Vernichtend war seinerzeit die Kritik im "Figaro" anlässlich der 1861 erfolgten Uraufführung. Und ja, wer sich Ohrwürmer und Bravourstücke a la Hoffmanns Erzählungen erhofft, wird eher enttäuscht. Dafür darf man sich an allerlei parodistischen Zitaten erfreuen, wie überhaupt das Stück eine Persiflage auf neureiches Bildungsspießbürgertum, Starkult und anmaßende Kulturjournalistik darstellt.
Karina Fibichs Inszenierung versetzt die Handlung vom Paris der 1830er Jahre ins Baden (sic!) der wilden 20er, was wiederum Bühnenbildner Christof Lerchenmüller nicht daran hindert, einen TV-Screen zu integrieren. Ganz ohne Bildschirm geht's halt offenbar doch nicht bei der langjährigen ORF-Redakteurin Fibich. Zu viele Fragen darf man ohnehin nicht stellen, sonst wäre auch interessant, warum Robert Kolar, ein Komödiant ersten Ranges, als Kammerdiener kärntnerisches Idiom abliefern muss.
Den Möchtegern-Mäzen gibt Grandseigneur Helmut Wallner in Nestroy'scher Manier, Alice Waginger als sein Mündel wirkt darstellerisch brav und sängerisch gediegen. Mahdi Niakan als Casimir macht seine Sache gut, Conny Boes ist eine wandlungsfähige Bedienstete, Sylvia Rieser eine stimmgewaltige Freifrau Colonia, Jan Walter ist die köstliche Studie eines exaltierten Kritikers zu verdanken.
Auch sogenannte kleine Produktionen haben also durchaus ihren Reiz, und das Publikum fand auch einigen Gefallen. Umso seltsamer mutet der Umstand an, dass "Salon Pitzelberger" nur zweimal aufgeführt wird. Dafür gibt es am 26. und 27. April ein "Cross Over Konzert von Fred Astaire bis Judy Garland", am 28. April lesen Maria Köstlinger und Juergen Maurer Schnitzler-Duette, am 22. und 23. Mai gastiert das Landestheater NÖ mit Elfriede Jelineks "Am Königsweg".
(S E R V I C E - Jacques Offenbachs "Salon Pitzelberger im Stadttheater Baden. Regie: Karina Fibich. Mit Helmut Wallner, Alice Waginger, Mahdi Niakan, Robert Kolar, Conny Boes, Sylvia Rieser und Jan Walter. Weitere Aufführung am 13. April. Information: Tel. 02252/22522, www.buehnebaden.at)