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Zum Tod des Musikproduzenten Quincy Jones: Einer, der alles und mit allen konnte

Im Alter von 91 Jahren starb Musikproduzent Quincy Jones: Er arbeitete erfolgreich mit Frank Sinatra ebenso wie mit Michael Jackson.

Quincy Jones bei einer Gala im Jahr 2019
Quincy Jones bei einer Gala im Jahr 2019

In einer Nacht im Jänner 1985 konnte man sehen, worin neben seinem musikalischen Gespür die Talente von Quincy Jones bestanden. Gelassenheit, Übersicht, notwendige Strenge und ganz offensichtlich ein Talent, unterschiedlichste Menschen zu verbinden. Nun, in dem Studio, das in der Doku "The Greatest Night in Pop" zu sehen ist, sind zwar alle Popstars, aber eben aus allen verschiedenen Richtungen: Tina Turner und Ray Charles, Cyndi Lauper und Huey Lewis, Bob Dylan und Diana Ross. Große Egos gegenüber einem aber noch größeren Zeremonienmeister und Produzenten: Quincy Jones, vor dem hatten alle Respekt. Im Alter von 91 Jahren ist Jones, einer der einflussreichsten Männer des Musikbusiness der vergangenen sieben Jahrzehnte, gestorben.

In der Gruppe aus Egos stand in dieser Jännernacht 1985 auch Michael Jackson. Nicht nur weil Quincy Jones als Produzent in den frühen 1980ern die größten kommerziellen Erfolge - unter anderem das Album "Thriller" - mit Jackson gehabt hat, lässt sich behaupten: Es gibt kaum jemanden, er nicht schon einmal etwas gehört hat, bei dem Jones seine Finger im Spiel hatte. Er war nicht nur im Pop daheim. Seine Arbeit schlug sich auch in der Musik von George Benson, Frank Sinatra, Louis Armstrong, Miles Davis, Billie Holiday oder Ella Fitzgerald nieder. Dass er einst die Musik für sich entdeckt habe, sei sein Glück gewesen.

Quincy Jones war unter harten Bedingungen bei seiner Großmutter in Chicago aufgewachsen. Ein Wunder sei es, dass er nicht längst tot oder im Knast sei, schrieb er in seiner vor knapp 25 Jahren erschienenen Autobiografie "Q". Durch Zufall entdeckte er in einem alten Haus ein Klavier. Es war der Wendepunkt. Danach war er Musiker. Er lernte Trompete, gründete mit Ray Charles eine Band, spielte in anderen Bands, erlebte bei Reisen nach Europa eine Welt ohne Rassentrennung, bekam einen Job bei Mercury Records und hatte seinen ersten Erfolg: den Hit "It's my Party" von Lesley Gore. Rund 300 Alben hat er aufgenommen. 1000 Kompositionen stammen von ihm - darunter auch Soundtracks und die Musik zu Serien wie "Roots" und "Bill Cosby Show". 28 Mal konnte er einen Grammy einpacken, 80 Mal war er nominiert. "Ich war in meinem Leben noch nie einsam und mir war noch nie langweilig", hatte Quincy Jones, der viel Geld auch in Sozialprojekte steckte, einmal gesagt.

Er schuf für die Produktion von Musik einen Raum, in dem die Unsicherheit verflog und die Kreativität zu Höhenflügen ansetzen konnte. Ganz so, wie es ein von ihm produzierter Song tatsächlich einmal getan hat: "Fly Me to the Moon" von Frank Sinatra schaffte es mit "Apollo 10" in die Umlaufbahn des Monds. Ach ja, dann war da noch diese Nacht im Jänner 1985, das Studio voller Stars. Da klebte Quincy Jones einen Zettel an die Studiotür: "Check your ego at the door", hatte er draufgeschrieben: Lasst euer Ego vor der Tür. So passierte es. Und in den frühen Morgenstunden war der Song unter seiner Regie aufgenommen. Es war kein stilistisches Meisterwerk. Der Song aber erfüllte seinen Zweck. Er hieß "We Are the World", das Allstar-Ensemble bekam den Namen "USA for Africa" und brachte Millionen für die Hungerhilfe in Afrika - und der Song wurde zu einer der meistverkauften Singles der Popgeschichte. Und "Thriller" von Michael Jackson, unter maßgeblichem Einsatz der Ideen von Quincy Jones entstanden, ist immer noch das meistverkaufte Album der Popgeschichte. Wo Quincy Jones ist, ist oben. Irgendwas hat Quincy Jones immer richtig gemacht.

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