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Psychische Gesundheit von Studierenden: Romantik versus Realität

Es ist nicht sonderlich gut um die psychische Gesundheit von heimischen Studierenden bestellt. Dennoch zeigen sich im Vergleich zum Vorjahr Verbesserungen - vor allem bei der Lebensqualität.

Das aktuelle Weltgeschehen samt Teuerungen, Krieg und Krisen belastet Studierende.
Das aktuelle Weltgeschehen samt Teuerungen, Krieg und Krisen belastet Studierende.

"Das Bild des Studierendenlebens ist oft ein romantisches. Die Realität zeigt aber, dass Studierende psychisch belastet sind", sagt Bernadette Frech, Geschäftsführerin von Instahelp - einer Plattform, über die online psychologische Beratungen durchgeführt werden.

Das Ergebnis des aktuellen Mental-Health-Barometers von Instahelp und Studo attestiert jedenfalls keine besonders positive Stimmung: Demnach ist es um den Gemütszustand der Studierenden in Österreich und Deutschland nicht gut bestellt - jeder und jede zweite Befragte stuft die eigene psychische Gesundheit als nicht gut bis schlecht ein. Interviewt wurden dafür rund 8400 Hochschülerinnen und Hochschüler.

Was sind die Gründe, dass es heimischen Studierenden mental schlecht geht?

Ein hoher Arbeitsaufwand und Überforderung im Studium, Sorgen rund um die Familie, Teuerungen, Krieg und Krisen - das alles belastet auch Studierende stark.

Nachdem Corona in den Köpfen der Hochschülerinnen und Hochschüler nicht mehr ganz so präsent ist wie im letzten Jahr der Umfrage, spielen im diesjährigen Mental-Health-Barometer die Vorgänge rund um den Globus eine vermehrte Rolle. Zwar fühlten sich rund 50 Prozent noch durch die Pandemie beeinträchtigt, über 60 Prozent der Befragten gaben jedoch an, dass sie das momentane Weltgeschehen mental belastet. In Sachen Arbeitsaufwand lässt sich festhalten, dass sich grundlegend über 80 Prozent der Studierenden in ihrem Studium gestresst fühlen. Wobei im direkten Vergleich weibliche Befragte ihren Gesundheitszustand wesentlich schlechter einstufen als ihre männlichen Kollegen.

Es gibt jedoch auch eine gute Nachricht: Ein weiterer Punkt, der hervorsticht, ist das Thema "Einsamkeit". War dies im Jahr 2021 noch sehr präsent, wurde es aktuell nicht mehr als eines der Hauptprobleme genannt. Die Lebensqualität der Studierenden hat sich demnach insgesamt nach der Pandemie wieder erholt. "Nachdem die letzten Semester von der Covid-19-Pandemie bestimmt wurden, konnte man 2022 wieder an den Hochschulcampus und zum gemeinschaftlichen Studierendenleben zurückkehren", erklärt Studo-Geschäftsführer Lorenz Schmoly. Weiter: "Die Lebensqualität der Studierenden ist stark gestiegen - was aus unserer Sicht an mehr sozialen Kontakten und weniger Isolation liegt." Während 2021 nur 18 Prozent der Interviewten von einer guten Lebensqualität berichtet haben, sind es aktuell über zwei Drittel.

Auch beim Studium ist psychische Gesundheit ein Tabuthema

Mentale Gesundheit wird zwar als wichtiges Thema angesehen, bleibt aber dennoch oft tabu. Die Lage ist bei den Studierenden dieselbe wie in der breiten Bevölkerung: Um ihr Gesicht zu wahren, reden viele Betroffene nicht über ihre Probleme. Vonseiten der Psychotherapie gilt: Es ist wesentlich zu erkennen, dass man ein Problem hat, und die Leugnungsphase somit zu verlassen.

In Sachen Stellenwert von psychischem und physischem Wohlbefinden lässt sich festhalten: Drei Viertel der Interviewten sind der Meinung, dass körperliche und mentale Gesundheit gleich wichtig sind. Für das geistige Wohl nehmen sie sich jedoch nur maximal eine Stunde in der Woche Zeit. Die präferierten Mittel dazu sind Reflexion, Meditation oder psychologische Beratung. Im Vergleich dazu sind für körperliche Betätigungen und soziale Kontakte zwei bis fünf Stunden die Woche reserviert.

Wie sieht es mit der offiziellen Inanspruchnahme von professioneller Hilfe aus?

86 Prozent der Studierenden würden bei mentalen Herausforderungen psychologische Unterstützung annehmen - auch das gilt vermehrt für weibliche Studierende denn männliche. Selbstrecherche oder Selbsthilfe sind die meistgenannten Hilfsmittel, um mit psychischen Problemen umzugehen. Ein Drittel der Interviewten verzichtet ganz auf Unterstützungsangebote. Schenkt man der Umfrage Glauben, würden Studierende am liebsten psychologische Beratung oder Therapie vor Ort nutzen.