"Nach Einschätzung von Thomas Gruber ist es vollkommen unplausibel, dass diese Mitgliedschaft in der Partei ohne Wissen und Zutun Unselds zustande kam", so die "Zeit". In früheren Debatten rund um NSDAP-Mitgliedschaften von prominenten Nachkriegsintellektuellen wie etwa Martin Walser war oft mit vermeintlicher Unwissenheit argumentiert worden. Laut Gruber würden Annahmen wie die kollektiven Überführungen aus der HJ in die NSDAP für das Jahr 1942 "vollkommen unplausibel" sein, da die Parteibürokratie damals "voll funktionstüchtig" gewesen sei und nicht pauschal gearbeitet habe. "Der 17-jährige Unseld wollte Mitglied der NSDAP werden, und er wurde es", heißt es in dem Bericht.
"Die Entdeckung berührt die Grundfesten, auf denen das Land seit Jahrzehnten intellektuell und moralisch agiert", so die Zeitung. Sie sei vergleichbar mit dem späten, wenn auch anders gelagerten Waffen-SS-Bekenntnis des Literaturnobelpreisträgers Günter Grass im Jahr 2006.