Dem 80-jährigen Autor, der 1991 mit seinem Romanerstling "Lügen in Zeiten des Krieges" international reüssierte, wird zwei Tage lang in Lesungen und Gesprächen Reverenz erwiesen.
"Jede Anekdote eines angeblichen Scheiterns lässt sich auch als Markstein des Aufstiegs verstehen": Dieser tröstliche Satz aus dem Roman "Der Mann, der zu spät kam" steht gleichsam als Motto auf dem Programmzettel. Auch die achte Auflage der von Ex-Minister Rudolf Scholten, Altbürgermeister Johann Pichler und Robert Schindel - er steuerte die Eröffnungslesung "Wer ist der Romanautor in Wirklichkeit" (aus "Das gelobte Land") bei - initiierten Veranstaltung erfreut sich sichtlich ungebrochenen Publikumsinteresses und gewachsener Traditionen. Dem Literaturwäldchen hat Begley eine Eberesche hinzugefügt, seine Frau Anka Muhlstein eine Zeder.
Muhlstein, ebenfalls renommierte Schriftstellerin und Historikerin, relativierte zunächst ein gängiges Klischee: "Es ist wahr, er bringt sich selbst in seine Bücher ein, wie alle Schriftsteller, aber sie für autobiografisch zu halten, wäre ein Fehler." Das gelte selbst für den auf eigene Erfahrungen als getarnter Jude im Polen der Nazi-Zeit Bezug nehmenden Roman "Lügen in Zeiten des Krieges", aus dem Zdenka Becker, Michael König und Sami Loris anschließend lasen: "Der Roman ist nicht autobiografisch, sondern basiert auf den Erinnerungen an das, was Louis geschehen ist und Menschen, die ihm ihre Geschichte erzählt haben." Kurz vor Errichtung des Gettos in seiner heute zur Ukraine gehörigen Geburtsstadt Stryi waren Begley und seine Mutter mit falschen Papieren geflohen und über Krakau und Paris 1947 nach New York gelangt. Begley sei ein "resoluter Romanschreiber", so Muhlstein, die weiters auf die große Bedeutung der französischen Sprache und Kultur in Leben und Werk ihres Mannes verwies und verriet, dass Dantes "Inferno" zu seinen steten literarischen Begleitern zähle.
Im Gespräch mit dem redefreudigen Verleger Michael Krüger kam der auch als Anwalt tätig gewesene Begley - weniger resolut als nobel zurückhaltend - auf Erinnerungen an seine frühe Kindheit zu sprechen ("könnte noch den Grundriss des Hauses zeichnen"), aber auch über die Bedeutung sozialer Unterschiede in privaten Beziehungen ("Wer meint, es gebe keine Klassenunterschiede, versteht die amerikanische Gesellschaft nicht"). Mit einer Vorführung der Romanverfilmung "About Schmidt" (2002, mit Jack Nicholson) sowie weiteren Lesungen (u.a. aus dem jüngsten Romanwerk "Erinnerungen an eine Ehe" mit Sylvie Rohrer und dem Autor) und einem zweiten Gespräch (mit Marion Kollbach und Raoul Kneucker) geht das Festival am (heutigen) Samstag zu Ende.