"Schon als Kind wollte ich eigentlich immer nur draußen in der Natur und im Wald sein", erzählt Walter Mooslechner schmunzelnd. "Einer, der viel über Büchern gebrütet hat, war ich eigentlich nie." Dass er dann in seinem späteren Beruf dieser Leidenschaft habe nachgehen können, sei eine glückliche Fügung gewesen, berichtet er. "In Großarl gab es in den 1950er-Jahren noch vier Revierförster, die an jedem Ersten des Monats nach ihrer Dienstbesprechung im Wirtshaus meiner Eltern eingekehrt sind. Einer von ihnen hat damals meinem Vater angeboten, mich als Forstzögling in die Lehre zu nehmen. Davon war ich natürlich sofort restlos begeistert."
Alte Traditionen
1959 trat der damals 15-Jährige seine Lehre an und musste zunächst ein Praktikum absolvieren. "Als ein Teil der Ausbildung war für die Zöglinge vorgesehen, mit den Holzknechten im Wald zu arbeiten", schildert der ehemalige Förster seine ersten beruflichen Erfahrungen. "Das hat mir damals viele Einblicke in die alte Welt der Holzarbeit verschafft und mich nachhaltig geprägt." Obwohl die Technisierung zu Ende der 1950er-Jahre nach und nach auch die letzten Winkel der Gebirgstäler eroberte, sträubten sich zu dieser Zeit gerade die alten Forstarbeiter noch gegen den Fortschritt. "Insbesondere den lärmenden und stinkenden Motorsägen konnten die alten Holzknechte nichts abgewinnen", erinnert sich der Großarler. "Viele hielten noch lang an den traditionellen Arbeitsweisen und überlieferten Gebräuchen fest."
Arbeit bis in die Nacht
So wurde das gesamte Holz mit einer Zugsäge geschnitten, die Arbeitsabläufe der vierköpfigen Passen teilten sich in Schlägerung, Entastung, Entrindung und Bringung auf. Gearbeitet wurde vom ersten Tageslicht bis zum Sonnenuntergang, als Unterkunft dienten den Holzknechten während der Woche sogenannte Lohhütten oder Holzsölden.
"Dort wurde unter einfachsten Umständen gelebt", weiß der 76-Jährige. "Das war weniger romantisch, als man sich das heute vielleicht vorstellt."
Besonders gefahrenreich für die Holzknechte war vor allem das winterliche Holzziehen, für das schon im Herbst penible Vorkehrungen getroffen wurden. Beim ersten passenden Schnee brachten die Holzknechte ihre tonnenschwer beladenen Schlitten unter lebensgefährlichen Bedingungen hinunter ins Tal. "Ging alles glücklich aus, wurde das letzte Fuder Holz als ,Brautfuder' gefeiert", berichtet der Buchautor. "Oft genug jedoch endeten die spektakulären Fahrten für einen Holzknecht aber auch tödlich."
Bauholz richtig verarbeiten
Über das Berufliche hinaus habe ihn der Themenkreis Holz immer fasziniert, erklärt der pensionierte Förster. Allein das aus Urzeiten überlieferte Wissen darüber, wie Bauholz richtig verarbeitet werde, sei ein Kosmos für sich. "Während dem Holzgewerbe und der Industrie heute allerlei technische Hilfsmittel zur Verfügung stehen, mussten sich die Handwerker vergangener Tage anders behelfen. Es wurde auf uraltes Wissen zurückgegriffen, mithilfe dessen man den Zeitpunkt der richtigen Schlägerung bestimmte oder die Lagerung und Trocknung des Bauholzes vornahm." Als beste Jahreszeit für die Holzschlägerung galt lange Zeit der Winter. Eine Erkenntnis, die Walter Mooslechner auch heute noch vertritt: "Am wichtigsten ist es, dass man das Bauholz in einer vegetationslosen Zeit gewinnt, nämlich dann, wenn der Baum sich in einer Ruhephase befindet." Das in der Saftruhe geschlägerte Holz zeige andere Inhaltsstoffe und Eigenschaften als das Sommerholz, ist der Fachmann überzeugt. "Es neigt weniger zu Rissen und bleibt wesentlich ruhiger." Vor Jahren habe er an einem uralten Stallgebäude in St. Veit selbst eine erstaunliche Entdeckung gemacht, berichtet er. An der kunstvoll verzierten Firstpfette fand sich die Jahreszahl 1564. Vier Jahrhunderte war das Gebäude der Witterung und Schädlingen ausgesetzt und zeigte trotzdem keine gravierenden Verfallserscheinungen oder Risse.