Der beste Popsound aus Salzburg? Das beste Popalbum des Landes? Die Radiofabrik sucht zu ihren 25. Geburtstag aus 25 ausgewählten Werken mittels Online-Abstimmung bis September einen Sieger. Bis dahin werden jeden Dienstag und Donnerstag um 12 Uhr auf der freie Radiostation Radiofabrik die nominierten Alben laufen. Abgestimmt werden kann auf der Homepage der Radiofabrik. Und auch hier werden sie aus dem Archiv geholt und es wird zu lesen sein, wie diese Alben klingen.
Nummer eins: "Generation Love" von The SeeSaw
Bezahlt gemacht hat sich bei der Aufnahme des neuen, dritten Albums von The SeeSaw der Umstand, dass so gut wie alle Lieder im Gegensatz zu früher auf der Bühne gereift sind. Die Dynamik der Bühne - und damit eine überraschende Portion Härte - nahmen Stootsie, Max und der neue Drummer Manuel mühelos ins Studio mit. Die elf Songs - gebaut aus vorwärts drängenden Gitarren, verwurzelt in britischem Pop und getragen von Stootsies unheimlichem Gespür für Melodien - bergen alle den Mut zur Unebenheit.
Übertrieben wird vor lauter Überschwang ob der neuen Kraft die Verzerrung der Stimmen. Das hätte bei dem einen oder anderen Song anders oder gar nicht stattfinden müssen. Aber selbst dieser einzige "Fehler" verschwindet hinter einer großen Errungenschaft, die The SeeSaw mit "Generation Love" eindrucksvoll dokumentieren: Diese Band hat sich zusammengerauft, sich ganz klar für einen Weg entschieden. Dieser Weg führt rau und lebendig definitiv vorwärts. Was früher Stootsies Verliebtheit zu Soundbasteleien zum Opfer gefallen ist, bricht hier durch: Die gewaltige Herrlichkeit von poppigen Rocksongs, deren Grundstruktur in der jahrelangen SeeSaw-Karriere immer da war, aber vor lauter "Klingen-wollen-wie-die-Beach-Boys-und-Paul-Weller-und-Oasis" nie zum Vorschein kam. Zwischen triefenden Balladen, eingängigen Rock-Refrains und prachtvoll rhythmischen Popjuwelen wird klar, warum dieses Album ein großes Werk ist: Es ist in jeder Lebensphase einsetzbar und verspricht mit jedem Takt die Erlösung von allem Übel dieser Welt.
Bernhard Flieher/SN vom 24. Juni 2004