Seit das amerikanische Unternehmen OpenAI seinen Textgenerator der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt hat, ist das Thema künstliche Intelligenz so präsent wie nie: ChatGPT schreibt komplette Marketing-Beiträge, findet Fehler im Softwarecode oder legt Tabellen in Makros an. Dank KI können Fachabteilungen ohne spezielles Wissen und aufwendige Integration neue Möglichkeiten ausprobieren. Das Interessante an Textrobotern wie ChatGPT und Bard oder Bildgeneratoren wie Stable Diffusion ist zudem ihre universelle Anwendbarkeit. Selbst in einem kleinen Handwerksbetrieb kann ein KI-basierter Chatbot Teilbereiche der Buchhaltung oder das Schreiben von Angeboten übernehmen, zeigt sich das Technologieunternehmen Dell Technologies in einem Fachbeitrag überzeugt. Die Debatte um künstliche Intelligenz sei daher oft mit der Angst vor einem Verlust von Arbeitsplätzen verbunden. Dabei kommen groß angelegte Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass sich durch Technologien wie ChatGPT viele Arbeitsprofile zwar grundlegend verändern, jedoch keineswegs obsolet werden. So wird laut einer aktuellen Studie der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) gerade generative KI einige bisher von Menschen ausgeführte Tätigkeiten automatisieren, was sich durchaus positiv auf die Arbeitsbedingungen auswirken kann. Eine komplette Übernahme von Aufgaben sehen die Studienautoren aber nicht.
Vielfältige Einsatzmöglichkeiten: Von der Fertigung bis zur Arztpraxis
Die Studie der ILO empfiehlt gerade Unternehmen, insbesondere KMUs, die vom Fachkräftemangel stark betroffen sind, sich intensiver damit zu befassen, wie KI-Lösungen eingesetzt werden können, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von repetitiven Aufgaben zu entlasten. Dadurch könnte mehr Zeit für strategisch wichtige Aufgaben geschaffen werden. Das mögliche Einsatzspektrum von KI ist breit gefächert. Chatbots sind bereits seit Jahren in der Kundenkommunikation im Einsatz. Mit Intelligent Automation (IA) steht jedoch bereits die nächste Technologiestufe vor der Tür. Reklamationen beispielsweise, die im Dienstleistungssektor zum Alltag gehören, lassen sich mittels IA spürbar einfacher abwickeln. Im Idealfall wird eine Beschwerde schon vorab prognostiziert und automatisch eine Sales-Aktion eingeleitet - etwa ein Rabatt vorgeschlagen, um verärgerte Kundinnen und Kunden zu beruhigen.
KI und 5G revolutionieren die Fertigungsüberwachung
Eine Branche, die zu den Vorreitern beim Einsatz von KI-Technologien zählt, ist die Fertigung. Ein klassisches Einsatzszenario von künstlicher Intelligenz in Kombination mit Edge Computing und dem jüngsten Mobilfunkstandard 5G ist das Monitoring kritischer Bereiche. Damit lassen sich schon heute Unregelmäßigkeiten auf dem Fertigungsband erkennen, die für das menschliche Auge nicht mehr wahrnehmbar sind. Innerhalb von Millisekunden greift ein Roboterarm zu und sortiert das defekte Teil aus. In modernen Produktionsanlagen leiten längst alle Systeme, von der Fräsmaschine über den Fließbandroboter bis hin zum vollautomatisierten Lager, Informationen in Echtzeit weiter und ermöglichen so eine ständige Momentaufnahme des aktuellen Zustands einzelner Fertigungsstraßen oder kompletter Fabriken.
KI-gestützte Lösungen entlasten Arztpraxen effektiv
KI ist auch sehr gut in Arztpraxen einsetzbar und kann das dortige medizinische Fachpersonal in seinem stressigen Arbeitsalltag spürbar entlasten. Brauchen etwa Patientinnen und Patienten ein Rezept oder müssen in die Behandlungsräume geführt werden, während gleichzeitig das Telefon klingelt, kann ein smarter Telefonassistent die Lösung sein. Er nimmt Anrufe entgegen, vergibt Termine oder notiert sich Rezeptbestellungen. Das Praxisteam kann diese dann später abarbeiten und sich bis dahin auf die Versorgung der Patienten sowie fachspezifische Aufgaben konzentrieren. Und nicht nur das: Heute lassen Pharmakonzerne bereits Impfstoffe von Algorithmen entwickeln. Mediziner wiederum ziehen bei der Diagnose von Krebserkrankungen eine KI-gestützte Vorauswahl der verschiedenen bildgebenden Verfahren heran.
Herausforderungen für KMUs bei KI-Implementierung
Der Trend zur Nutzung künstlicher Intelligenz wird in österreichischen Unternehmen immer deutlicher: Laut einer aktuellen Erhebung von Statistik Austria zur Integration von Informations- und Kommunikationstechnologien setzten im Jahr 2023 bereits 11 Prozent der Unternehmen KI-Technologien ein, während dieser Anteil zwei Jahre davor noch bei 9 Prozent lag. Die Unternehmensgröße spielt dabei eine signifikante Rolle, wie die Studie verdeutlicht: Während 9 Prozent der kleinen Unternehmen (10 bis 49 Beschäftigte) auf KI zurückgreifen, steigt dieser Anteil bei mittelgroßen Unternehmen (50 bis 249 Beschäftigte) auf 17 Prozent und bei großen Unternehmen (ab 250 Beschäftigten) sogar auf 35 Prozent.
Dieser Umstand stellt gerade KMUs aber auch vor gewisse Herausforderungen. Die wenigsten von ihnen verfügen nämlich über die notwendigen Ressourcen, um KI-Projekte in Eigenregie durchzuführen - vor allem vor dem Hintergrund, dass entsprechende Fachkräfte nur schwer zu bekommen sind. Sinnvoll ist daher die Unterstützung durch einen externen Partner, was von der Beratung rund um die passende KI-Lösung bis hin zu einem Managed-Service-Modell reichen kann. Ein solcher Partner verfügt zudem über die Expertise und die Ressourcen, um geschäftskritische Informationen am Netzwerkrand gegen Hackerangriffe zu schützen. Gerade dort ist Schutz wichtig, denn in der Regel ist die Edge nie so gut abgesichert wie der zentrale Rechenzentrumsbetrieb.