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Ein Komponierzimmer und ein Ehrentempel

In nur drei Tagen hat der berühmte Musiker in Linz eine Symphonie komponiert. Auch in Graz wird Mozart gehuldigt.

Ein Komponierzimmer und ein Ehrentempel
Ein Komponierzimmer und ein Ehrentempel
Ein Komponierzimmer und ein Ehrentempel
Ein Komponierzimmer und ein Ehrentempel

Silvia Mayr-Pranzeneder blickt in überraschte Gesichter der Touristengruppe in der Linzer Altstadt: "Ja, hier hat Wolfgang Amadeus Mozart die Linzer Symphonie im Jahr 1783 an nur drei Nachmittagen komponiert", sagt sie. Als staatlich geprüfte Fremdenführerin weiß sie einiges über Mozarts Spuren in Linz zu erzählen. Salzburgs berühmtester Komponist war mehrmals in Linz. Das erste Mal im Alter von sechs Jahren. Damals mit seinem Vater Leopold und seiner Schwester Nannerl bei einem kurzen Zwischenstopp. Die Familie befand sich auf einer Schiffsreise von Passau und übernachtete im damaligen Gasthaus Kiener, dem heuten Café Zentrum in der Altstadt. Sie musste einige Tage länger bleiben als geplant, da sich der junge Mozart verkühlt hatte.

Später verband Wolfgang Amadeus Mozart eine Freundschaft mit dem Graf Johann von Thun in Linz, der der Freimaurerloge "Zu den sieben Weisen" angehörte. Der Graf lud 1783 Mozart und seine Ehefrau Constanze neuerlich ein. Mit dem Hinweis, Mozart solle sich in Linz von seiner vielen Arbeit erholen. Doch es kam anders. Graf von Thun plante ein Konzert und fragte seinen berühmten Gast, ob dieser auch etwas spielen würde. Doch Mozart hatte keine Noten dabei, wollte seinen Gastgeber aber nicht enttäuschen. In einem Brief an seinem Vater klagte er: "Jetzt muss ich Hals über Kopf eine ganze Akademie (Konzert Anm.) schreiben." Das Werk war nach drei Nachmittagen fertig und wurde dann in Linz uraufgeführt.

Silvia Mayr-Pranzeneder drückt einen Knopf neben einer Mozart-Büste. Aus dem Lautsprecher tönt der Beginn der Linzer Symphonie. Die Frage, ob das einstige Komponierzimmer zu besichtigen sei, muss die Fremdenführerin mit Nein beantworten. Das Gebäude gehöre dem Wirtschaftsbund, der Raum im ersten Stock diente heute als Sitzungssaal. 1784 oder 1790 soll Mozart das letzte Mal für elf Tage in Linz gewesen sein. Belegt ist das aber nicht. Wobei er auf einer anderen Ebene mehr Bezug zu Oberösterreich gehabt hat: Seine Köchin soll Oberösterreicherin gewesen sein. Ein Hinweis, der an Herbert von Karajan erinnert: Bei ihm arbeitete eine Mühlviertlerin als Haushälterin; sie kam aus dem Ortsteil Hühnergeschrei in der Gemeinde Altenfelden.

Mozarttempel in GrazDass Graz nicht unbedingt als Mozart-Stadt gilt, war im Mozart-Jahr 2006 mit einer etwas vorwitzigen Aktion dokumentiert worden. Das Kulturland Steiermark hatte sich zur "NoMozartZone" erklärt, zumal der Komponist ohnehin nie in der Steiermark gelebt hat. Mit der Aktion wollte man gegen den bundesweiten Mozart-Hype protestieren, kam dann aber doch nicht um den Hinweis herum, dass in der steirischen Landeshauptstadt die älteste Mozart-Gedenkstätte der Welt steht. Leider ist sie nicht öffentlich zugänglich, weil sie im Garten eines Privathauses steht. Ausgerechnet in der Schubertstraße übrigens. Entstanden ist der Mozarttempel bereits kurz nach dem Tod des Komponisten (5. Dezember 1791). Wie im Historischen Jahrbuch der Stadt Graz nachzulesen ist, hatte ihn der bürgerliche Kaufmann, Verleger und Musikfreund Franz Deyerkauf - ein Verehrer des Komponisten - errichten lassen. In Deyerkaufs Wohnhaus in der Murgasse waren einst einige Werke Mozarts uraufgeführt worden. Bei dem heute unter Denkmalschutz stehenden Mozarttempel handelt es sich um einen achteckigen Gartenpavillon im Rokokostil. Fertiggestellt wurde das Gebäude im Mai 1792.

Die dem Meister gewidmete Architektur befand sich im Bezirk Geidorf, der im ausgehenden 18. Jahrhundert als Vorstadt galt. Der Tempel ist mehrfach restauriert worden, die ursprünglichen Fresken haben sich nicht erhalten. Von Georg Nikolaus von Nissen, der die Witwe Mozarts geheiratet hatte, gibt es aber schriftliche Überlieferungen, wie die Deckenfresken ausgesehen hatten: "Gott Apollo hält das Bildniss des Verewigten in der Höhe, Genien unterstützen es und die neun Musen frohlocken darneben hin. Die Fama verkündigt seine Unsterblichkeit. Der Waldgott Pan mit seinen Gehülfen die schlechten Autoren, denen der Genius den Mund zuhält. Die freyen Künste sind mitunter angebracht".

"Wunderbare Leistungen"An den Seitenwänden wiederum soll es eine Darstellung der Göttin der Ewigkeit gegeben haben, unter ihr war eine Büste von Mozart zu sehen. In unmittelbarer Nähe von zwei kleinen Knaben, deren Seifenkugelblasen an die Vergänglichkeit aller Dinge gemahnten, stand ein lateinischer Satz mit folgendem Inhalt zu lesen: "Deine wunderbaren Leistungen werden ewig währen." Der von den Blicken der Öffentlichkeit versteckte Mozarttempel ist nicht das einzige frühe Denkmal in Graz für den Komponisten. So soll es in Mariagrün einst zwei steinerne Büsten, eine Joseph Haydn, die andere Mozart gewidmet, gegeben haben. Auf Mozarts Postament konnte man lesen: "Gross, erhaben, unerreichbar und unvergesslich."

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