"Die Grenzen von Urlaub und Beruf aufheben"
Clemens Riedl
Unternehmer und Ideengeber
Workation-Angebote im Hotel Kristiana Lech
Workation ist eines der Angebote, die Clemens Riedl zusammen mit Gertrud Schneider vom Hotel Kristiana in Lech ausgearbeitet und dafür etwas andere Zimmerkategorien entwickelt hat. "Bei Workation geht es etwa darum, dass jemand ein kniffliges Projekt im Auftrag seines Unternehmens auszuarbeiten hat und die Firma dafür diese leistbare Zimmerkategorie bucht. Das bedeutet Arbeiten in einem anderen Umfeld, was eine Inspirationsquelle sein kann, oder man kommt überhaupt auf ganz andere Gedanken", beschreibt der gebürtige Linzer die möglichen Beweggründe. Weil es sich hier meist um eine längere Aufenthaltsdauer handelt, kann auch der Preis entsprechend niedrig kalkuliert werden.
Vom Erholungsurlaub zur aktiven Teilhabe
Wer einfach nur Ferien machen will, ist im Bereich "Recreation" (d. i. Erholung, Entspannung, Ausspannung, Erfrischung) gut aufgehoben. Die Recreation-Zimmer ähneln den klassischen Hotelzimmern. Warum also im Hotel Kristiana einchecken und nicht anderswo? "Weil wir zusätzlich ein umfangreiches Programm bieten für all jene, die die schönen Dinge schätzen, sich in der unberührten Natur bewegen oder sich kulinarischen und künstlerischen Genüssen hingeben wollen", betont er. Als dritte Kategorie steht demnach im Kristiana "Participation" (d. i. Teilnahme, Beteiligung, Mitwirkung) zur Verfügung. "Wir wissen, es macht den Menschen Freude, wenn sie sich selbst wo beteiligen können. Diese Zimmer sind für alle, die sich aktiv einbringen und verbindlich die Gestaltung von Erlebnissen übernehmen. Entsprechend ihren Neigungen, Talenten oder ihrem Können ist eine Bewerbung für eines der Zimmer nötig." Möglichkeiten gibt es einige, die Namen der Participation-Zimmer lassen bereits die Aufgaben erahnen: In vino veritas (Winzerzimmer), Move in (Bewegungstrainer), Grillmaster (Nomen est omen), Flower Power (Blumenbeauftragte), I'd Rather Write a Book (Schriftsteller), Life is Art (Künstler- oder Galeristenzimmer), Sing Along (Musikerzimmer) oder Meet Me in the Metaverse (Social-Media-Aufgaben). "Für den Fall, dass nichts Geeignetes dabei ist - weitere Ideen sind willkommen", schmunzelt Riedl.
Aktive Gestaltung der Workation
Bewerber, Bewerberinnen für das Blumenzimmer übernehmen beispielsweise das Gießen der Balkon- und Terrassenblumen, jene für das Winzerzimmer bieten pro Woche zwei Weinverkostungen an. Wer in das Literaturzimmer will, gestaltet Schreibworkshops oder Lesungen und für das Bewegungszimmer sind beispielsweise Yoga-, Feldenkrais- oder Pilateseinheiten gefragt.
"All Together Now" - Ein dreiteiliges Angebot
Dieses dreiteilige Angebot firmiert unter dem Titel "All Together Now". "Dieses Motto lag einfach auf der Hand, als Gertrud Schneider und ich uns zusammengefunden haben. Sie hat bisher ihr gediegenes Boutiquehotel samt Kunstsammlung nur im Winter geführt, jetzt haben wir auch Sommerbetrieb." Gestartet ist dieser am 6. Juli. Bis Anfang September gibt es Programm, wie beispielsweise Salongespräche, Mediationen, Weinverkostungen, Vorträge oder einen Abend mit Psychotherapeutin Katharina Henz unter dem Titel "Lernen von den Bremer Stadtmusikanten", der wiederum ins Gemeinsamkeitskonzept passt, weil man zusammen stärker ist als allein.
Neue Denkansätze für Arbeitswelt
Riedl selbst outet sich als Fan der Kreislaufwirtschaft, die auch beinhaltet, Dinge gemeinsam zu erledigen und in Angriff zu nehmen. "So können wir vielleicht neue Modelle entwickeln, wie wir das Zusammenleben und die Arbeit organisieren wollen. Es geht nicht darum, sofort die Welt zu retten, sondern gemeinsam einen Sommer mit Arbeit und Freizeit zu verbringen, Freundschaften zu entwickeln, Nachbarschaften zu pflegen." Ideen, die er überdies allen Tourismusgemeinden ans Herz legt, sofern sie der üblichen Spirale - Hochsaison ist gleich Rambazamba bis zum Umfallen und Nebensaison ist gleich Totenstille - entkommen wollen. "Unsere Zeit macht es nötig, alles neu zu denken. Grenzen und Rollenbilder können wir auflösen und viel mehr spielerische Elemente einbringen. Auch in der Arbeitswelt", erklärt Clemens Riedl.