In seinem sehr persönlichen Buch schildert Arno Geiger die Demenz-Erkrankung seines Vaters - die Welt des August Geiger und die verschiedenen Stationen und Ausprägungen der Krankheit. Von den kaum merklichen Anfängen, von Hoffnung und Frustration bis zum Umzug in ein Heim. Die Vorarlberger Regisseurin Soraperra hat das Werk in einer etwa eineinhalbstündigen Fassung für das Theater adaptiert.
Auf der Bühne haucht Hanno Dreher als Erzähler dem Text - begleitet von sparsam eingesetzten Gesten - Leben ein. Arno Oehri, verantwortlich für den musikalischen Teil, erzeugt einen dezenten Klangteppich und unterstreicht mit seiner Musik geschickt die Stimmungsbilder, von heiter bis nachdenklich. Die sehr gute Dosierung lässt dem Text jederzeit genügend Raum. Dazu singt ein regionaler Männerchor mehrere Heimatlieder, die der Suche der Hauptfigur nach seinem Daheim einen verstärkenden Rahmen geben.
Der Star des Abends ist aber die Erzählung von Geiger. Gebannt lauschen die Zuschauer den Geschichten von der heimtückischen Krankheit, dem schmerzlichen Vergessen und der qualvollen Sehnsucht nach dem eigenen Zuhause. Der Vater hat den Krieg erlebt, er weiß, was welche Haltung in dieser schwierigen Zeit bedeutet hat. Er hat auch das mühselige Leben in den Nachkriegsjahren bewältigt, hat seine eigene Einstellung zu Ehe und Kindern. Für Soraperra am Ende eine Biografie, die uns allen sehr vertraut erscheinen müsste.
Die Regisseurin hat den Transfer des Buchs in eine Bühnenfassung durch einen sehr einfühlsamen Umgang mit dem Text mit Bravour geschafft. Angesprochen auf die Herangehensweise, meinte Soraperra: "In dem Buch geht es um echte Menschen. Die Personen leben alle noch, und da braucht es sehr viel Feingefühl und Respekt, wenn man es auf die Bühne bringen will. Ich hatte nie das Bestreben großes Theater darum machen, für mich stand immer der Text im Zentrum".