Das Grazer Schauspielhaus hat am Mittwoch erstmals eine Premiere online gezeigt: Mit der deutschen Erstaufführung von Sam Steiners "Zitronen Zitronen Zitronen" ist das Theater mit einer Mischung aus Bühnenaufführung und Szenen im Freien einen neuen Weg gegangen. Das Drama dreht sich um die strenge Beschränkung der Wörter, die Menschen pro Tag sprechen dürfen, und zeigt das fast unmögliche Herantasten an die Minimalisierung gekonnt - und äußerst wortgewaltig.
Die Coronabeschränkungen für Kulturveranstaltungen dauern nun schon länger und werden wohl noch nicht so schnell beendet sein. Das Schauspielhaus hat jetzt trotzdem die Produktion von "Zitronen Zitronen Zitronen" herausgebracht und dabei auf eine interessante Mischform von Theater und Film gesetzt. Regisseurin Anne Mulleners hat mit Filmemacher Thomas Achitz das Drama für eine filmische Umsetzung adaptiert. Gedreht wurde auf der Bühne, aber auch im Botanischen Garten. Szenenwechsel wie auch Wechsel zwischen Schwarz-Weiß und Farbe geben einen streng komponierten Rahmen vor, in dem nichts von den Darstellerinnen ablenkt.
Autor Sam Steiner entwarf in seinem Drama eine beklemmende Zukunftsvision, bei der die Kommunikation auf 140 Wörter pro Tag eingeschränkt wird. Olivia und Bernadette, eine Musikerin und eine Juristin, kommen in ihrer gerade beginnenden Beziehung mit dieser Beschränkung nicht klar, sie versuchen sich erst an das Leben der anderen heranzutasten. Als die Bestimmung in Kraft tritt, wehrt sich die Musikerin Olivia (Maximiliane Haß, ganz in Rot gekleidet) dagegen, während Juristin Bernadette (Katrija Lehmann, blau gekleidet) sich anzupassen versucht. Zusammen suchen sie Wege, um die Vorschriften einzuhalten und trotzdem einander alles mitzuteilen. Abkürzungen werden als Möglichkeit erwogen, aber auch pantomimisches Darstellen. "Ich liebe dich" wird zu "Lieb dich" eingekürzt - und die Absurdität beim Einsparen eines einzigen Wortes deutlich.
Maximiliane Haß und Katrija Lehmann zeigen nuanciert junge Frauen mit höchst unterschiedlichen Ansprüchen, aber sehr starker gegenseitiger Zuneigung, die auch die Sprachlosigkeit überwindet und in letzter Konsequenz negiert. Die Produktion soll auch, sobald es möglich ist, live gezeigt werden, was einen interessanten Vergleich ermöglichen wird.
Theater: "Zitronen Zitronen Zitronen" von Sam Steiner. Regie: Anne Mulleners, Film: Thomas Achitz, Bühne und Kostüme: Eva Sol, Philipp Glanzner. Mit: Maximiliane Haß, Katrija Lehmann. Weitere Streamingtermine: 9., 13. und 29. April 2021. https://schauspielhaus-graz.buehnen-graz.com