"Mit ihrer qualitativ hochwertigen theoretischen und praxisorientierten Ausbildung der dringend benötigten Fachkräfte leisten die österreichischen Fachhochschulen einen unverzichtbaren Beitrag für die verantwortungsvolle Gestaltung unserer gemeinsamen Zukunft", betont Wissenschaftsminister Martin Polaschek im neuen Fachhochschulentwicklungs- und Finanzierungsplan 2023/24-2025/26. Im Zentrum des Plans stünden entsprechend "Ziele und Maßnahmen zur Stärkung und Weiterentwicklung der Aus- und Weiterbildung hochqualifizierter Fachkräfte für den Arbeitsmarkt".
Er sei die Basis dafür, dass die "Erfolgsgeschichte der Fachhochschulen auch nach 29 Jahren seit ihrer Etablierung fortgeschrieben werden kann", ergänzt Polaschek in einer Aussendung. Es sei gelungen, "eine dauerhafte Fördersatzerhöhung ab 1. 1. 2023 um 10 Prozent und eine weitere ab 1. 10. 2024 um 4,5 Prozent zu erwirken", ebenso wie "neuerlich mehr als 1000 zusätzliche bundesgeförderte Studienplätze in den Zukunftsbereichen Digitalisierung und Nachhaltigkeit" zu schaffen. "Insgesamt wird mein Ministerium, das BMBWF (Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung, Anm.), im Zeitraum 2023 bis 2026 284 Mill. Euro zusätzlich und insgesamt 1,8 Mrd. Euro für Fachhochschulen in die Hand nehmen." Das entspreche einer Steigerung von 18,4 Prozent. Damit sei die Grundlage für ihre nachhaltige Finanzierung in den kommenden drei Jahren gesichert. Dazu kommen erstmals 14 Mill. Euro als Sondermittel für Sonderprojekte wie die aktive Mitwirkung an den europäischen Hochschulallianzen im Rahmen der European-University-Initiative.
Einige Punkte im neuen FH-Plan sind "Grund zu ernster Besorgnis"
Erneut ablehnend ist die Reaktion der Fachhochschulen auf die Neuauflage des FH-Plans. Einige Punkte würden wieder "Grund zu ernster Besorgnis im Fachhochschulsektor" sein, heißt es in einer Aussendung der Fachhochschulkonferenz (FHK). So werden in diesem Jahr etwa 350 zusätzliche Studienplätze im Bereich Digitalisierung und Nachhaltigkeit zur Bewältigung des Fachkräftemangels angekündigt. Die FHK vermutet aber, dass es sich bei den Studienplätzen nicht um neue handelt, sondern dass bestehende Studienplätze den Fachhochschulen weggenommen und dann neu verteilt werden sollen. Die Ausführungen im Plan deuten diese Möglichkeit an.
"Nur auf den ersten Blick positiv" scheinen der FHK auch die Sondermittel in Höhe von zusätzlichen 14 Mill. Euro. Sie würden nämlich mit bereits bestehenden Förderschienen, wie der "Förderung der kooperativen Doktoratsprogramme doc.funds.connect", finanziert. Im Ergebnis handle es sich "also auch hierbei nicht um frisches Geld, sondern um die Heranziehung von Mitteln aus bereits erfolgreich laufenden Förderschienen".
Was die Fördersatzerhöhung um 4,5 Prozent ab 1. Oktober 2024 betrifft, sei es zu keiner Veränderung gegenüber dem Erstentwurf des Plans gekommen. Die FHK weist darauf hin, dass die angekündigten Erhöhungen angesichts der aktuellen Inflationsentwicklung "erstens zu spät kommen und zweitens bei Weitem nicht ausreichen werden". Es sei eine Anpassung von mindestens 20 Prozent notwendig, "damit die FH-Ausbildung in gewohnter Qualität weiterbestehen kann".
Bei der Pressekonferenz zum neuen FH-Plan verurteilte die FHK auch, dass sich das Forschungsministerium "für die Fachhochschulforschung und deren Finanzierung als nicht zuständig erklärt" habe. Es müsse seinen Hochschulen "zukunftsweisende Strukturen zur Verfügung stellen" und es sei "nicht zulässig, sich aus der Finanzierungsverantwortung zu stehlen". Es könne niemals eine Lehre an Fachhochschulen geben, die nicht forschungsgeleitet sei, sonst würde den Fachhochschulen der Hochschulcharakter abhandenkommen. Alle Passagen des vorgelegten Plans erinnerten, so die FHK-Position, "im Übrigen eher an einen Schul- und nicht an einen Hochschulplan".
Ein großer Kritikpunkt der FHs betrifft darüber hinaus insgesamt die Kommunikation mit dem Sektor. "In allen zum Erstentwurf eingegangenen Stellungnahmen der Fachhochschulen, der Länder, der Sozialpartner, der ÖH und vieler anderer betroffener Institutionen wurde gefordert, dass die Expertise der Fachhochschulen in die Neuauflage des FH-Entwicklungs- und Finanzierungsplans Eingang finden soll. Gespräche oder der geforderte runde Tisch haben nicht stattgefunden. Im Ergebnis wurde neuerlich ein Dokument veröffentlicht, das die Betroffenen selbst vorab nicht zu Gesicht bekommen haben." Das Ergebnis liege nun vor und "wir weisen es neuerlich zurück". Die Chance, gemeinsam und auf Augenhöhe mit den Fachhochschulen zu einer Weiterentwicklung zu gelangen, sei "leider nicht wahrgenommen" worden, sagt FHK-Präsidentin Ulrike Prommer.
FACHHOCHSCHULEN IN ZAHLEN
21 Fachhochschulen in allen Bundesländern (auch in jenen, wo es keine Universitäten gibt: Burgenland, Vorarlberg)
521 Studiengänge (52% Bachelor, 48% Master), angeboten in diesen Varianten:
326 Vollzeit
267 berufsbegleitend
80 Vollzeit und berufsbegleitend
10 dual (in Kooperation mit Unternehmen)
11 Fernstudiengänge
ca. 60.000 Studierende (Unis: 266.000, Verhältnis 1 : 4,5)
ca. 800 Doktoratsstudierende mit FH-Abschluss (WS 2020; davon 451 an heimischen Unis)
ca. 16.700 Absolvent:innen (Unis: 37.400, Verhältnis 1 : 2)
100% der Absolvent:innen in der Toleranzzeit der Studiendauer (Unis: ca. 31%)
ca. 2% der Absolvent:innen sind arbeitslos (Unis: ca. 3%)