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Bison und Strauß erfreuen Gourmets

Afrika, Amerika - oder doch Niederösterreich? Strauße und Bisons fallen in der Landschaft rund um die Donau ebenso auf wie am Teller.

 Das weitläufige Straußenland der Familie Gärtner – eingebettet im idyllischen Kamptal – ist ein spannender Zuchtbetrieb für Strauße, Nandus und Emus.
Das weitläufige Straußenland der Familie Gärtner – eingebettet im idyllischen Kamptal – ist ein spannender Zuchtbetrieb für Strauße, Nandus und Emus.

Schon das Schnauben ist mehr als imposant: Wenn in Langschlag der Boden zu zittern beginnt, dann sind die Bisons der Familie Baumgartner im Anmarsch. Auf ihrer Ranch halten sie die kraftvollen Tiere, deren Fleisch dem Menschen bereits seit mehr als 6000 Jahren schmeckt. Der Amerikanische Bison, auch bekannt als Büffel, geht auf dem nordamerikanischen Kontinent um; in Europa gibt es die stärkste Verbreitung in Polen, der Ukraine und Russland. Ihr Fleisch ist ein Highlight, das zur Spitze der beliebtesten Premiumfleischsorten zählt. Spitzenköchinnen und Fleischsommeliers aus aller Welt arbeiten mit dieser Delikatesse.

Qualitativ hochwertiges Bisonfleisch

Filet, Schnitzel, Rohschinken: Der edle Geschmack lässt sich mit einer Kombination aus Wild und Rind mit einem leicht nussigen Abgang wohl am besten beschreiben. "Die absolut perfekte Qualität unseres Fleisches ist insbesondere auf die 100 Prozent natürliche Ernährung, das sanfte mehrjährige Wachstum, die artgerechte ganzjährige freie Weidehaltung und nicht zuletzt auch auf die Ausnahme der behördlich genehmigten Weideschlachtung zurückzuführen", berichtet Thomas Baumgartner von der Bison Ranch. Die Urrinder dürfen auf der Weide geschossen werden, was er selbst erledigt. "Unsere Bisons wachsen somit nicht nur ohne künstliche Zugabe von Hormonen, Wachstumsstoffen und subtherapeutischen Antibiotika auf, sondern setzen vor allem auch bei der Schlachtung keinerlei bedenkliche Stresshormone ins Fleisch ab." All seine Produkte reifen zudem ohne Transportwege im hauseigenen Schlacht-, Zerlege- und Verarbeitungsbetrieb und werden dort auch veredelt. "Qualitativ hochwertiger, artgerechter und auch umwelt- sowie ressourcenschonender kann Fleisch nicht sein", argumentiert der Landwirt.

Onlineshop und Heuriger

Baumgartner hat sich richtiggehend in die großen Tiere verliebt. Er schätzt ihre Kraft und natürlich auch den Geschmack des Fleisches. Ursprünglich führte er einen Milchviehbetrieb. Dann wurde es exotisch und er brachte das Fleisch von zuerst sechs Urrindern auf den Markt. Die Zusammenarbeit der Generationen auf der Ranch klappt gut, anders wäre auch die Kombination mit Onlineshop und Heurigem nicht zu stemmen, sagt Gerlinde Baumgartner. Im Hintergrund grasen gemächlich die Bisons. Die Wildtiere haben ein größtenteils ruhiges Wesen. Aufgrund der zwingend notwendigen natürlichen Haltungsform wachsen Jungbullen erst im Laufe von drei Jahren zu einem Gewicht von 500 bis 600 Kilogramm heran und sind erst drei Jahre später voll ausgewachsen. Mit einer Schulterhöhe von bis zu 1,8 Metern und einer Länge von bis zu vier Metern kann ein Bulle ein Gewicht von gut einer Tonne und ein Alter von 20 bis 30 Jahren erreichen.

Straußenfleisch aus dem Kamptal

Schauplatzwechsel ins Kamptal. In Schönberg wuselt es. Nicht nur vor Straußennachwuchs, sondern auch vor Kindern. Die Straußenfarm der Familie Gärtner ist ein beliebtes Ausflugsziel. Doch nicht nur die majestätischen Vögel gibt es dort zu bewundern, sondern auch ihr Fleisch. "Der Kauf des Straußenfleisches steigt jedes Jahr langsam an", sagt Sonja Gärtner den "Salzburger Nachrichten". "Wir verkaufen das Fleisch im Hofladen selbst und versenden das Fleisch zeitweise im Onlineshop."

Köstliches von dem eigentlich in Ost- und Südafrika heimischen Tier gibt es eben nicht rund um die Uhr und an jedem Tag im Jahr zu erstehen. Was Sonja Gärtner an den eigenen Produkten, etwa dem Fleisch, der Leber oder der selbst produzierten Wurst, mag? "Es ist schon der Gedanke an das zarte rote Straußenfleisch mit seinem exquisiten Geschmack", sagt sie. Als Rotfleischalternative sei es zu einem gesuchten Produkt für gesundheitsbewusste Genießerinnen und Genießer geworden. Immerhin: "Es enthält kaum Fett und wenig Cholesterin. Die Garzeiten sind sehr kurz und schon allein deshalb liegt Straußenfleisch richtig im Trend für abwechslungsreiche Gerichte und eine schnelle Küche." Apropos Cholesterin: Mit unter 60 Milligramm pro 100 Gramm gilt Straußenfleisch als gute Wahl für alle Leute, die auf ihren Blutdruck oder ihre Blutfettwerte achten müssen.

"Straußenfleisch enthält kaum Fett und Cholesterin."
Sonja Gärtner
Züchterin

Das Fleisch vom Strauß reift im Kamptal bis zu 28 Tage. Es erinnert geschmacklich etwas an Rinderfilet und gleichzeitig auch an Enten- oder dunkles Putenfleisch. Seine Konsistenz ist fest, dabei aber sehr zart. Es eignet sich vorzüglich für die Zubereitung von Filetsteak, aber auch paniert auf Wiener Art, in Variationen als Geschnetzeltes, Roulade, chinesische Pfanne, Schmorbraten. Fein schmeckt es auch als geröstetes Fleisch, gerne über offener Flamme, oder aber Straußentatar, Bratwurst und Käsekrainer. Als Straußenburger hat es das große Federtier auch bereits auf so manche Speisekarte in der Stadt Salzburg geschafft.

Rieseneier sorgen für Aha-Erlebnisse

"Seit 1993 züchten wir unsere Strauße im Kamptal. In unserem 17 Hektar großen Freiland halten und betreuen wir sie wie Wildtiere", so Sonja Gärtner. Schnell merkten ihre Familie und sie, dass die Menschen aus nah und fern reges Interesse an den wendigen Tieren hatten. Deshalb gibt es heute viel zu sehen im Straußenland - und viel mitzunehmen. Die Federn erfreuen sich großer Beliebtheit und die rund eineinhalb Kilogramm schweren Eier sorgen für Aha-Erlebnisse, etwa als Rieseneierspeise, Riesenspiegelei, Kaiserschmarrn oder Eierlikör. Ein Ei entspricht etwas mehr als 20 Hühnereiern und wiegt 1,3 Kilogramm. Dafür ist es zumindest zwei Monate ab Kauf haltbar. Selbst die Schale der Eier lässt sich gut verkaufen; sie soll, gerne auch in Bruchstücken, in der Küche aufgestellt zuverlässig gegen Lebensmittelmotten wirken und diese fernhalten.

Straußenland begeistert Kinder

Angst, dass Tiere flügelschwingend Reißaus von der Farm nehmen, muss Sonja Gärtner nicht haben. Aufgrund der Rückbildung seiner Flügel und Federn kann der bis zu drei Meter große Vogel nicht fliegen - und das, obwohl sein Vorfahre, die Straußenechse, vor 40 Millionen Jahren dazu in der Lage war. Die Flügel dienen heute der Balz, zum Schattenspenden und zum Halten des Gleichgewichts beim schnellen Lauf. Die Kinder, die das Straußenland mit ihren Eltern besuchen, sind vor allem von den frisch geschlüpften Küken begeistert. Diese sind rehbraun, ihr Daunenkleid hat dunkle Tupfen. Sie schlafen oder schreiten neugierig durch das Gehege, die Daunen des Rückgefieders stehen wie bei einem Igel in die Höhe. Mit einem Gerücht möchte Sonja Gärtner schließlich aufräumen und sagt: "Stecken Sie nicht den Kopf in den Sand, der Strauß hat das nämlich noch nie getan!"

Sie wollen mehr zu dem Thema erfahren? Dann lesen Sie weitere Artikel in der Beilage „Kulinarisches Niederösterreich“ – ab 22. Juni kostenlos im E-Paper oder in der SN-App.

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