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Psychosomatik: Was der Körper uns sagt

Redewendungen wie "Das liegt mir im Magen" oder "Das muss ich erst verdauen" zeigen, dass der Körper mit allen Organen sehr deutlich bei der Verarbeitung psychischer Erlebnisse "mitredet".

Wie wir aus neusten Forschungen wissen, ist der Körper auch der Ort des psychischen Geschehens. Körper und Seele sind untrennbar miteinander verbunden. Alle Erfahrungen und Erlebnisse sind in unserem Körper gespeichert. Was immer wir fühlen, wir spüren es in und durch unseren Körper, ob es Glücksgefühle sind oder Ärger ist.

Nicht immer können wir unsere Gefühle unmittelbar und angemessen ausdrücken. Wir haben es verlernt oder uns abgewöhnt und stattdessen gelernt, Gefühle zu kontrollieren, zu verbergen. "Lass dir nichts anmerken, reiß dich zusammen, reg dich nicht auf, sei stark, das schaffst du schon!" und Ähnliches trägt dazu bei, dass wir über uns selbst hinweggehen. Wir muten uns oft zu viel zu, weil wir vielleicht gelernt haben, auf andere Rücksicht zu nehmen, eigene Bedürfnisse hintanzustellen, andere wichtiger zu nehmen, andere nicht enttäuschen zu wollen, oder aus der Angst, abgelehnt oder abgewertet zu werden.

"Das liegt mir im Magen, das muss ich erst einmal verdauen, da geht mir die Galle hoch, dem ist etwas über die Leber gelaufen, das war ein harter Brocken!" Redewendungen dieser Art zeigen, dass unser Körper mit all seinen Organen sehr deutlich mitredet. Besonders bei ganz wesentlichen Entscheidungen ist unsere Körpermitte, unser Bauch beteiligt. Wesentliche Gefühle und Entscheidungen brauchen Zeit und Raum zur Auseinandersetzung. Wenn wir nicht bereit sind, ihnen diesen Raum zu geben, kann es sein, dass Symptome zum Vorschein kommen. Der Körper möchte auf etwas aufmerksam machen. Vielleicht haben wir etwas "geschluckt", das uns nicht wohl tut, und wir wissen nicht, wie wir das wieder loswerden, wie wir da rauskommen.

Wir haben zu schnell entschieden, verabsäumt, etwas abzulehnen, uns zu wenig Gedanken über die Auswirkungen gemacht, können nicht Nein sagen und sind dann mit den Konsequenzen konfrontiert, die uns zu schaffen machen. Vielleicht wollen wir auch einen Konflikt vermeiden und lassen uns auf die kurzfristig "einfachere" Lösung ein.

Wichtige Entscheidungen brauchen Zeit und Auseinandersetzung. Dazu ist gut, wenn man sich Folgendes vornimmt: "Immer öfter nütze ich all meine Sinne und horche in mich hinein, schau mir genau an, was und wie viel ich mir zumute, was mir gefällt und was nicht, was ich mag und was nicht, was mir gut tut und was nicht, was mich freut und was nicht. Ich nehme mir Zeit für meine Entscheidungen und teile sie zum gegebenen Zeitpunkt mit, damit ich mich vor zu schnellen Zusagen oder Entscheidungen schütze."

Wenn wir auf unsere Gefühle und Bedürfnisse achten, wenn wir sie uns zugestehen, wenn wir uns die damit verbundenen Anliegen, Wünsche und Interessen bewusst machen und diese dann auch mitteilen und gegenseitig respektieren, tragen wir selbst zur Gesundung und Lebensqualität bei.
Elfriede Sonnleitner, Psychotherapeutin, Salzburg und Roßbach - Psychologische Hilfe gibt es auch auf www.kuratorium-psychische-gesundheit.at. Hotline: 0664/100 80 01.