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Neuer Job in der Kultur? Initiativ bewerben!

Initiativbewerbungen für Stellen im Kulturbereich sind gern gesehen. Noch ist die Kultur "zu". Führungskräfte sind daher leichter erreichbar.

Bald geht der Vorhang für die Kultur wieder auf. Initiativbewerbungen können sich lohnen.
Bald geht der Vorhang für die Kultur wieder auf. Initiativbewerbungen können sich lohnen.

Am 19. Mai 2021 sollen endlich die Kulturbetriebe wieder öffnen dürfen. Wer im Kulturmanagement oder in der Kulturvermittlung arbeiten möchte, kann im derzeitigen Kultur-Lockdown so manche Führungskraft gut erreichen: Zwar haben diese mit Corona und den ungewissen Zukunftsszenarien viel zu tun, doch fallen die früher üblichen Reisen, Business Lunches und Abendveranstaltungen weg. "Schreiben Sie jetzt Ihre Initiativbewerbung. Sie wird gelesen werden. Nur keine Scheu", rät Karin Wolf.

Die Wienerin ist seit Jahrzehnten im Kulturbereich tätig. Das 1994 von ihr gegründete Institut für Kulturkonzepte bietet Aus- und Weiterbildung im Bereich Kulturmanagement und Kulturvermittlung an. Was die Institutsdirektorin ihren Absolventinnen und Absolventen in Onlinevorträgen und Coachings an Tipps gibt, kann all jenen hilfreich sein, die Arbeit in der Kultur suchen. Doch werden Initiativbewerbungen überhaupt gelesen? Ist es aufdringlich, Personalverantwortliche einfach per Bewerbungs-Mail zu kontaktieren? Karin Wolf zerstreut diese Bedenken: "Kulturbetriebe haben Interesse an proaktiven Menschen. Initiativbewerbungen sparen außerdem den Personalverantwortlichen Zeit, wenn Jobs frei, aber noch nicht ausgeschrieben werden. Und die Mehrheit führt tatsächlich Evidenzmappen, in denen Bewerbungen gut ein halbes Jahr aufbewahrt werden."

Gute Vorbereitung ist wichtig

Bei der Initiativbewerbung sei die Vorbereitung mehr als die halbe Miete. Vor allem das Recherchieren sollte intensiv betrieben werden, so Wolf: "Erkundigen Sie sich über die Websites und über Medien, wofür eine Kulturorganisation steht, wie sie dasteht und wer für welche Bereiche zuständig ist." Bei den Bewerbungsunterlagen sei besonders das Anschreiben wichtig. Dieser Brief, der der Vorstellung der eigenen Person dient, gliedert sich idealerweise in drei Absätze. Im ersten beschreibt man, was man an der Organisation schätzt und mit ihr verbindet. Im zweiten zählt man nicht den Lebenslauf auf, sondern beschreibt die Fähigkeiten, an denen der potenzielle Arbeitgeber Bedarf hat. Etwa: "Mein Schwerpunkt in den letzten beiden Jahren war ...", oder: "... würde ich gerne bei Ihnen einbringen". Konkret und persönlich zu schildern sei das Um und Auf, so Wolf.

Lebenslauf mit Kompetenzen & Projekte aufwerten

Ein Lebenslauf müsse sich nicht auf zwei Seiten beschränken. "Wenn jemand 20 Jahre Berufserfahrung hat, wird die Personalverantwortliche auch drei oder vier Seiten lesen." Wichtig ist bei der Gliederung, mit dem Aktuellen zu beginnen und chronologisch und bei der Berufserfahrung immer nach dem gleichen Schema vorzugehen: Organisation/Position/Tätigkeit. Die Ausbildung kommt zuerst, falls sie ein Bonus für den Job ist. Gut machen sich Kompetenzen und erfolgreich durchgeführte Projekte, die zum Job passen.

Um die eigenen Kompetenzen zu belegen, empfiehlt Karin Wolf für den Kulturbereich, zwei Referenzen mit Namen und E-Mail-Adresse anzugeben - und diese Personen vorher zu fragen. Auch das spart der Personalleitung Zeit. "Zickzack-Lebensläufe" würden in der Branche gar nicht so kritisch gesehen, wie viele fürchten. Wenn überall Aspekte auf den Job passen, kann so ein Lebenslauf sogar besonders interessant sein.

Und das Foto? Fällt die Entscheidung dafür aus, sollte man darauf jedenfalls gut erkennbar sein, um auch nach dem Bewerbungsgespräch in Erinnerung zu bleiben. Noch interessanter wird eine Initiativbewerbung durch ein Motivationsschreiben. Dieser sehr persönlich formulierte Text informiert die Organisation über Interessen und Persönlichkeit der Bewerberin oder des Bewerbers. Betiteln lässt er sich mit "Was Sie noch über mich wissen sollten" oder: "Ich über mich"Zeugnisse sind nach Karin Wolfs Erfahrung bei der Initiativbewerbung nicht nötig, sie liegen beim Bewerbungsgespräch in einer Mappe bereit.

Nachfragen lohnt sich

Sich zu bewerben sei fast eine Kulturtechnik, meint Wolf: "Man sollte in der Übung bleiben und sich beispielsweise jede Woche ein bis zwei Stunden dafür reservieren." Zehn Tage nach einer Initiativbewerbung an die zuständige Person lohne es sich, nachzufragen, ob diese das E-Mail bekommen hat. Im besten Fall winkt eine offene Stelle, die nur noch nicht ausgeschrieben wurde. Wer erfährt, dass seine Bewerbung eingelangt ist, kann sich mit einem Hinweis noch ein Türchen aufmachen: "Gerne können Sie meine Bewerbungsunterlagen an Kollegen weitergeben."