13. Eine Lucia aus Graz leuchtet in Schweden
24 Adventbräuche, die Sie womöglich noch nicht kennen - Teil 2
Eine festliche Reise um die Welt: die Vielfalt der Weihnachtstraditionen ist groß. Wir haben 24 Rituale, Feste, Besonderheiten und Eigenheiten zusammengetragen.

Die Schweden ticken anders. Je dunkler es im Dezember wird, umso mehr freuen sie sich. Alle fiebern, ob Klein oder Groß, dem 13. Dezember entgegen. Dann ist Luciatag, der voll Inbrunst und mit viel Kerzenlicht und Safranhefeteiggebäck gefeiert wird - egal ob in den Kindergärten oder Schulen, in den Büros, Altenheimen oder Kirchen. Während wir hierzulande um den Adventkranz hocken, wandert die Lucia im hohen Norden mit einem (heute aus Sicherheitsgründen elektrisch erleuchteten) Kerzenkranz auf dem Kopf durch die Dunkelheit. Und das wirkt magisch.
Ob es sich dabei um eine Huldigung der heiligen Lucia aus Syrakus handelt oder um das Vertreiben von bösen Geistern und sprechenden Tieren, die sich in der Finsternis verstecken, ist einerlei. Ganz irdisch ist, dass allerorts für Gesprächsstoff und Wettbewerb sorgt, wer als Lucia die glockenhell singende Gefolgschaft aus weiß gewandeten Mädchen, Sternenjungen und Lebkuchenmann anführen darf. Nicht selten rittern in den Ortschaften mehrere Anwärter(-innen) um die Hauptrolle - Buben sind in Schweden dabei nicht ausgeschlossen.
In der Dorfkirche von Björsäter in Östergötland ist heuer übrigens Ilvi Wunsch aus Graz die Lucia. Die Elfjährige lebt seit vier Jahren mit ihren Eltern in Schweden und singt im örtlichen Kinderkirchenchor.
14. Dank an Maria für die gute Olivenernte
Im spanischen Dorf Casarabonela findet in der Nacht vor dem Tag der heiligen Lucia die Fiesta de los Róndeles statt. Es ist ein Akt des Dankes an die Jungfrau Maria für die eingebrachte Ernte. Dabei kleiden sich die Männer traditionell und entzünden ihre Róndele - gerollte Espartograsmatten, die in den Pressen der Ölmühlen verwendet wurden - an einem Lagerfeuer. Damit beleuchten sie den Weg, wenn die Marienstatue aus dem Dorf bis zur Kirche Santiago Apóstol getragen wird. Ein Chor folgt und singt jahrhundertealte Weihnachtslieder aus dem Dorf. Dann kehren die Einwohner zum Dorfplatz zurück und genießen heiße Schokolade, Krapfen und Olivenöl auf Toast.

15. Lang dauernde Freude auf den Phlippinen
Die Weihnachtszeit beginnt auf den Philippinen schon im September - inklusive der dazugehörigen Dekoration und Musik. Das asiatische Inselreich hat also die längste Weihnachtszeit der Welt.
Ab 16. Dezember werden dann neun Tage lang in den frühen Morgenstunden Messen abgehalten. Die Tradition wird Simbang Gabi (dt. Nachtmesse) genannt und stammt aus der spanischen Kolonialzeit. Die Tradition besagt, dass Gott jenen einen Wunsch erfüllt, die während der Novene alle Frühmessen besucht haben. Ein wichtiger Teil des Weihnachtsschmucks sind sternförmige Laternen, Paról genannt, die vermutlich aus der Zeit stammen, als sie den Gläubigen den Weg in die Kirche erhellten, und um den Stern von Bethlehem zu symbolisieren.
Advent gibt es auf den Philippinen nicht, und daher auch keinen Adventkranz mit vier Kerzen, es gibt aber große Kränze mit bis zu 20 Kerzen.

16. Weihnachtsgruß aus dem Glockenturm
In einigen Dörfern im Tessin gibt es an den neun Abenden vor Weihnachten einen besonderen Brauch: Per Hand werden die Kirchenglocken geläutet und ein weihnachtlicher Gruß in die Nacht gesandt. Ein spezieller Fall ist das Dorf Morcote am Luganer See: Dort findet sich im Glockenturm der Kirche ein gemütlicher Raum, mit Platz für maximal 15 Personen - der Brauch wird zu einem Moment der Geselligkeit. Traditionell bringen die Gäste etwas mit - Käse, Wurst oder eine Flasche Wein. Die Melodien bei der "Biciocada" werden von erfahrenen ehrenamtlichen Glöcknern an Jüngere weitergegeben. Die Tradition wurde 1977 neu belebt. Am Heiligen Abend spielen die Freiwilligen am Ende der Mitternachtsmesse das Stück mit dem Namen "Tri còrni e n bécch" (Drei Hörner und ein Schnabel). Im gemütlichen Raum dauern die Feiern an.

17. Irland erteilt Santa Claus Flugerlaubnis
Auch in der besinnlichen Zeit beweisen die Menschen in Irland Humor: So verkündete Irlands Regierungschef Leo Varadkar diese Woche traditionell wieder eine gute Nachricht im Parlament in Dublin: "Ich bestätige, dass Santa Claus die Erlaubnis bekommen hat, den irischen Luftraum zu betreten." Der Weihnachtsmann dürfe die Landesgrenzen am 24. Dezember und 25. Dezember überqueren. Varadkar bedankte sich bei der Luftraumüberwachung, den Einreisebehörden und dem Zoll für die notwendigen Ausnahmen.
In Irland stellen die Menschen am Heiligen Abend eine brennende Kerze ins Fenster: Damit soll symbolisiert werden, dass Maria und Josef hier eine Bleibe hätten, aber auch anderen Reisenden soll der Weg gewiesen werden.
Eine eiskalte Tradition ist das Weihnachtsschwimmen im Atlantik am 25. Dezember. Die meisten stürzen sich für einen guten Zweck ins Wasser - und danach trinken wohl manche irischen Whiskey-Punsch - dieser enthält natürlich Whiskey, zudem Zitrone, Nelken und etwas braunen Zucker.
Das beliebteste Weihnachtslied in Irland ist dem Vernehmen nach "Fairtytale of New York" (The Pogues und Kirsty MacColl).

18. Gurkerl, Popcorn und Stanitzel
Strohsterne, Kugeln und in Stanniol verpackte Schokofiguren sind vor allem in Österreich und Deutschland zu finden. Andernorts wiederum finden sich mitunter skurril anmutende Schmuckstücke: So wird in den USA ein - nicht echtes - Essiggurkerl im Weihnachtsbaum versteckt. Wer es findet, bekommt eine kleine Überraschung. Beliebt sind zudem Girlanden aus Popcorn sowie medaillenförmiger Schmuck, der oft Familienfotos enthält. In Spanien hängen die Heiligen Drei Könige als Schokofiguren im Christbaum. In Dänemark darf das Kræmmerhus nicht fehlen. Das meist selbst gebastelte Stanitzel wird mit Süßigkeiten, Keksen und Nüssen gefüllt.
In der Ukraine dürfen Spinnen oder -netze am Christbaum nicht fehlen: Das geht auf eine Legende zurück, wonach Spinnen den Baum einer armen Witwe mit Spinnweben geschmückt haben, in manchen Varianten verwandelten sich diese dann in Gold.

19. Der Joulupukki stammt aus Finnland
Finnland ist die "offizielle" Heimat des Weihnachtsmanns. In Rovaniemi (Lappland) gibt es ein Weihnachtsmanndorf. Der Polarkreis verläuft durch das Dorf. Der Weihnachtsmann - in Finnland heißt er Joulupukki - kann dort jeden Tag besucht werden, er hat ein Büro und steht für Gespräche zur Verfügung. Der Legende nach lebt der Weihnachtsmann aber auf dem schwer zugänglichen Berg Korvatunturi (Ohrenberg) im äußersten Norden Finnlands. Und weil der Berg aussieht wie zwei Ohren, hört Joulupukki der Legende nach die Wünsche aller Kinder der Welt besonders gut.

20. Einheitliches Menü zu Weihnachten
Adventkranz, selbst gebackene Kekse, Besuch vom heiligen Nikolaus - solche vorweihnachtlichen Traditionen sind in Frankreich, abgesehen vom Elsass, wenig verbreitet. Das Fest selbst hat aber große Bedeutung für französische Familien, die es am Tisch sitzend und essend verbringen. Das Weihnachtsmahl folgt dabei erstaunlich einheitlichen Regeln. Unverzichtbar sind dabei Gänsestopfleber (Foie gras), Austern und Räucherlachs, ordentlich "begossen" mit Champagner oder feinen Weinen.
Das Hauptgericht besteht aus einer mit Maroni gefüllten Pute. Gerne darf es noch etwas Käse sein, bis man nach Stunden beim Dessert ankommt, einem Baumkuchen namens "Bûche de Noël". Gab es einst den Brauch, ein "Weihnachts-Scheit" zu verbrennen, ist das Scheit, die "bûche", heute mangels Kaminöfen verzehrbar. Essen bleibt im Land der Gourmets auch an Weihnachten zentral. (Birgit Holzer)

21. Fastenzeit dauert bis zum 24. Dezember
In Bulgarien feiern orthodoxe Christen am 25. und 26. Dezember Weihnachten - nicht wie etwa in Russland oder Ägypten am 6. Jänner. Denn in Bulgarien gilt der gregorianische Kalender. Ab dem 15. November wird gefastet, es gibt ausschließlich vegetarische Speisen. Nur am 6. Dezember kommt Fisch auf den Tisch. Auch am 24. wird gefastet, es gibt traditionell eine ungerade Anzahl an Speisen: sieben (die Tage der Woche) oder neun (Monate einer Schwangerschaft) oder dreizehn (zwölf Apostel plus Jesus).
Auf Bulgarisch heißt Weihnachten übrigens Koleda. In der Nacht auf den 25. sind dann die Koledari, die Weihnachtssänger, unterwegs - es ist ein weitverbreiteter slawischer Brauch. Sie tragen Tracht oder Umhänge und oft auch einen Kranz aus Kirschzweigen. Sie wünschen allen Glück und Gesundheit und singen Weihnachtslieder. Mit dekorierten Stöcken klopfen die Koledari auf die Rücken der Leute. Dafür werden sie mit Brezeln oder Geld beschenkt. Auch sie sollen die bösen Geister vertreiben und für ein gutes neues Jahr sorgen.

22. Es werde Licht! Vor allem in Dyker Heights
Die USA sind bekannt für überbordende Weihnachtsbeleuchtung. Seit vier Jahrzehnten zählt auch Dyker Heights zu den Touristenattraktionen. Elf Monate im Jahr verirrt sich kein Tourist in die Wohngegend im Südwesten des New Yorker Stadtteils Brooklyn. Aber wenn Weihnachten bevorsteht, schlägt alle Jahre wieder die große Stunde für das Viertel - und Dyker Heights wird zu "Dyker Lights". Fast jedes Haus in der Gegend wird ausgiebigst geschmückt - mit Kunstschnee, aufblasbaren Schneemännern, Rentieren, aber vor allem mit funkelnden Lichtern. Gestartet wurde das Spektakel einst von Lucy Spata, die Mitte der 1980er-Jahre nach Dyker Heights zog, nachdem ihre Mutter verstorben war. Die beiden hatten zu Weihnachten immer gemeinsam geschmückt. Und so setzten Spata und ihr Mann diese Tradition fort. Inzwischen sind dort Dutzende gigantisch geschmückte Häuser zu bewundern. Unzählige Menschen kommen jeden Abend vorbei, um das Spektakel zu bewundern.
23. Zwölf Speisen und Stroh unter dem Tischtuch
Am Heiligen Abend gibt es in Polen die Tradition der Weihnachtsoblaten. Jedes Familienmitglied bekommt eine und bricht von den anderen einen Teil der Oblate ab. Dabei wünschen sich alle Glück und Segen für das kommende Jahr. Danach gibt es das traditionelle Weihnachtsessen, Wigilia genannt. Das Wort stammt vom Lateinischen vigilare, wachen. Denn die Menschen wachen bis zur Ankunft des Jesuskindes. Währenddessen gibt es ein zwölfgängiges vegetarisches Menü. Wenn der erste Stern am Himmel zu sehen ist, beginnt das Mahl. Die zwölf Gänge symbolisieren die Monate des Jahres und die Anzahl der Apostel. Alle Gerichte kommen gleichzeitig auf den Tisch. Unter einem weißen Tischtuch befindet sich mitunter etwas Stroh, das an Christi Geburt erinnert. Auf dem Tisch steht auch ein extra Gedeck - zum Gedenken an verstorbene Familienmitglieder oder falls eine bedürftige Person an die Tür klopfen sollte. Um Mitternacht geht es in die Kirche zur Pasterka, der Hirtenmesse.

24. Ausrufung des Friedens zu Weihnachten
In der finnischen Stadt Turku wird seit 700 Jahren am 24. Dezember der Weihnachtsfrieden ausgerufen. Zahlreiche Menschen werden auch dieses Jahr wieder vor das Rathaus kommen, wenn um 12 Uhr der Protokollmanager der Stadt, Mika Akkanen, die Botschaft verkündet. Für die Menschen in Finnland hat diese Tradition eine große Bedeutung. Der genaue Wortlaut der Überlieferung ist aus den ersten Jahrhunderten nicht erhalten, der Inhalt ist derselbe geblieben - und lautet übersetzt in etwa so: "Morgen, so Gott will, wird der gnadenvolle Geburtstag unseres Herrn und Heilands sein. Wir erklären daher hiermit einen allgemeinen Weihnachtsfrieden und fordern alle auf, dieses Fest mit gebührender Andacht zu begehen und sich auch sonst ruhig und friedlich zu verhalten, denn wer diesen Frieden bricht und das Weihnachtsfest durch ungesetzliches oder ungebührliches Verhalten stört, wird unter erschwerenden Umständen mit derjenigen Strafe bedroht, die das Gesetz und die Verordnungen für jedes Vergehen und jede Ordnungswidrigkeit gesondert vorschreiben. Abschließend wünschen wir allen Einwohnern der Stadt ein frohes Weihnachtsfest."




