Papier wird, wo es geht, durch digitale Unterlagen ersetzt, elektronische Geräte werden so optimiert, dass Energie nicht unnötig verschwendet wird. Und im Pausenraum steht ganz selbstverständlich Obst aus biologischer Landwirtschaft. Unternehmen haben die Notwendigkeit erkannt, Nachhaltigkeit ganz oben auf ihre Agenda zu setzen.
Wenn es um dieses Thema geht, wissen Julia Skardarasy und Jasmin Ebner ganz genau Bescheid. Die beiden haben den Nachhaltigkeitsclub Salzburg gegründet und widmen sich unter anderem der Frage, wie es Unternehmen heute gelingt, die Balance zwischen wirtschaftlichem Erfolg auf der einen und sozialer und ökologischer Verträglichkeit auf der anderen Seite zu finden. Seine Erkenntnisse teilte das Duo unlängst bei einem Ladies Brunch, zu dem das Bankhaus Spängler 70 Gäste begrüßte. Skardarasy plädierte dabei für ein "neues Mindset": "Nachhaltiges Agieren sichert das Wirtschaften insgesamt und damit die Zukunft von Unternehmen."
Über 60 Prozent achten bei Jobsuche auf Nachhaltigkeit von Unternehmen
Gerade vonseiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind die Erwartungen an das ökologische Engagement von Unternehmen hoch. Eine aktuelle Umfrage der Jobplattform hokify, an der 1000 Personen teilnahmen, zeigt: Mehr als 60 Prozent achten bei der Jobsuche auf die Nachhaltigkeit von Unternehmen. Das gehe so weit, dass sich Menschen nicht bei Betrieben bewerben, die sich nicht um Umwelt- und Klimaschutz kümmern.
Je älter, desto umweltbewusster im Job
Auffällig ist: Je älter die Jobsuchenden sind, desto stärker ihr Fokus auf grüne Themen. "Auch wenn Nachhaltigkeit in allen Altersgruppen relevant ist, spielen beim Berufseinstieg andere Faktoren, wie Gehalt und Arbeitsalltag, oft eine größere Rolle", erläutert Karl Edlbauer, Geschäftsführer und Mitgründer von hokify. Dies sei vor allem darauf zurückzuführen, dass ältere Generationen im Berufsleben bereits eine konkrete Vorstellung davon haben, wie und für wen sie arbeiten wollen, während sich die Jüngeren noch in einer Art Orientierungsphase befinden.
Bei der derzeitigen Arbeitsmarktsituation und immer weniger verfügbaren Fachkräften müssten Unternehmen qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber mit dem richtigen Angebot abholen, ist Edlbauer überzeugt. Sind die Grundbedürfnisse gedeckt, kommen Benefits, Werte und Image des Unternehmens zum Tragen. Green Benefits, also solche mit Nachhaltigkeitsbezug, stehen besonders hoch im Kurs, zeigt die hokify-Umfrage: Am beliebtesten ist das Ticket für den öffentlichen Verkehr (34%), gefolgt von gesunder Verpflegung mit regionalen und veganen Optionen (21%). Während bei Jobsuchenden unter 25 Jahren auch Gutscheine für nachhaltige Geschäfte (17%) und Zuschüsse zu nachhaltigem Reisen (13%) beliebt sind, interessieren sich über 25-Jährige eher für Carsharing-Angebote oder Firmen-E-Autos (19%). "Bei der Auswahl der Benefits kommt es sehr auf die Lebensumstände an. Während in der Stadt ein Ticket für die öffentlichen Verkehrsmittel oder ein Fahrrad ein Top-Benefit sein kann, ist am Land das Firmen-E-Auto interessanter", so Edlbauer.
Starke Werte ziehen an: "Ökologisch und sozial verträgliche Wirtschaftsweise alternativlos."
Skardarasy und Ebner vom Nachhaltigkeitsclub Salzburg sind überzeugt davon, dass es für Unternehmen in der Nachhaltigkeitsthematik längst nicht mehr um ein Wollen, sondern um ein Müssen gehe: "Unternehmen werden zukünftig nicht mehr gefragt, ob sie nachhaltig wirtschaften wollen oder nicht. Druck von Mitarbeiter- und Konsumentenseite, ebenso von Banken, NGOs, die Rohstoffknappheit, steigende Energiepreise und nicht zuletzt der EU-Green-Deal mit einer bevorstehenden Gesetzgebung zur verpflichtenden Nachhaltigkeitsberichterstattung werden eine ökologisch und sozial verträgliche Wirtschaftsweise alternativlos machen."
"Nur wer sich mit dem Unternehmen identifiziert, bewirbt sich."
Karl Edlbauer, hokify-Geschäftsführer
Dabei fallen unter Nachhaltigkeit nicht, wie oft angenommen, nur ökologische Gesichtspunkte, sondern vor allem auch der Mensch. "Mitarbeitenden geht es in der heutigen Zeit schon lange nicht mehr nur um den monetären Ausgleich ihrer Arbeit", so das Expertinnenduo. "Sie möchten einer sinnstiftenden Tätigkeit nachgehen. Unternehmen, die auf eine nachhaltige Betriebsführung achten und eine klare Strategie verfolgen, tun sich wesentlich leichter, Mitarbeitende zu finden und auch längerfristig im Betrieb zu halten."
Übrigens: Mit blutleeren Versprechungen kommen Arbeitgeberinnen und -geber nicht weit, wie die "Purpose ready"-Studie des Wiener Meinungsforschers und Recruiting-Experten Herbert Kling zeigt: Unternehmen, die Werte vor sich hertragen, ohne sie im Alltag zu leben, schneiden demnach deutlich schlechter ab als jene, die erst gar keine Werte postulieren, dafür aber mit Freiheiten oder anderen Benefits punkten können. "Unternehmen müssen wissen, wer sie sind und wofür sie stehen, und diese Werte nach außen kommunizieren. Nur wenn Kandidatinnen und Kandidaten sich mit dem Unternehmen identifizieren, bewerben sie sich auch", betont auch Karl Edlbauer.