt im vierten Teil komplett unerwähnt, obwohl Optimus Prime doch geschworen hatte, ihn ewig zu beschützen. Das passt zur "Transformers"-Mentalität: Menschen sind austauschbar, Beziehungen nur Accessoires für die Maschinen. Brutal offensichtlich wird dies in der kontroversesten Szene: Da wird ein Mann, der zuvor als tapsiger bester Freund des Protagonisten eingeführt worden war, vom Flammenstrahl einer feindlichen Waffe abgefackelt. Und die Kamera umkreist die verkohlte Leiche mit im Tod verzerrtem Gesicht wieder und wieder, wie begeistert ob der gewaltigen Feuerkraft.

Film: Transformers: Ära des Untergangs. Actionfilm, USA 2014. Regie: Michael Bay. Mit Mark Wahlberg, Jack Reynor, Nicola Peltz, Kelsey Grammer, Stanley Tucci. Start: 17. 7.

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