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Andrea Stift-Laube beleuchtet in neuem Roman Aktivismus

Wie fühlt es sich an, als Vegetarierin auf Großmutters Bauernhof gekochte Weinbergschnecken zu essen? Welche Diskussionen gilt es auf einem Selbstversorger-Bio-Hof zu führen? Und wie rettet man Fliegen, die auf einem klebrigen Fliegenfänger picken? Diese und anderen Fragen rund um Tierrechtsaktivismus und Veganismus behandelt Andrea Stift-Laube in ihrem neuen Roman "Schiff oder Schornstein".

Nachdem sich die steirische Autorin, die jüngst auch die Leitung der Grazer Literaturzeitschrift "Lichtungen" übernommen hat, im 2017 erschienenen Vorgänger "Die Stierin" dem Leben einer Käseverkäuferin gewidmet hat, die sich in den falschen Mann verliebt, stehen diesmal zwei Schwestern im Zentrum ihres 186 Seiten umfassenden Romans. Als Erzählerin tritt Ila auf, die zunächst ausführlich die Kindheit der beiden auf dem Land schildert, bevor sie auf das Schicksal ihrer Schwester Franziska eingeht, die als Aktivistin um die Welt reiste und eines Tages spurlos von der Bildfläche verschwand. Zurück bleiben Schwester und Mutter, die anhand von Youtube-Videos von Protestaktionen und Gesprächen mit anderen Weltrettern verzweifelt versuchen, Franziska auf die Spur zu kommen.

Unterstützt werden sie dabei von Konstantin, der mit Franziska auf einem Selbstversorger-Hof gelebt (und sich dort auch in sie verliebt) hat. Seine Sicht der Dinge schildert Stift-Laube in Form von kurzen, protokollartig verfassten Nachrichten an die Verflossene, was nicht nur eine weitere Perspektive, sondern auch sprachliche Nuancen ermöglicht. Und so erfährt man nicht nur einiges über die große Abwesende, sondern vor allem auch über Ila und Konstantin, die ihr eigenes Leben auf der Suche nach Gründen durchforsten, warum Franziska verschwunden sein könnte.

Da erfährt der Leser von einer nicht so glücklichen Kindheit, in der die Schwestern getrennt wurden, als Ila zur Großmutter zog, nachdem ihre Katze trächtig wurde, um den Nachwuchs vor der Wut des Vaters zu schützen. Dieser bestreitet sein Leben als Landarzt und macht auf dem Weg zum Möchtegern-Villenbesitzer einen Haufen Schulden, was den Gerichtsvollzieher zu einer ständigen Bedrohung werden lässt. Auch als Erwachsene bleiben die beiden Schwestern räumlich getrennt. Während Franziska sich an Eisenbahngleise ketten lässt und von Schornsteinen abseilt, ist Ila bei Weitem nicht so mutig. Sie versucht die Welt zu ändern, indem sie in einem Bioladen arbeitet und nachts in einem Tierheim aushilft.

Um die Welt, die aus ökologischer Sicht am Abgrund steht, doch noch wachzurütteln, startet Ila schließlich ein Online-Kunstprojekt: Auf einer Website bietet sie Katzenfleisch an. Doch auf den Shitstorm folgt bald die Ernüchterung: Die Erregungsgesellschaft findet schnell den nächsten Skandal, das Katzenfleisch gerät in Vergessenheit. Nicht vergessen können Ila und Konstantin Franziska. Sie bleibt in den Köpfen der beiden die ewige Heilige, in deren Andenken sie ihr Leben führen.

Mit "Schiff oder Schornstein" (erschienen bei Kremayr & Scheriau) verschränkt Stift das allgegenwärtige Hadern mit dem Zeitgeist, taucht ein in die Parallelwelt des Aktivismus, ohne ihn zu verherrlichen oder bloßzustellen und führt den Leser mit humorvoller Leichtigkeit durch Leben und Leiden ihrer Protagonisten. Vorgestellt wird der Roman bereits am morgigen Donnerstag in Wien im Rahmen der Erstpräsentation von neuen Verlagstiteln.

(S E R V I C E - Andrea Stift-Laube: "Schiff oder Schornstein", Kremayr & Scheriau, 186 Seiten, 19,90 Euro. Buchpräsenation am 14. März, 19 Uhr, phil, Gumpendorferstraße 10-12, 1060 Wien)

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