Waterhouse, 1956 als Sohn eines britischen Offiziers und einer Österreicherin in Berlin geboren, ist als Autor und Übersetzer eine der weniger bekannten Fixgrößen der österreichischen Gegenwartsliteratur. Schon 2012 wurde dem "Himmelskind der Poesie" (Friederike Mayröcker) die höchste Kunstauszeichnung der Republik, der Große Österreichische Staatspreis, verliehen. Er habe gezeigt, dass "in seiner Literatur das Kleine wie das Große gleichberechtigt ist, das Übersehene ebenso leuchtet wie das Gesehene, das Überhörte trotzdem in uns klingt und feste Bedeutungen der Sprache bei ihm neue Schwingungen erfahren", hieß es damals.
"Literarisches Jahrhundertwerk"
Schon einmal setzte der zweisprachig in Deutschland und Südostasien Aufgewachsene mehr auf das Große als auf das Kleine: Der Durchbruch bei einer breiteren Leserschaft gelang ihm mit dem 2006 erschienenen 672-Seiten-Roman "(Krieg und Welt)". Darin machte sich Waterhouse auf die Suche nach dem Vater und der eigenen Vergangenheit im Wechselspiel von Dekonstruktion und Rekonstruktion. Das fast doppelt so umfangreiche "Z Ypsilon X" wird nun vom Verlag Matthes & Seitz Berlin als ein "literarisches Jahrhundertwerk" angekündigt, als ein "Familienepos und Antikriegsroman, ein Manifest für die Offenheit, für die Möglichkeit".
Eine der zentralen Figuren des Romans ist der Großvater des Autors. Edgar Alker (1898-1944) war ein gebildeter Nationalsozialist mit literarischen Ambitionen und einer umfangreichen Bibliothek. Als Hauptschriftleiter war er für das "Kleine Blatt", das populäre österreichische Pendant zum "Völkischen Beobachter", zuständig. An der Ostfront starb er den "Heldentod", in der Familie wurde er später totgeschwiegen. Sein Enkel macht sich anhand der hinterlassenen Bücher auf, eine andere Seite des Großvaters zu entdecken. Er findet nämlich eben keine Propagandaschriften, sondern hochwertige Literatur. Überrascht stellt er fest, wie intensiv sich Alker mit dem Gelesenen von Tolstoi bis Trakl und von Altenberg bis Kraus beschäftigt hatte. "Im Lesen entsteht eine ungeahnte Gegenwelt, eine Welt des Zögerns und Fragens, sichtbar in Randnotizen, Anstreichungen und Widmungen, in der das Wort all dem Unterbrochenen, Leisen, Möglichen gewidmet ist."
"'Z Ypsilon X' fasert trotz seiner Länge an keiner Stelle aus. Man könnte sagen, das Alphabet hält den Roman zusammen", heißt es in einer ersten Rezension in "Die Presse". "Ein immens weit ausgreifendes, zugleich feinst gesponnenes Buch", nennt es der "Deutschlandfunk", einen "gelungenen Versuch, sprechend und denkend offen zu bleiben, jedes Sprechen als eine Form des Übersetzens zu begreifen".
(S E R V I C E - Peter Waterhouse: "Z Ypsilon X", Matthes & Seitz Berlin, 1.568 Seiten, 3 Bände, 58 Euro, Buchpremiere am 15.9., 19 Uhr, Literarisches Quartier Alte Schmiede, Wien)