Auch Bodo B. Schlegelmilch, Dekan der WU Executive Academy, der seit vielen Jahren mit Pipop Udorn beruflich und freundschaftlich verbunden ist und seit mehr als 20 Jahren Gastprofessor an der TU ist, sieht in der Lehre Buddhas zeitlose Prinzipien, die moderne Leader erfolgreicher, ausgeglichener und vor allem resilienter machen.
Buddha sagt: "Unser Sein ist das Echo unserer Gedanken. Was du denkst, das bist du. Deshalb erkenne dich selbst." Alles beginnt folglich mit der eigenen Person. Das gilt insbesondere für gutes Leadership. Viele buddhistischen Prinzipien funktionieren wie ein Coaching-Werkzeugkasten für Leadership: Leadership by Buddha bedeutet keinesfalls Schwäche oder Zurückhaltung, sondern bewusste, klare und mitfühlende Stärke: etwa sich selbst als (Führungs-)Persönlichkeit gut zu kennen und mit Mitgefühl zu handeln.
Leader, die diese Prinzipien verinnerlichen, schaffen nicht nur leistungsstarke, sondern auch zufriedenere und motiviertere Teams. "Wer sein Ego loslässt und im Dienst seiner Mitarbeitenden handelt, wird langfristig Erfolg haben", ist Pipop Udorn überzeugt.
Drei wesentliche buddhistische Prinzipien für Führungskräfte
Innere Führung: Weisheit und emotionale Klarheit
Der Buddhismus lehrt, dass die Welt durch permanente Veränderungen, Komplexität und Wechselwirkungen geprägt ist. "Wer sich gegen den Wandel wehrt, kämpft gegen die Natur des Lebens. Alles entsteht, existiert und vergeht - ohne Ausnahme. Wer das versteht und akzeptiert, kann auch in Zeiten des schnelllebigen Wandels mit Gelassenheit und Weitsicht führen", betont Pipop Udorn. Achtsamkeit und Selbstreflexion sind dabei essenziell. Führungspersönlichkeiten sollten regelmäßig innehalten, ihre Gedanken ordnen und sich fragen: Handle ich aus Ego oder aus Weisheit? "Ein unruhiger Geist führt zu unruhigen Entscheidungen. Wer seinen Geist schult, führt dagegen mit Klarheit", sagt Udorn. Achtsamkeit zieht auch immer öfter in Führungsetagen ein: Marc Benioff, CEO von Salesforce, integriert Meditation in seinen Arbeitsalltag und hat Achtsamkeitsräume in seinen Büros eingerichtet. Der Software-Konzern SAP hat Mindfulness sogar auf C-Level mit der Position "Chief Mindfulness Officer" angesiedelt.
Auch Bodo B. Schlegelmilch sieht die achtsame Selbstführung als wesentlichen Teil an, um sich in ungewissen Zeiten zu einer entscheidungsstarken und resilienten Führungspersönlichkeit weiterzuentwickeln. "Wenn äußere Sicherheiten wegbrechen, hilft die innere Sicherheit und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, mit Veränderungen konstruktiv umzugehen."
Führungsverhalten: Mit Klarheit und Mitgefühl handeln
Wie ein Leader mit anderen umgeht, bestimmt die Unternehmenskultur. Eine der zentralen Verhaltensweisen des Buddhismus, die Führungskräfte in ihren Arbeitsalltag integrieren können, um für Vertrauen und Mitarbeiterbindung zu sorgen: Erfolgreiche Leader teilen ihr Wissen, ihre Zeit und ihre Ressourcen, ohne sofort eine Gegenleistung zu erwarten. "Wenn du gibst, nur um vom anderen etwas zu bekommen, hast du nicht wirklich gegeben", sagt Udorn. "So können Führungskräfte eine Vertrauenskultur im Unternehmen etablieren", ergänzt Schlegelmilch. Führung bedeute, aktiv zu unterstützen, sei es durch Coaching, Mentoring oder tatkräftige Hilfe. "Ein Leader, der nur befiehlt, aber nicht dient, wird gefürchtet, aber nie respektiert."
Führungskräfte sind außerdem gut beraten, immer die Wahrheit zu sprechen, jedoch mit Bedacht. "Ein Wort kann heilen oder zerstören. Weise Leader wählen ihre Worte bewusst und wohlüberlegt - sie kommunizieren und agieren nicht aus der Emotion heraus", so Udorn. Klare Kommunikation sieht auch Bodo B. Schlegelmilch gerade in ungewissen Zeiten als essenziell an: "Teams brauchen psychologische Sicherheit, gerade wenn Unternehmen durch schwierige Zeiten gehen. Hier hilft offene und transparente Kommunikation. Dazu gehört auch, dass Führungskräfte zugeben, wenn sie etwas nicht wissen oder noch keine Entscheidung treffen können." Es sei außerdem wichtig, eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich jeder Einzelne wertgeschätzt und gehört fühlt. Das fördere den Zusammenhalt und die Loyalität.
Chefs als Enabler: Wie Leader ihre Teams stärken können
In der heutigen dynamischen und komplexen Welt hat sich das Führungsverständnis grundlegend verändert: Statt Kontrolle steht heute die Befähigung der Mitarbeitenden im Vordergrund. Führung wird zunehmend als gemeinschaftliche Aufgabe verstanden - Stichwort "Distributed Leadership". Teams übernehmen Verantwortung für ihre eigenen Bereiche, während Führungskräfte in die Rolle von Enablern schlüpfen, die andere stärken, statt nur sich selbst zu profilieren. Satya Nadella, CEO von Microsoft, etwa verkörpert dieses Führungsbild: Mit einer Kultur des Lernens, der kontinuierlichen Weiterbildung und der gelebten Bescheidenheit hat er das Unternehmen erfolgreich transformiert.
Zentrale Prinzipien für eine solche Form der Führung lassen sich ebenfalls aus der buddhistischen Lehre ableiten. Ein erster wichtiger Aspekt ist das "Nicht-Anhaften", also die Fähigkeit, mit emotionaler Unabhängigkeit zu handeln. Wer sich nicht an Ego oder Status klammert, kann authentisch und leidenschaftlich führen - mit echter Überzeugung statt Druck. Solche Führungspersönlichkeiten inspirieren andere und schaffen Raum für intrinsisch motiviertes Arbeiten.
Auch Ausdauer ist eine entscheidende Führungsqualität. Wer bei ersten Widerständen aufgibt, wird langfristig keine nachhaltigen Ergebnisse erzielen. Ebenso wichtig sei es, den Fokus zu bewahren: Achtsamkeit und Konzentration auf das Wesentliche sind essenziell in einer Welt voller Ablenkungen. Vorbilder wie Steve Jobs zeigen, wie durch Zen-inspirierte Offenheit und Klarheit echte Innovationen möglich werden.
Nicht zuletzt ist Selbstreflexion ein zentrales Element moderner Führung. Nur wer sein eigenes Denken und Handeln regelmäßig hinterfragt, kann sich weiterentwickeln und nachhaltigen Erfolg ermöglichen - sowohl für sich selbst als auch für das Team.
Reflexion ist daher auch ein wesentlicher Bestandteil der MBA-Studien an der WU Executive Academy: "Ab Herbst erweitern wir alle unsere MBA-Programme um ein ,Reflexive-Practice-Element', erklärt Dekan Bodo Schlegelmilch. "Dieses Feature ermöglicht es den Studierenden, Herausforderungen aus dem eigenen Unternehmen angeleitet und strukturiert zu betrachten, um so neue Erkenntnisse zu gewinnen und Lösungen zu erarbeiten."