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Arthrose: Neue Therapiemöglichkeit in Aussicht

Grazer Wissenschaftler erforschten die Mechanismen, die bei der körpereigenen Abwehr der Arthrose eine Rolle spielen. Ihre Entdeckung öffnet neue Möglichkeiten in der Therapie.

Arthrose: Neue Therapiemöglichkeit in Aussicht
Arthrose: Neue Therapiemöglichkeit in Aussicht

Arthrose zählt zu den häufigsten Gelenkserkrankungen weltweit. Die Gelenke werden immer schwerer beweglich und es kommt besonders am Anfang einer Bewegung zu Schmerzen. Ein Forscherteam der Medizinischen Universität Graz hat jetzt herausgefunden, wie es zu der Schädigung des Gelenkes kommt. Durch die neue Erkenntnis soll es bald möglich sein, schon früh in das Geschehen einzugreifen und die Krankheit in Griff zu halten.

Die chronische Erkrankung, welche oftmals als "Gelenksverschleiß" bezeichnet wird, ist von großer gesundheitlicher Bedeutung. Mit der steigenden Lebenserwartung der Österreicher steigt auch die Anzahl der Betroffenen. Aktuelle Zahlen gehen davon aus, dass rund zwei Drittel der über 65-Jährigen in Österreich unter Arthrose leiden. Die Ursache ist meist eine übermäßige Belastung der Gelenke, wie es bei Übergewicht der Fall ist. Auch durch angeborene Fehlbildungen oder Verletzungen kann es zum Knorpeluntergang kommen.Betroffen kann jedes Gelenk sein, am häufigsten sind es aber Knie und Hüfte, sowie Hände und Füße. Am Ende steht der künstliche Gelenksersatz.

Grazer Forscher haben die zugrundeliegenden Mechanismen der Krankheit erforscht und in der renommierten Fachzeitschrift "Arthritis & Rheumatism" veröffentlicht. Die Erkenntnisse öffnen die Tore für eine gezielte Therapie bei der Arthrose. Die bisherigen Medikamente am Markt arbeiten sehr unspezifisch und haben schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung. Das Ziel der neuen Therapie ist die Förderung von körpereigenen Mechanismen, die der Zerstörung des Knorpels entgegenwirkt.

Körpereigene Schutzmechanismen

Seit einiger Zeit ist schon bekannt, dass Arthrose Patienten vermehrt einen Botenstoff mit der Abkürzung S1P in der Gelenksflüssigkeit aufweisen. Die Grazer Rheumatologen fanden heraus, dass die Aufgabe dieses Stoffes der Schutz vor schädlichen Einflüssen ist. Ein solcher ist beispielsweise das Interleukin-1 (IL-1). Durch die ständige Reizung des Gelenkes wird dieser Entzündungsfaktor ausgeschüttet und führt zur Knorpelschädigung und somit zu der Zerstörung des Gelenkes. Es kommt zu den typischen Beschwerden. S1P wirkt nun als Gegenspieler entgegen und fördert den Erhalt des Knorpelgewebes.

Um die Regelkreise des Botenstoffes genauer zu verstehen, untersuchten die Forscher Knorpelgewebe von Patienten, welche eine Knieprothese erhalten haben. "Wir hatten dabei die Möglichkeit, Knorpelzellen aus gesunden und erkrankten Arealen des selben Gelenks zu vergleichen", berichtet Dr. Martin Stradner. Die vom österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) geförderte Studie zeigt, dass die im Labor angelegten Knorpelzellen unterschiedlich auf die Zugabe des Botenstoffes S1P reagieren. Der Grund ist, dass unterschiedliche Rezeptoren-Untertypen existieren und nicht bei jedem Patienten die gleichen vorhanden sind. Die Therapie richtet sich nach dem vorhandenen Rezeptor. In einigen Jahren könnten die Patienten schon profitieren. Ein Medikament, welches eigentlich für die Multiple Sklerose zugelassen ist, steigert den Botenstoff in der Gelenksflüssigkeit. Nach einer klinischen Erprobung ist auch ein Einsatz bei Arthrose denkbar.