Impressionen eines Landstriches
Zwölf Jahre später lässt sich Aljafari einzig mit einem Foto, einer Kamera und Hasan als einheimischem Führer durch den Gazastreifen treiben. Auf Erklärungen, einen Offkommentar oder selbst die Setzung des Rahmens verzichtet "With Hasan in Gaza". Erst durch Texttafeln am Ende erfährt das Publikum den Hintergrund des Gezeigten. Bis dahin reiht Aljafari schlicht sein sich knapp über dem Niveau eines Hobbyfilmers bewegendes Material, das er viele Jahre nach der Reise wiederfand, zu Impressionen eines Landstriches während der 2. Intifada.
Geschlossene Geschäfte am Straßenrand wegen der ökonomischen Lage stehen vollen Märkten gegenüber. Arbeitslose spielen in einem Café Karten, während hinter ihnen der unablässig hupende Verkehr tost. Und Frauen beklagen sich echauffiert über den Einschlag einer Granate im Haus in der Nacht. Berührend sind vor allem die vielen Kinder auf der Straße, die stets von Aljafari gefilmt werden wollen, strahlend in die Kamera blicken. Mit Blick von heute fragt man sich selbstredend, was aus den Kleinen von damals im Gaza von heute geworden ist.
Regisseur verschenkt sein Material
Und doch verschenkt Aljafari durch die vermeintlich authentische Kommentarlosigkeit seines Materials die mögliche Wirkmacht seines Films. Die Aufnahmen sind schlicht zu schwach, um für sich alleine sprechen zu können. Und so schleppen sich teils quälend lange Szenen dahin, etwa wenn Aljafari das nächtliche Gazastadt filmt, ohne erkennbare Motivation oder Geschehen.
"With Hasan in Gaza" ist dabei ein Beitrag der laufenden Viennale zum aktuellen Stand des Konflikts. Eine andere Perspektive wirft am heutigen Sonntagvormittag die Projektion von Avi Mograbis "The First 54 Years - An Abbreviated Manual for Military Occupation" aus 2021. Der mit seiner Kritik an Israels Besatzungspolitik in seinem Heimatland umstrittene Regisseur diskutiert im Anschluss mit Filmemacherin Ruth Beckermann unter dem lakonischen Titel "Israel/Palästina".
(Von Martin Fichter-Wöß/APA)
(S E R V I C E - "With Hasan in Gaza" am 24. Oktober um 20 Uhr und am 26. Oktober um 13 Uhr im Metro Kinokulturhaus. www.viennale.at/de/film/hasan-gaza)