"Das Lied ist 43 Jahre alt, trotzdem sind die Menschen immer noch berührt. Das werden wir heute auch sehen", betonte die 60-Jährige. "Es passiert was mit den Menschen, sie fassen sich an der Hand, sie umarmen sich und manche weinen auch ein bisschen. Weil ich das ausdrücke, was sie tief in ihrem Herzen wünschen. Weil sich die Welt nicht ändert, ist es wichtig, dass dieses Lied immer wieder performt wird - heute live mit einer tollen Band und einem Kinderchor." Außerdem wird die Deutsche "Papillon" singen, die Nachfolge-Single ihres ESC-Hits. "Da geht es ja auch um Grenzenüberwindung und Freiheit."
Die bei den Festwochen im vergangenen Jahr ausgerufene "Freie Republik Wien" soll diesmal zu einer "Republik der Liebe" werden. Mehr als 50 Theater- und Musikproduktionen, Installationen und Community-Projekte sind von 16. Mai bis 22. Juni angesetzt. Das Festival beginnt, so Milo Rau, "mit dem Höhepunkt", nämlich mit dem von ORF 2 und 3sat live übertragenen Fest am Rathausplatz mit musikalischen Beiträgen und Wortmeldungen bei freiem Eintritt.
Alle sind eingeladen
"Die Eröffnung ist ein großer Höhepunkt, weil er an einem Abend das verkörpert, was wir eigentlich wollen. Wir wollen erreichbar sein, wir wollen die vielen zusammentrommeln - unterschiedslos", hatte Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) im Vorfeld betont. "Alle Menschen, die hier in dieser Stadt leben, sind eingeladen." Die Aufgabe für die Kultur sei es auch, Brücken zu bauen. Die Zusammenarbeit beim Fest von Acts unterschiedlichster Genres ist auch Ausdruck davon. "Eine zukünftige Gemeinschaft muss möglich sein, die nicht von Spaltung und Hass getragen wird, sondern von Zuwendung", so Kaup-Hasler.
Blasmusik trifft Performance-Kunst
Gespannt darf man etwa auf eine ungewöhnlich anmutende Kooperation sein: Performance-Künstlerin Laurie Anderson wird ihren Hit "Oh Superman" u.a. mit der Jauntaler Trachtenkapelle Loibach vortragen. "Das ist für uns ganz besonders", sagte Obmann Harald Podgornik zur APA. "Sie hat einen eigenen Dirigenten mitgebracht, da merken wir einen Unterschied", lachte der Klarinettist. Die Loibacher sind generell stark ins Programm einbezogen. Ohne alles zu verraten: "Das Lied 'Steh auf steh auf' von Fuzzman hat ein Mitglied von uns extra für die Kapelle arrangiert. Wir spielen das in zwei Versionen - als Marsch und mit Herwig (Zamernik alias Fuzzman, Anm.). Es wird ein spannender Abend", verspricht Podgornik.
Es werde oft der Eindruck erweckt, "als wären Blaskapellen nicht wirklich erpicht, auf so eine Bühne zu treten", meinte Intendant Milo Rau bei einer Pressekonferenz im Vorfeld. Seine Mitmusiker aber, "wir sind zweisprachige Südkärntner", würden jedenfalls hinter der politischen Ausrichtung der Festwochen stehen, bejahte Podgornik eine diesbezügliche Frage der APA.
Musik mit Haltung
Amadeus-Gewinnerin Sodl wird mit ihrer Band ihren bekanntesten Song "I Am A Woman" bringen und für eine kräftige Mischung aus Rock und Indie-Folk sorgen. Die Sängerin, Gitarristin und Songschreiberin gehört zu den spannendsten Newcomern aus Österreich und bezieht auch klar Stellung. Zur Ausrichtung des Festivals gegen Faschismus, Nationalismus und schlechte Vibes sagte sie zur APA: "Ich verorte meine Musik in dieser Haltung und schließe mich dem sehr gerne an. Auch das Motto von Liebe als radikaler Akt finde ich vertretenswert."
Auch Nicole identifiziert sich ebenfalls mit dem Motto der Veranstaltung: "Man muss ja Farbe bekennen", sagte sie beim Interview am Freitag. "Mit Wegschauen ist es nicht getan. Ich war nie der Typ, der auf die Straße gegangen ist und mit Schildern demonstriert hat. Aber ich habe es mit meiner Art mit Musik und den Text versucht. Ein Idiot ist ein unpolitischer Mensch. Man muss ja eine Meinung haben und sich positionieren."
Über die bunte Zusammensetzung des Abends meinte Anja Sodnikar alias Sodl: "Es ist eine hohe Kunst, so viele verschiedene Richtungen zu kombinieren und in Einklang zu bringen." Dazu sagte Zamernik, der nicht nur als Fuzzman, sondern auch als musikalischer Leiter des Events mitwirkt: "Der Trick dabei ist, jeden so zu lassen, wie er oder sie ist. Und jedem den Raum und die Freude zu geben, das zu machen, was jeder und jede gerne tut. Das tun wir hier." Die Eröffnung am Rathausplatz beginnt um 21.20 Uhr und wird auf ORF 2 und 3sat live übertragen.