Einen schnellen Plausch kann der Leutschacher Landwirt Hans Muster mit seinem Nachbarn nicht so einfach halten. Dabei scheitert es keineswegs am guten Willen, sondern am gegenseitigen Verstehen: Nur hundert Meter vom Oblak-Hof entfernt wird nämlich nicht mehr Deutsch, sondern schon Slowenisch gesprochen.
Mitten im südsteirisch-slowenischen Grenzgebiet, hoch oben auf einer Hügelkuppe im Ortsteil Remschnigg, liegt der landwirtschaftliche Betrieb der Familie Muster. Seit über drei Jahrzehnten bewirtschaftet der 54-jährige Südsteirer zusammen mit seiner Frau Christa den zweihundert Jahre alten Hof. Ein Teil des Grundbesitzes der Familie liegt sogar noch immer jenseits der Grenze. Rund fünf Hektar Grund befinden sich auf slowenischem Staatsgebiet. "Obwohl die politischen Verhältnisse über Jahrzehnte viel Trennendes geschaffen haben, ist auch einiges miteinander verbunden geblieben", sagt Hans Muster. Eine Barriere sei natürlich die Sprache, fügt er hinzu. "Meine Eltern haben beide noch den windischen Dialekt gesprochen, an uns Kinder haben sie den aber nicht mehr weitergegeben." Und so muss er sich heute mit seinen slowenischen Nachbarn mit "Händen und Füßen" verständigen. "Das klappt auch irgendwie", schmunzelt er.
Steirische Zwergzebus
Neben seiner außergewöhnlichen Lage kann der Oblak-Hof noch mit einer weiteren Besonderheit aufwarten: Seit fast 25 Jahren züchten die Musters Zwergzeburinder in Mutterkuhhaltung. "Die Rinderrasse stammt ursprünglich aus Südasien", erklärt der Biobauer. "Von dort aus sind die Tiere nach Amerika, Afrika, Australien und in geringer Zahl auch nach Europa gelangt." Mit ihrer Größe von 90 bis 110 Zentimetern gehören Zwergzebus zu den kleinsten Rinderrassen der Welt. Weibliche Tiere erreichen ein Körpergewicht bis zu 300 Kilogramm, männliche bis zu 450 Kilogramm. Ihr Name leitet sich vom tibetischen Wort "zeu" oder "zeba" ab, was "Buckel" bedeutet und auf den auffälligen Widerristhöcker der Rinder hinweist. Ihr "Markenzeichen" befindet sich genau am Übergang von der Hals- zur Brustwirbelsäule. Der Höcker kann klein, groß, gerade oder hängend sein und ist ein stark entwickelter Muskel, der die Wirbelsäule mit den Schulterblättern verbindet. Restlos geklärt ist die Funktion des Höckers bis heute nicht. Vermutet wird aber, dass er ein physisches Merkmal für die Geschlechtsreife von männlichen Tieren ist.
Rund 100 Stück der besonderen Rinder leben aktuell in Remschnigg. "Wir haben uns auf die Fleischproduktion und die Vermarktung ab Hof spezialisiert", erklärt Hans Muster. "Schlachtreif sind die Tiere, wenn sie zwischen zwei und drei Jahre alt sind, hauptsächlich verwerten wir da das Fleisch von männlichen Tieren. Die Kühe werden bis zu 25 Jahre alt."