Gefeiert wurde einerseits das Republik-Jubiläum mit dem einzigen Konzert der Wiener Philharmoniker aus diesem Anlass, andererseits auch die Eröffnung der 211. Saison des Grazer Musikvereins. Gespielt wurde hier immer, auch unmittelbar nach dem Krieg, als für britische Soldaten Konzerte veranstaltet wurden. Zweisprachige Programmzettel aus dieser Zeit zeugen von der internationalen Ausrichtung des Konzertbetriebs in der Nachkriegszeit. Zum Festkonzert war daher auch die britische Botschafterin in Wien, Lindsay Skoll, eingeladen. Sie betonte, dass nicht nur an Jahrestagen der Wert von Freiheit und Demokratie geschätzt werden sollte.
Symphonien von Mozart und Tschaikowsky
Den Beginn des musikalischen Teils machte die Symphonie Nr. 38 von Wolfgang Amadeus Mozart. Welser-Möst malte dieses mitunter sehr dunkel, unerbittlich klingende Werk mit starken Strichen, fast schmerzhaft deutlich und streng. Heftige Schläge, die an die "Zauberflöte" erinnern, drängen mehrmals die zarten Töne der Geigen zurück, es bleiben viele düstere Momente, die durch die elegante, schnörkellose Ausführung beeindrucken. Mozart weist in diesem Werk über sich selbst hinaus, lässt vielleicht schon ahnen, was noch kommen wird.
Auch Peter Iljitsch Tschaikowskys sechste Symphonie ("Pathétique") formte Welser-Möst mit großer Klarheit und ohne billige Effekte, ließ aber gerade durch diese unsentimentale Spielweise Schmerzen, Verzweiflung, unglückliche Liebe und was sich da noch so alles auf, unter und zwischen den Noten an Gefühlen verbirgt, immer wieder deutlich hervortreten. Die musikalisch aufwallenden Emotionen wurden stets gebändigt und zu treffsicheren Momenten gebündelt, da gab es kein unkontrolliertes Schwelgen. Die Streicher, ebenso exzellent wie gefordert, klangen mitunter so herb, als wollten sie jede etwaige Süße im Keim ersticken. Dieses Werk hat kein strahlendes oder pompöses Ende, es verhaucht wie in einer letzten Klage.
(Von Karin Zehetleitner/APA)