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Dörfer zum Bergsteigen

Kaum ein Land weltweit eignet sich so sehr zum Wandern, Klettern und Bergsteigen wie Österreich. Prädestiniert dafür sind insbesondere die Bergsteigerdörfer.

Paradies für begeisterte Wanderer: der Nationalpark Gesäuse.
Paradies für begeisterte Wanderer: der Nationalpark Gesäuse.

Die Bergsteigerdörfer in Österreich sind Alpinismuspioniere in den jeweiligen Regionen. Insgesamt gibt es in Österreich 22 Bergsteigerdörfer. Die Initiative der Bergsteigerdörfer wurde dabei 2008 vom Österreichischen Alpenverein ins Leben gerufen. Inzwischen arbeiten auch andere Alpenvereine dabei mit und es wird ein regelmäßiger Austausch gepflegt. Laut Marion Hetzenauer, Projektbetreuerin der Bergsteigerdörfer im Österreichischen Alpenverein, geht die Gründung vor allem auf zwei Ideen zurück, die der Tradition der Alpenvereine entspringen. Franz Senn, einer der Begründer des Deutschen Alpenvereins, wollte mit dem Bergtourismus eine Lebensgrundlage für Menschen im Gebirge schaffen. "Sie sollten ihr karges Leben aufwerten, indem sie als Bergführer arbeiten oder indem sie Bergtouristen auf den jeweiligen Hütten kulinarisch verpflegen", sagt Hetzenauer.

Auch Peter Haßlacher, der als ehemaliger Leiter der Abteilung Raumplanung und Naturschutz im Österreichischen Alpenverein bei der Erstellung der Alpenkonvention beteiligt war, wird hier großer Einfluss nachgesagt. Haßlachers Vision war, dieses ambitionierte politische Rahmenprogramm für eine nachhaltige Entwicklung im Alpenraum von der Theorie in die Praxis zu überführen. "Mit Roland Kals hat er einen Raumplaner beauftragt, der anhand der Alpenkonvention und der Philosophie des Alpenvereins verschiedene Kriterien entwickelt hat, um Ortschaften als Bergsteigerdörfer zu klassifizieren", klärt Hetzenauer auf.

Möglichst unbebaut

Die Bergsteigerdörfer sind mit einer geringen Einwohnerzahl kleinstrukturiert und im alpinen Raum angesiedelt. Trotz alpiner Lage sollten sie touristisch erschlossen sein (Gasthäuser, Zimmervermietung, Hütten), wobei die Anbindung an ein überregionales Skigebiet ein Ausschlussgrund wäre, "denn die alpinen Flächen sollten möglichst unbebaut sein, das ist ein wichtiges Kriterium", sagt Hetzenauer. Die Bergsteigerdörfer heißen dabei nicht nur Bergsteigerinnen und Bergsteiger willkommen, auch gemütlichere Wanderer, Skitourengeherinnen oder Kletterer werden angesprochen. Trekking, Hochtouren, Klettersteige, Mountainbiken, Schneeschuhwandern, Langlaufen oder Eisklettern - die Liste an sportlichen Aktivitäten ist in Bergsteigerdörfern lang. "Es muss die Bereitschaft da sein, ein Angebot zu fördern und stetig weiterzuentwickeln, das nicht nur den Tourismus stärkt, sondern auch die nachhaltige Entwicklung der jeweiligen Region", so Hetzenauer. Die Zusammenarbeit der Beteiligten vor Ort ist dabei wichtig.

Nachhaltige Mobilität als Herausforderung

Ein wichtiges Thema in Zeiten des Klimawandels und hoher Energiepreise ist die nachhaltige Mobilität. Mitfahrbörsen und Fahrgemeinschaften können eine Möglichkeit sein, um nicht immer mit dem Auto anzureisen. Zug und Bus sind zwar Alternativen, aber es bedarf in jedem Fall einer besseren Infrastruktur. Vor allem in ländlicheren Gegenden sind die öffentlichen Verkehrsmittel am Wochenende zum Teil nur eingeschränkt unterwegs - das Auto ist dann zwar die deutlich weniger nachhaltige, aber doch meistens schnellere Alternative zu den Öffis.

"Da hat jedes Bergsteigerdorf so seine Herausforderung. Zum Teil funktioniert es schon ganz gut, wie mit dem Sammeltaxi im Gesäuse oder beim Skitourentransfer im Schmirn- und Valsertal, aber da gibt es sicherlich noch Luft nach oben", gibt auch Hetzenauer zu. Nicht nur zwischen den Alpenvereinen, auch zwischen den Bergsteigerdörfern gibt es einen Austausch - dieser wird auch im Rahmen einer Jahrestagung, die kürzlich wieder stattgefunden hat, gefördert. Das Ziel ist klar: den Gast für die ursprüngliche Bergwelt zu begeistern.



Lohnende Wanderziele

Tipps für Wanderungen, die durch herrliches Panorama bestechen und sich im Anschluss bzw. zwischendurch für eine gemütliche Hüttenrast anbieten.

Maltatal
Neben anspruchsvollen und alpinen Bergtouren bietet das kärntnerische Bergsteigerdorf Malta schöne Familienwanderungen. Die Malteiner Wasserspiele stellen ein Naturschauspiel dar und begeistern Kinder. Eine eher einfache Tour führt auch auf das Stubeck, das wegen seiner Aussicht auf die Hohen Tauern und die Reißeckgruppe besonders beliebt ist. Botanisch Interessierten ist das Faschaunereck zu empfehlen, dort gibt es hoch über den Almen des Maltaberges eine herrliche Flora zu entdecken.
Mehr Infos:www.maltatal.com

Schärtenalm
Die Schärtenalm liegt in 1359 Metern Höhe etwa auf halbem Weg zwischen dem Hintersee und der Blaueishütte. Von der Hütte im Berchtesgadener Land hat man einen schönen Blick auf den Hintersee, das Gebirgsmassiv der Reiter Alm und das Ramsauer Tal. Bekannt ist die Schärtenalm auch für ihre selbst gemachten Kuchen, deren Stücke so großzügig portioniert sind, dass auch hungrige Bergsteiger satt werden. Von der Schärtenalm bietet sich der Weiterweg zur Blaueishütte (1680 Meter Höhe) an.
Mehr Infos:www.berchtesgaden.de

Hüttendorf Göriach
Auch der Lungau steht bei Wanderern hoch im Kurs. In Hintermuhr können Naturliebhaber zum Murursprung wandern, eine Einkehr auf der zirka 50 Gehminuten entfernten Sticklerhütte ist empfehlenswert. Wer es gerne etwas alpiner mag, kann auch das 2711 Meter hohe Weißeck, den höchsten Berg der Radstädter Tauern, besteigen. Das Hüttendorf Göriach liegt zirka neun Kilometer hinter Göriach. Der Weg ist im Lungauer Almsommer von Mitte/Ende Mai bis Anfang Oktober ohne Maut befahrbar.
Mehr Infos:www.lungau.at