Mit einer Gedenkminute für Kamerafrau Halyna Hutchins hat am Mittwoch die Weltpremiere des Westerns "Rust" beim polnischen Filmfestival Camerimage begonnen. Hutchins war vor drei Jahren bei den Dreharbeiten getötet worden: Eine Pistole, mit der Darsteller Alec Baldwin am Set hantierte, war mit echter Munition geladen gewesen.
Vor Beginn der Vorstellung sagte US-Regisseur Joel Souza, der bei dem Vorfall 2021 von einem Schuss an der Schulter verletzt worden war: "Wir wollen meine Freundin feiern, ihre Kunst und ihr Talent. Sie war wirklich besonders".
Die Nachfrage nach Tickets für die Weltpremiere war enorm. Olga Solovey, die Mutter der getöteten Kamerafrau, blieb dem Festival aus Protest fern: Schauspieler Alec Baldwin weigere sich nach wie vor, sich bei ihr zu entschuldigen und Verantwortung für den Tod ihrer Tochter zu übernehmen, teilte sie über ihre Anwältin Glora Allred mit. "Stattdessen will er ungerechterweise von der Tötung meiner Tochter profitieren." Baldwin war nicht zur Weltpremiere erwartet worden.
Todesschuss am Filmset
Die aus der Ukraine stammende Kamerafrau war bei Dreharbeiten zu dem Western auf einer Filmranch in Santa Fe im US-Bundesstaat New Mexico im Oktober 2021 tödlich verletzt worden. Hauptdarsteller und Produzent Baldwin hantierte bei der Probe für eine Szene mit einer Waffe, als sich ein Schuss löste. Untersuchungen ergaben später, dass in dem Colt eine echte Kugel steckte. Hutchins hinterlässt einen Ehemann und einen Sohn.
Die Waffenmeisterin Hannah Gutierrez-Reed, die am Set für Waffensicherheit zuständig war, wurde im vergangenen Frühjahr wegen fahrlässiger Tötung zu 18 Monaten Haft verurteilt. Die Frage, wie die scharfe Munition ans Set gelangte, ist bis heute nicht geklärt. Gutierrez-Reed und Baldwin hatten die Schuld an dem Vorfall wiederholt von sich gewiesen.
Baldwin war in einem separaten Verfahren ebenfalls wegen fahrlässiger Tötung angeklagt worden. Doch im Juli wurde der bereits angelaufene Prozess überraschend eingestellt. Die Verteidiger hatten der Staatsanwaltschaft die Vorenthaltung von Beweismitteln und damit grobes Fehlverhalten vorgeworfen.
Zivilklage gegen Baldwin angestrebt
Der Ehemann der Kamerafrau, Matthew Hutchins, hatte sich mit Baldwin und der Produktionsfirma außergerichtlich auf eine Entschädigung geeinigt, allerdings hatte "Variety" berichtet, dass es zu Unregelmäßigkeiten bei den Zahlungen gekommen ist. Deshalb würden der Witwer und sein Anwalt über eine erneute Klage nachdenken. Zudem gehen die in der Ukraine lebenden Eltern und die jüngere Schwester mit einer Zivilklage gegen Baldwin und andere Beteiligte bei dem Dreh von "Rust" vor. Dabei geht es um Entschädigungen für entstandenen Schmerz durch den Tod des Kindes.
Dreharbeiten wurden nach Unglück fortgesetzt
Die zunächst eingestellten Dreharbeiten wurden 2023 von Regisseur Souza im US-Staat Montana fortgesetzt. Baldwin spielt in "Rust" den Banditen Harland Rust, auf den ein Kopfgeld ausgesetzt ist. Zusammen mit seinem 13-jährigen Enkel muss er vor Kopfgeldjägern und Gesetzeshütern flüchten. Der Witwer der Kamerafrau wirkte als ausführender Produzent mit. Die Kamerafrau Bianca Cline setzte auf seinen Wunsch Hutchins' Arbeit fort.
Der Direkter des Filmfestivals "Camerimage" sagte dem "Hollywood Reporter", dass der Film im polnischen Torun gezeigt werdn, weil Kamerafrau Hutchins noch vor Beginn der Dreharbeiten ihren Freundinnen gesagt habe, dies sei ihr Traum.



