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Gefährliche Schmerzmittel

Rezeptfreie Schmerzmittel aus der Apotheke werden oft bedenkenlos eingenommen - ungefährlich sind sie nicht.

Gefährliche Schmerzmittel
Gefährliche Schmerzmittel

Bei Kopfweh oder Zahnschmerzen, bei fiebrigen Erkältungen und Gliederschmerzen greift man gern zum rezeptfreien Schmerzmittel aus der Apotheke. Nicht umsonst zählen Aspirin, Mexalen, Paracetamol, Ibumetin und einige andere Klassiker unter den Schmerzmitteln in Österreich zu den am meisten verkauften Medikamenten, für die man kein Rezept braucht."Manchmal genügt schon eine Tablette, um den Tag zu retten - wenn nicht, schlucken wir eben etwas mehr davon. Doch die Wirkstoffe, die uns vom Schmerz erlösen sollen, sind keineswegs so harmlos, wie wir glauben", sagt Bernhard Matuschak vom Verein für Konsumentenschutz (VKI), der sich die Wirkstoffe und vor allem ihre oft fatale Kombination genauer angesehen hat. Beispiel Paracetamol: Das Mittel wirkt schmerzlindernd und fiebersenkend. Aber es ist auch eine der Arzneien, bei denen eine relativ geringe Überdosierung bereits gehörige gesundheitliche Probleme bescheren kann.

Matuschak: "Über den Tag verteilt dürfen nicht mehr als zwei Gramm Paracetamol eingenommen werden. Bei einer üblichen Dosierung von 500 Milligramm pro Tablette bedeutet dies für Erwachsene maximal vier Tabletten am Tag." Werde mehr eingenommen oder schlucke man Tabletten zu rasch hintereinander, könne leicht die Höchstdosis überschritten werden, sagte Matuschak. Es drohten massive Leberschäden bis hin zum kompletten Versagen des Organs. Zu beachten sei, dass bestimmte Mittel gegen Symptome bei Verkühlung ebenfalls Paracetamol enthielten. Das müsse man bei der Dosierung hinzuzählen. Absolut tabu sei das Medikament für Personen mit bereits geschädigter Leber, etwa durch erhöhten Alkoholkonsum. Auch Wirkstoffe wie Acetylsalicylsäure (ASS, etwa im Aspirin) und Ibuprofen sind auch nicht ohne Nebenwirkung. Die Dosis, ab der es zu Vergiftungserscheinungen kommt, liegt höher als bei Paracetamol. Selbst bei gesunden Menschen können Magenblutungen und Nierenschäden auftreten. Bei Überschreiten der Tagesmaximaldosis besteht sogar die Gefahr, ins Koma zu fallen. Für beide Medikamente ist laut VKI eine Reihe von Gegenanzeigen wie Magen-Darm-Geschwüre oder Herzschwäche zu beachten.

Die Selbstmedikation mit Schmerzmitteln (Analgetika) sollte zudem keinesfalls länger als drei Tage hintereinander erfolgen und nicht häufiger als an zehn Tagen im Monat. Wird diese Regel missachtet, besteht die Gefahr, dass es zu einem sogenannten Analgetika-Schmerz kommt. Dabei handelt es sich um einen Dauerschmerzzustand (meist Kopfschmerzen), der durch die eingenommenen Mittel selbst verursacht wird. Um diesen Schmerz wieder abzubauen, ist oft eine Art Entzug nötig. Matuschak: "Zur Selbstbehandlung unter eignen sich am besten Monopräparate mit einem der drei Wirkstoffe ASS, Ibuprofen oder Paracetamol. Die Mittel bewähren sich seit langer Zeit. Doch jeder Wirkstoff hat eine bestimmte Eigenschaft, daher sind sie nicht beliebig austauschbar." Paracetamol wirke im Gegensatz zu ASS und Ibuprofen nicht entzündungshemmend - der Wirkstoff nützt etwa nichts bei entzündlichen Gelenkschmerzen. Paracetamol wirkt aber sehr wohl schmerzlindernd bei Verschleiß von Gelenken. ASS und Ibuprofen wirken entzündungshemmend und fiebersenkend, sind aber für Kinder unter 14 Jahren gefährlich und absolut nicht geeignet. Die Acetylsalicylsäure kann Blutungen verstärken und darf deshalb eine Woche vor Operationen oder zahnärztlichen Eingriffen, bei denen es zu Blutungen kommt, nicht mehr eingenommen werden.

Daten & FaktenBegleitstoff Koffein ohne Zusatznutzen
Zusatzstoffe wie Koffein oder Vitamin C bieten laut VKI keinerlei Zusatznutzen. Koffein wird aus dem Magen rasch ins Blut aufgenommen und gelangt in das zentrale Nervensystem. Es steigert die Aufmerksamkeit, regt die Atmung an und soll die schmerzstillende Wirkung verstärken. Die belebende Wirkung kann jedoch dazu verleiten, solche Schmerzmittel länger einzunehmen, als nötig. Die Menge des zugesetzten Koffeins entspricht einer Tasse Kaffee.

Effekt mit Vitamin C nicht erwiesen
Eine weitere Substanz, die Schmerzmitteln gern beigemengt wird, ist Ascorbinsäure (Vitamin C). Die Beigabe ist laut VKI insofern unverständlich, als Vitamin C keinerlei schmerzstillende oder fiebersenkende Effekte hat und diese auch nicht unterstützt. Es gebe keine kontrollierten klinischen Studien, die ausreichend nachwiesen, dass kurzzeitig eingenommenes Vitamin C die Dauer einer Erkältung verkürze, heißt es in der VKI-Untersuchung.

Es sind immer die gleichen Wirkstoffe
Matuschak: "In Apotheken werden mehrere Dutzend rezeptfreie Schmerzpräparate angeboten. Die große Anzahl täuscht jedoch über die tatsächliche Auswahl hinweg, denn fast alle Mittel basieren auf den drei Wirkstoffen ASS, Ibuprofen und Paracetamol."

Inhaltsstoffe werden über das Blut verteilt
Die mittels Tabletten oder Nahrungsmitteln aufgenommenen Stoffe werden über das Blut in alle Organe verteilt, in der Leber abgebaut und über Niere oder Darm ausgeschieden. Promillehaltige Drinks verhindern, dass der Körper manche Arzneimittel ordnungsgemäß abbauen kann.