Bereits im August erklärte sein Alfaguara-Verlag, Marías erhole sich von einer Lungenkrankheit. Marías gehörte zu den bedeutendsten und erfolgreichsten spanischen Schriftstellern der Gegenwart.
"Mit dem Tod von Javier Marías, Träger des Österreichischen Staatspreises für Europäische Literatur, haben wir nicht nur einen der wichtigsten spanischen Gegenwartsautoren verloren, sondern einen großen Schriftsteller europäischen Formats", so Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) in einer ersten Reaktion. Mit seinem Werk habe er sich für immer in die europäische Literaturgeschichte eingeschrieben. Seine starke Stimme für Freiheit und Demokratie werde fehlen, erklärte Mayer weiter.
Der Autor und Zeitungskolumnist, der in den 1980er-Jahren als "Erneuerer" der spanischen Literatur galt, feierte seinen internationalen Durchbruch 1996 mit seinem Roman "Mein Herz so weiß". Der 2013 verstorbene "Literaturpapst" Marcel Reich-Ranicki bezeichnete sein Buch in der beliebten TV-Literatursendung "Das literarische Quartett" damals als "genial" und Marías als den "größten im Augenblick lebenden Schriftsteller der Welt". Die deutsche Übersetzung von "Mein Herz so weiß" wurde über 1,2 Millionen Mal verkauft.
Javier Marías 16 Romane wurden in mehr als 35 Sprachen übersetzt. Zuletzt erschien auf Deutsch sein Roman "Berta Islas". Im Frühjahr 2021 veröffentlichte er seinen letzten und viel bejubelten Spionageroman "Tomás Nevinson". Romane wie "Morgen in der Schlacht denk an mich" oder die Trilogie "Dein Gesicht morgen" wurden mit zahlreichen Preisen überhäuft. 1997 wurde Marías der Nelly-Sachs-Preis für sein Gesamtwerk verliehen.
Mit seinen extremen zeitlichen Dehnungen, Wiederholungen und endlosen inneren Monologen seiner Protagonisten war Javier Marías, der "ewige Literaturnobelpreiskandidat", jedoch kein leichter Autor. Er galt als eigensinniger Literaturrebell, der sich bis zuletzt weigerte, seine Romane auf dem Computer zu schreiben. Der Kettenraucher und fanatische Fußballfan von Real Madrid schrieb stets auf seiner alten Schreibmaschine.
Marías wurde 1951 in Madrid unter dem Franco-Regime geboren. Sein Vater Julian Marías, ein bekannter Philosoph, und seine Mutter Dolores Franco Manera, eine Schriftstellerin, zogen wegen der Repressalien der Diktatur jedoch schon früh mit ihren fünf Kindern in die USA, wo Marías seine ersten Lebensjahre verbrachte. Nach seiner Rückkehr nach Spanien, studierte er Literaturwissenschaft und Philosophie an der Madrider Complutense-Universität.
Er arbeitete er als Übersetzer und Lektor. Seit seinem elften Lebensjahr schrieb Marías. Sein erster Roman war "Los dominios de lobo" 1971. Marías stach vor allem durch seinen präzisen Sprachgebrauch und die intelligente Mischung aus Wirklichkeit und Fiktion hervor.
Vielen Spaniern ist Javier Marías vor allem auch als provokanter, streitbarer und kritischer Zeitungskolumnist von Spaniens wichtigster Tageszeitung "El País" bekannt. Am 20. September wäre Javier Marías, Mitglied der Königlichen Spanischen Akademie und König des fiktiven Literaturreichs Redonda, 71 Jahre alt geworden.