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Neuer Lebensabschnitt Studium - wie man sich zurecht findet

Unbekannte Gebäude, neue Gesichter, ein Stundenplan, den es mitunter in Eigenregie zusammenzuzimmern gilt. Und spätestens am Ende des Semesters die Klausurenphase - das Studium kann einschüchtern. ÖH-Vertreter verraten, wie Studierende souverän in diesen neuen Lebensabschnitt starten.

Studieren und Verantwortung für sich selbst übernehmen.
Studieren und Verantwortung für sich selbst übernehmen.

Insgesamt 2924 junge Männer und Frauen haben im Wintersemester 2021/22 ein Studium an der Paris Lodron Universität Salzburg begonnen. Unterstützung bekommen sie unter anderem von Lara Simonitsch. Die 21-Jährige ist Teil des Vorsitzteams der Österreichischen Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft (ÖH) an der Paris Lodron Universität. Als sie vor drei Jahren in ihr Studium startete, führte sie der erste Weg ins Büro der Studienvertretung, erinnert sich die Politikwissenschaft-Studentin: "Es hilft ungemein, jemanden, der einmal in deiner Situation war, zu fragen: Hey, wie funktioniert das jetzt eigentlich?"

Veranstaltungen nehmen Angst

Welcome-, Info- und Orientierungsveranstaltungen nehmen die Angst vor dem großen Unbekannten; bei Fragen kann man sich freilich an die ÖH, das Beratungszentrum und die Studienvertretungen wenden. Internationale Studierende bekommen Buddys zur Seite gestellt. "Auch die Lehrenden wissen, dass für Erstsemestrige alles neu und verwirrend sein kann. Sie sind offen für Fragen, erklären Grundlegendes, etwa, wie man an Bücher kommt", sagt Simonitsch. "Aber grundsätzlich gilt: Studieren und Verantwortung für sich selbst übernehmen - das geht Hand in Hand. Es läuft dir keiner mehr hinterher."

An der Fachhochschule (FH) werden Studierende mit ihren Fragen ebenfalls nicht alleingelassen: "Die ÖH bietet einige Programme an, etwa das ,ÖH Student Mentoring'-Programm in den wirtschaftlichen Studien oder die studiengangsübergreifende Initiative ,Studis für Studis'", erklärt Patrick Dürnberger (28). Er studiert Betriebswirtschaft im Master und ist erster stellvertretender Vorsitzender der ÖH FH Salzburg. "Gerade fragen Studierende auch stark psychologische Beratung und Vorträge zu Themen wie Stressbewältigung, Prüfungsangst und Umgang mit Depressionen nach."

Anmeldung zu Lehrveranstaltungen

Den größten Nervenkitzel zu Studienbeginn bringt ganz klar die Anmeldung zu den Lehrveranstaltungen mit sich: Wie diese genau abläuft, ist je nach Hochschultyp unterschiedlich geregelt. Meist gibt es Onlinesysteme, in denen sich Studierende zu Studienbeginn (oder früher!) für Seminare, Vorlesungen und manchmal auch für die Prüfungen anmelden müssen. Häufig nach dem Prinzip: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. In dem Fall sollte man die Fristen genau im Auge behalten!

Stolperfallen vermeiden

Anmeldefristen können übrigens schnell zur Stolperfalle werden. Egal ob es darum geht, Semestergebühren rechtzeitig einzuzahlen oder sich fristgerecht für Aufnahmeprüfungen, Einstufungstests bei Sprachstudien, das Studium selbst oder einzelne Kurse und Prüfungen anzumelden: "Wir weisen immer wieder darauf hin, schicken Reminder für solche Fristen aus", sagt Simonitsch.

Wobei einem keiner helfen kann? Dabei, den eigenen Lernrhythmus zu finden. "Die meisten unterschätzen die Prüfungsvorbereitung", weiß Dürnberger. "Wir empfehlen, Tutorien zu besuchen, jede Lehrveranstaltung vor- und nachzubereiten und rechtzeitig mit der intensiven Lernphase zu beginnen. Besonders wichtig: Deadlines und Arbeitsaufträge im Kalender notieren, damit man einen Überblick über den eigenen Workload hat."

Generell sei der Aufwand, um ein Studium zu betreiben, durch die Coronapandemie gestiegen, ist Simonitsch überzeugt: "Im Moment finden die Lehrveranstaltungen zum Teil in Präsenz statt, zum Teil online. Wie genau - das müssen die Studierenden selbst herausfinden."

Präsenzunterricht ist essenziell

Dennoch: Im Vergleich zu den Vorsemestern hat sich viel verbessert, sind sich die beiden ÖH-Vertreter einig. "Kein Break-out-Room kann gemütliches Kaffeetrinken im Büro der Studienvertretung ersetzen, keine Onlineparty kann unvergessliche Erinnerungen an den Semesterausklang auf der Dachterrasse wettmachen." Dürnberger ergänzt: "Dauernd vor dem Bildschirm zu sitzen kann extrem belastend sein." Und: "Im vergangenen Jahr haben wir zahlreiche Rückmeldungen bekommen, dass Präsenzunterricht essenziell ist, wenn es darum geht, Lehrinhalte erfolgreich und praxisnah zu vermitteln. Solange online gelehrt wurde, gab es außerdem so gut wie keine Interaktion oder Vernetzung. Die Studierenden kannten oft nicht einmal die Kolleginnen und Kollegen aus dem eigenen Jahrgang."

Onlineangebote zum Kennenlernen seien kaum angenommen worden. An der Uni Salzburg setzte man während der Lockdowns auf Online-Spieleabende oder -vorträge, die Studienvertretungen organisierten Wanderungen und versuchten, online da zu sein.

Flexibilität bei Vereinbarkeit von Beruf und Studium

Abgesehen von vollgepackten Terminkalendern, Prüfungen und Deadlines für Seminararbeiten und Co. - ein Großteil der Studierenden jobbt nebenbei. 61 Prozent sind es hierzulande, zeigt die Studie Eurostudent, im Schnitt arbeiten sie fünf bis 20 Stunden pro Woche. Um erste Praxiserfahrungen zu sammeln, aber auch aus der Notwendigkeit heraus, Miete, Bücher, Lebensmittel und Semestergebühren zu finanzieren. "So viele Einschränkungen die Pandemie auch gebracht hat, die digitalen Angebote erhöhen die Flexibilität, wenn es um die Vereinbarkeit von Beruf und Studium geht", sagt Simonitsch. "Eine aufgezeichnete Vorlesung kann ich mir anschauen, wann ich will. Wir als ÖH setzen uns dafür ein, dass das in Zukunft zur Norm wird." Aber Achtung! "Wissenschaftliche Arbeiten zeigen, dass der Studienerfolg leidet, wenn man mehr als zehn Stunden nebenbei arbeitet", gibt Simonitsch zu bedenken. Und Dürnberger ergänzt: "Erfahrungsgemäß empfehlen wir Vollzeitstudierenden, maximal sechs bis zehn Stunden pro Woche zu arbeiten; bei berufsbegleitenden Studien maximal 20 bis 30."

Eine finanzielle Spritze können Studierende über diverse Stipendien erhalten: über die Studienbeihilfe, wenn die Eltern nicht ausreichend unterstützen können, Selbsterhalterstipendien für Menschen, die mindestens vier Jahre berufstätig waren, Leistungsstipendien sowie Sozialstipendien, Mobilitätszuschüsse oder Kinderbetreuungsunterstützung über Töpfe der ÖH. "Oft werden Stipendien für spezifische Studien oder bestimmte Zielgruppen ausgeschrieben, etwa auf www.grant.at. Auch hier lohnt es sich immer, hineinzuschauen", empfiehlt Dürnberger Studienanfängern.