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Die Trends in der Weiterbildung des Jahres 2022

Viele Menschen nützen die Pandemiephase für Weiterbildung, wissen WIFI-Salzburg-Institutsleiterin Renate Woerle-Vélez Pardo und BFI-Salzburg-Geschäftsführer Franz Fuchs-Weikl. Was besonders gefragt ist und wie die Menschen mit dem Onlineunterricht umgehen, erzählen sie im SN-Interview.

Trend ging zu hochwertigen Weiterbildungslehrgängen und dem Nachholen von Bildungsabschlüssen.
Trend ging zu hochwertigen Weiterbildungslehrgängen und dem Nachholen von Bildungsabschlüssen.

Welche Bildungsangebote standen 2021 in Ihrer Einrichtung hoch im Kurs? Renate Woerle-Vélez Pardo: Auch in Zeiten der Pandemie ist unser Kursangebot von den Salzburgerinnen und Salzburgern hervorragend angenommen worden. Besonders die fachlich einschlägigen Weiterbildungskurse für diverse berufliche Branchen waren stark nachgefragt. Insbesondere im Bereich Tourismus/Gastronomie wurden mit der AMS-Förderung in der pandemiebedingten Kurzarbeit viele Weiterbildungen gebucht wie Koch-, Sommelier-, Barkeeper- und Barista- sowie Patisserie- und Food-and-Beverage-Ausbildungen. Begehrt waren aber auch Managementkurse zur Unternehmensführung, Kurse im Bereich Marketing und Verkauf sowie Ausbildungen zum Thema Mediendesign, Fotografie, Video und Film und das Ausbildertraining für Lehrlingsausbilder. Gute Buchungen gab es ebenso bei Kursen im Bereich Elektro-, Kfz- oder Metalltechnik. Dauerbrenner waren erneut die Berufsreifeprüfung sowie Lehre mit Matura.

Bild: SN/bfi
„Längere Ausbildungen und Lehrgänge liegen im Trend.“ Franz Fuchs-Weikl, BFI

Franz Fuchs-Weikl: Im Jahr 2021 ging der Trend ungebrochen in Richtung hochwertiger Weiterbildungslehrgänge und Nachholen von Bildungsabschlüssen. Darin zeigt sich die Dynamik des Arbeitsmarkts: Der Auf- und Umstieg ist für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit entsprechenden Kompetenzen und Qualifikationen derzeit leichter möglich als noch vor der Pandemie. Im Detail boomen sämtliche Lehrgänge unserer Beratungsakademie, von Mediation und Konfliktmanagement bis Digitaltrainer/-in, sowie der Designakademie. Dazu hatten wir mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Lehrgängen wie Craniosacrale Körperarbeit und Yoga-Flow-Trainer/-in. Zusätzlich hatten wir eine große Nachfrage nach unseren Buchhaltungs- und Personalverrechnungskursen und -lehrgängen. Beim Nachholen von Bildungsabschlüssen erlebten wir in der Studienberechtigung und beim Pflichtschulabschluss erhebliche Steigerungen. Ungebrochen ist auch die Nachfrage nach der Berufsreifeprüfung und Lehre mit Matura. Nach dem schwierigen Coronajahr 2020 feierte der Lehrabschluss im zweiten Bildungsweg im vorigen Jahr ein Revival. Betriebe bieten nun wieder im Zuge der arbeitsplatznahen Qualifizierung Berufsumsteigern Praktikumsplätze an. Diese absolvieren am BFI ihre ergänzende Ausbildung.
Eine wachsende Bedeutung beim Lehrabschluss kommt der Weiterbildungsvariante mit der Anerkennung von Berufserfahrung durch unser Angebot "Du kannst was!" zu. Die Nachfrage nach Deutschkursen hat sich fast verdoppelt. Last, but not least war das Jahr 2021 am BFI ein Jahr der Pflege. Wir haben zusätzlich zu den geplanten Ausbildungen durch die Unterstützung von AK, Land Salzburg und AMS eine dreijährige Diplomausbildung und eine weitere Ausbildung zur Pflegefachassistenz starten können. Eine Innovation war der neue Lehrgang von der Pflegefachassistenz zum Bachelorstudium für Gesundheits- und Krankenpflege an der FH Salzburg.

Viele Angebote wurden pandemiebedingt online abgehalten. Wie gingen die Menschen damit um? Woerle: Unsere Kunden haben sich mittlerweile auch mit dem Live-Onlinetraining angefreundet. Immer mehr Kursteilnehmer schätzen den virtuellen Unterricht, daher bieten wir für einige Lehrgänge auch zwei verschiedene Möglichkeiten zur Wahl an: Präsenz- oder Onlineunterricht. Es gibt sogar vermehrte Nachfrage nach den Live-Onlinevarianten in verschiedenen Bereichen wie Buchhaltung, Bilanzbuchhaltung oder Personalverrechnung und auch beim Unternehmertraining. Die Vorteile liegen auf der Hand: So erspart man sich Weg und Zeit. Den virtuellen Unterricht kann man aber natürlich nicht mit dem Präsenzunterricht vergleichen. Beim Distance Learning fehlen einfach die sozialen Kontakte, die das Lernen erleichtern. Trotz allem finden es viele gut, dass es die Möglichkeit gibt.
Fuchs-Weikl: Allgemein lässt sich feststellen, dass sich neue Lernformate über die Notwendigkeiten der Pandemie hinaus immer größerer Beliebtheit erfreuen. Je nach Fachbereich spielen Online-Bildungsangebote - auch unabhängig von der Coronapandemie - eine zentrale Rolle. Nachgefragt werden auch Kurse und Lehrgänge in Blended Learning. Hier werden Vorteile von Präsenzunterricht und E-Learning vereint.

Wie sieht die Prognose aus, was die Angebotsnachfrage 2022 betrifft? Fuchs-Weikl: Derzeit setzt sich der beschriebene Trend des Jahres 2021 ungebrochen fort. Neue Ausbildungsangebote unterstützen den Trend, so wie zum Beispiel das erweiterte Angebot im Bereich der Elementarpädagogik: Wir kooperieren mit dem Zentrum für Kindergartenpädagogik mit Unterstützung des Landes Salzburg. Zusätzlich haben wir Angebote in der Studienberechtigung, die den Zugang zu den Kollegs für Elementarpädagogik für Berufstätige ermöglichen, entwickelt. Der Fachkräftebedarf beschäftigt außerdem weiterhin sehr viele Unternehmen in Salzburg. Wir bemerken vermehrte Anfragen rund um die Themen Kompetenzfeststellung und -entwicklung. Hier spielt unser einzigartiges Fachkräfteprojekt "Du kannst was!" eine große Rolle. Auch die Lehrlingsausbildung wird immer wichtiger. Insgesamt reagieren wir heuer auf diese Entwicklungen mit zusätzlichen maßgeschneiderten Angeboten durch unsere Abteilung "Service für Unternehmen".

Bild: SN/wifi/hechenberger
„Trotz Pandemie ein außergewöhnlich gutes WIFI-Jahr.“ Renate Woerle-Vélez Pardo, WIFI

Woerle: Das WIFI ist in Salzburg die Nummer eins in der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Um dem zunehmenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken, ist bei gezielter Aus- und Weiterbildung anzusetzen. Das WIFI ist Partner der Salzburger Wirtschaft und steht für Innovation und Qualität. Wir haben während der Pandemie gelernt, uns den sich wandelnden Rahmenbedingungen rasch anzupassen und verstärkt auf digitale Lehr- und Lernformen zu setzen. Diese kontinuierliche strategische Neuausrichtung ist nötig, um zukunftsfit zu bleiben. Wir sind uns der tragenden Rolle in der beruflichen Qualifikation der Salzburgerinnen und Salzburger bewusst und werden diese weiter vorantreiben.

Zur Stimmungslage in puncto Weiterbildung: Wie hat sich die Teilnehmerzahl im vergangenen Jahr an Ihrer Einrichtung insgesamt entwickelt? Woerle: Trotz erschwerter Rahmenbedingungen durch Corona kann das WIFI Salzburg auf ein außergewöhnlich gutes Jahr mit 28.900 Teilnehmern zurückblicken. Der Umsatz ist im Vergleich zum Jahr davor um 20 Prozent gestiegen. Mit knapp 2800 Kursen wurden um zwölf Prozent mehr Veranstaltungen durchgeführt. Auch bei den absolvierten Teilnehmerstunden verzeichnen wir ein Wachstum von über zehn Prozent. Das liegt vorwiegend daran, dass das WIFI viele neue E-Learning-Angebote für individuelles Lernen zu bieten hat. Diese Kurse können flexibel ohne fixe Termine gebucht werden, wie zum Beispiel Onlinekurse für Sprachen, diverse Marketingthemen wie Social-Media- oder Content-Marketing, Verkauf, IT-Security, Webdesign, IT-Anwendertrainings oder auch Office Management. Die erfreuliche Entwicklung bei den Teilnehmerzahlen zeigt, dass wir bei unserem Kursprogramm den richtigen Weg beschreiten. Zudem haben die Kursteilnehmer dem WIFI erneut ein sehr gutes Zeugnis ausgestellt, denn die Kundenzufriedenheit liegt bei 1,3 nach Schulnotensystem. Und auch die Weiterempfehlungsrate beträgt 97 Prozent.
Fuchs-Weikl: Die Teilnehmerzahl blieb 2020 und 2021 stabil auf einem hohen Niveau. Die Nachfrage hat sich gleichzeitig in Richtung Lehrgänge verschoben. Das heißt, die Teilnehmer und Teilnehmerinnen besuchen bei uns längere Ausbildungen und streben hochwertige anerkannte Bildungsabschlüsse an.