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Mitarbeiterbefragungen: Gefragte Mitarbeiter

Beim Reden kommen die Leut' zam. Nachfragen und Feedback in der Arbeitswelt zahlen sich aus. Ausgeschöpft wird dieses Potenzial nicht.

„Ernst genommenes Feedback der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist ein starkes Zeichen der Wertschätzung und bietet enorme Entwicklungschancen.“
„Ernst genommenes Feedback der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist ein starkes Zeichen der Wertschätzung und bietet enorme Entwicklungschancen.“

Nicht nur der Arbeitskräftemangel macht Unternehmen zu schaffen, sondern auch die Frage, wie man jene hält, die bereits im Betrieb sind. Ganze 52 Prozent der Beschäftigten denken derzeit nämlich über einen Jobwechsel nach oder haben bereits erste Schritte dorthin gesetzt, ergab zuletzt etwa eine Langzeitstudie von Onlyfy by Xing.

Dabei läge die Lösung nahe: Wer sollte besser wissen, wo es im Unternehmen Verbesserungsbedarf gibt oder welche Probleme dringend thematisiert und gelöst werden sollten, als die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?

Der Wunsch, gehört und gefragt zu werden, ist bei Arbeitsnehmenden groß

Und der Wunsch, gehört und gefragt zu werden, ist bei den heimischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern groß, zeigt eine Umfrage des digitalen Markt- und Meinungsforschungsinstituts Marketagent in Kooperation mit dem niederösterreichischen Arbeitgebermarkenentwickler Brandmeisterei. Befragt wurden dafür 603 heimische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Der Umfrage zufolge stehen rund zwei Drittel der Österreicherinnen und Österreicher Mitarbeiterbefragungen sehr oder eher positiv gegenüber. Für drei Viertel stellen sie ein geeignetes Instrument dar, um Probleme im Unternehmen aufzudecken. Das Streben nach Mitwirkung zeigt sich auch deutlich in der Teilnahmebereitschaft an einer zukünftigen Mitarbeiterbefragung. Während sechs von zehn Umfrageteilnehmern auf jeden Fall und knapp ein Drittel eher schon mitmachen würde, lehnen nur 5,6 Prozent eine Beteiligung ab.

Mitarbeiterbefragung: Große Erwartungen, große Enttäuschung?

"Eine Mitarbeiterbefragung erzeugt natürlich eine gewisse Erwartungshaltung", weiß Wolfgang Krapesch von der Brandmeisterei. "Wenn der Arbeitgeber fragt, sollte er auch bereit sein zuzuhören. Ernst genommenes Feedback der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist ein starkes Zeichen der Wertschätzung und bietet enorme Entwicklungschancen." 86 Prozent der Befragten ist es wichtig, dass die Ergebnisse der Befragung Veränderungen im Unternehmen anstoßen. Auch die Kommunikation soll so offen wie möglich sein: Je 83 Prozent wünschen sich, dass der Zweck der Befragung und die Ergebnisse kommuniziert werden.

Das Feedback von Arbeitnehmenden, in deren Unternehmen bereits Mitarbeiterbefragungen durchgeführt wurden, zeigt, dass viele Arbeitgeber den Erwartungen der Belegschaft hier noch nicht gerecht werden: Zwar sind mehr als drei Viertel der Befragten der Ansicht, dass die Teilnahme am letzten betriebsinternen Survey unkompliziert war, und für immerhin fast sechs von zehn wurde der Zweck der Befragung ausreichend kommuniziert. Was den Output betrifft, herrscht aber noch Nachholbedarf. Nur jeweils rund die Hälfte ist mit der Kommunikation der Resultate zufrieden (53%) bzw. hat den Eindruck, dass im Rahmen der Mitarbeiterbefragung echtes Interesse an der Belegschaft und ihren Meinungen gezeigt wurde (47%). Dass Ergebnisse ernst genommen und Veränderungen in die Wege geleitet wurden, haben nur vier von zehn wahrgenommen. Da überrascht es wenig, dass die Zufriedenheit mit der letzten Mitarbeiterumfrage alles in allem eher mau ausgeprägt war. Nur 15 Prozent waren damit sehr, rund ein Drittel immerhin eher zufrieden. Bei einem Fünftel entsprach die Befragung so gar nicht den eigenen Erwartungen.

Jeweils rund ein Drittel der Umfrageteilnehmer befürwortet, dass die Mitarbeiterbefragung von einem externen Unternehmen durchgeführt wird (35%) oder dass diese zumindest extern unterstützt wird (38%). "Unternehmen sind gut beraten, die Befragung transparent und anonym durchzuführen. Informationen über die Ziele, die Ergebnisse und auch die weiteren Schritte sind notwendig für das Vertrauen der Befragten in den Prozess", sagt Thomas Schwabl, CEO von Marketagent.

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wollen miteinbezogen werden

Zu einem unternehmensinternen Survey eingeladen wurde bislang übrigens nur rund die Hälfte der Umfrageteilnehmer (51%). Davon wünscht sich wiederum gut die Hälfte, zukünftig an einer Mitarbeiterbefragung teilnehmen zu können (52%). Hier sind es besonders die jüngeren Generationen (Gen Z 65%, Millennials 57%), die einen starken Drang äußern, miteinbezogen zu werden. Die Gen X und die Babyboomer teilen diesen Wunsch mit 42 Prozent bzw. 46 Prozent in vergleichsweise geringem Ausmaß.

Österreichs Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sehen große Benefits, die Mitarbeiterbefragungen mit sich bringen können. Fast sechs von zehn gehen davon aus, dass diese die Zufriedenheit der Belegschaft steigern können. Rund die Hälfte geht von positiven Effekten auf das Arbeitsklima aus, 43 Prozent erwarten eine gesteigerte Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auch wenn 61 Prozent der Mitarbeitenden angeben, sich aktuell im Unternehmen gehört zu fühlen, zeigen die Ergebnisse klar auf, welches Potenzial hier noch in vielen Unternehmen schlummert.