Lorenz Schmoly wischt auf seinem Smartphone herum. Angebote und Gutscheine für Studierende tauchen im News- feed auf. Ein Klick und eine Verlaufsgrafik zeigt ihm an, wie viele ECTS-Punkte er schon gesammelt hat und wie viele ihm noch fehlen, um sein Studium abzuschließen. Ein weiterer und er hat Zugriff auf seinen Terminkalender und die Kurse, für die er inskribiert ist, samt zugehörigen Chats mit seinen Kommilitoninnen und Kommilitonen. Studo heißt die in Rosatönen gehaltene App, die Studierende einfach und organisiert durchs Studium begleitet.
Im Studienalltag müssen sich Studierende heute - je nach Hochschule - durch drei bis fünf Systeme navigieren.
Schmoly ist seit Anfang 2021 Geschäftsführer von Studo Österreich. "Im Studienalltag müssen sich Studierende - je nach Hochschule - durch drei bis fünf Systeme navigieren: Moodle oder Blackboard, um Unterlagen abzurufen oder sich mit Mitstudierenden in Foren auszutauschen, das Campus-Managementsystem, um Noten einzusehen oder sich für Kurse anzumelden, das E-Mail-System", erinnert er sich an seine eigene Studienzeit an der Uni Graz. Ersetzen wolle Studo diese Systeme nicht, dafür "bestmöglich mobiloptimiert unterstützen".
Der Vorteil der App liegt in ihrer Einfachheit, beschreibt der 30-Jährige: "Mit einem Klick kannst du unterwegs auf alle Daten zugreifen." Viele davon sind abgespeichert und auch ohne WLAN zugänglich. Wie wichtig das sein kann, zeigt eine Anekdote aus der Anfangszeit der App: Einer der fünf Gründer, Valentin Slawicek, hatte sich auf dem Weg zum Hörsaal verlaufen. Die Betonwände im Keller der Uni sind so dick, dass die Internetverbindung streikt. Auf den Raumplan auf der Hochschul-Website kann Slawicek somit freilich nicht zugreifen. Viel zu spät kommt er in die Vorlesung und ärgert sich so, dass er noch am selben Nachmittag den ersten Prototypen von Studo programmiert. Gimmicks wie der digitale Studierendenausweis sind heute in der App ebenfalls ohne WLAN verfügbar - praktisch, wenn Studierende im Ausland Vergünstigungen in Anspruch nehmen wollen, etwa beim Museumsbesuch.
Premium-Version für viele sogar gratis
Veröffentlicht wurde Studo am 16. April 2016. Heute unterstützt die App mehr als 350.000 Studierende täglich bei der Organisation ihres Studiums. Verfügbar ist sie bereits an gut 500 Universitäten und Hochschulen in Österreich und Deutschland; durch eine Kooperation mit dem Partner Leksi seit April auch in Slowenien. 30 dieser Institute stellen ihren Studierenden die Premiumversion der App gratis zur Verfügung, darunter die Montanuni Leoben, die FH Burgenland, die Veterinärmedizinische Universität Wien oder die Technische Universität Graz. An den übrigen Unis sind zusätzliche Funktionen für einen Aufpreis von 2,99 Euro pro Monat verfügbar.
Nützliche digitale Helfer gibt es freilich etliche: Evernote ist ein virtuelles Notizbuch, in dem man Texte, Bilder, Audiodateien und Tabellen verwalten kann. In der MiMind-App lassen sich Ideen strukturiert festhalten, um diese im Handumdrehen in Konzepte zu verwandeln. Das Literaturverwaltungsprogramm Paperpile eignet sich bestens dazu, wissenschaftliche Artikel, PDF-Dokumente oder Artikel aus dem Browser in einer eigenen Bibliothek zu speichern. Wer mit Karteikarten am besten lernt, findet mit Quizlet Millionen von Lernsets oder kann eigene zusammenstellen.
Stresstest in der Coronapandemie bestanden
Das Team hinter Studo geht einen Schritt weiter: Es will nicht nur beim Organisieren des Studiums helfen, sondern Brücken in die echte Campus-Welt schlagen. "Gerade durch die Coronapandemie ist deutlich geworden, dass sich viele Studierende alleingelassen fühlen", sagt Studo-Geschäftsführer Lorenz Schmoly, "besonders solche, die gerade in ein Studium gestartet sind, auf dem zweiten Bildungsweg studieren oder aus Nicht-Akademikerfamilien kommen." Der erste Lockdown-Tag im März 2020 war der erste Stresstest für die App. 1,5 Millionen App-Sessions wurden damals verzeichnet - und glücklicherweise keine Ausfälle, schmunzelt Schmoly. In der darauffolgenden Zeit haben Studierende vermehrt das Forum genutzt, um sich auszutauschen, aber auch, um neue soziale Kontakte zu knüpfen.
Aktiv studieren - durch die Verknüpfung sozialer und digitaler Welten. So lautet auch das Motto des Projekts "On Track!" der Uni Salzburg, mit dem Studo seit Mai 2021 kooperiert. Ziel ist es letztlich, den Zusammenhalt zwischen den Studierenden zu stärken und die Abbruchquote zu senken. Eines der Mittel dazu ist die Funktion Student-Shuffle, erklärt Schmoly: "Ein Mal pro Woche wird man zufällig mit einem oder einer Studierenden aus der Umgebung zusammengewürfelt. So lernt man ganz einfach Menschen über Studienrichtungen hinweg kennen."
Bereits zuvor arbeitete Studo eng mit Hochschulen zusammen, die das Potenzial des jungen Grazer Teams sahen: "Wir beschäftigen uns seit inzwischen mehr als sieben Jahren mit der Entwicklung von digitalen Lösungen für Studierende und Hochschulen. Mit unserer Expertise stehen wir auch als unabhängiger Berater und Auftragsentwickler für Projekte zur Verfügung. Und das zu einem günstigen Preis, weil wir diese Module dann auch anderen anbieten können", so Schmoly. Mit der Medizinischen Universität Graz etwa wurde bereits im Juli 2017 die Workloaderhebung entwickelt: Studierende erfassen laufend den Arbeits- und Zeitaufwand für Lehrveranstaltungen. Durch diese können Hochschulen einschätzen, ob die ECTS-Gewichtung und die Voraussetzungsketten sinnvoll festgelegt sind. Mit Zusatzmodulen wie diesen verfolgt das Studo-Team ein großes Ziel: Rahmenbedingungen zu schaffen, die ein zügiges, erfolgreiches Studieren in deutlich verbesserter Form möglich machen.