"Wenn die Zusammenarbeit von Erziehungsberechtigten und Lehrerinnen und Lehrern gut funktioniert, profitieren Kinder und Jugendliche enorm. Sie fühlen sich sicher, sind optimistischer, lernen motivierter und entwickeln Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten und in ihre Zukunft." Davon sind Hans Berner, Rudolf Isler und Wiltrud Weidinger überzeugt. Wie gute Zusammenarbeit gelingen kann, behandeln die Autoren in ihrem jüngst erschienenen Buch "Einfach gut kooperieren".
Positive Kommunikation ist das A und O beim Eltern-Schule-Verhältnis
Das Zusammenwirken von Elternhaus und Bildungsinstitution ist in vielen Fällen zielorientiert und problemfrei. "Gleichwohl fühlen sich Eltern immer wieder in ihren Anliegen für ihre Kinder von Lehrpersonen nicht verstanden und Lehrerinnen und Lehrer erachten die Zusammenarbeit mit Eltern bisweilen als belastend", erklären die Autoren.
Wie so oft im Leben sind auch hier Missverständnisse eines der Hauptprobleme: "Verantwortlich für Schwierigkeiten im Eltern-Schule-Verhältnis sind häufig ungeschickte Formulierungen von einer Seite, die von der anderen Seite als offene oder versteckte Schuldzuweisungen verstanden werden." Und natürlich spielt auch die Kindheit der Eltern eine Rolle, wenn es um den Kontakt zu Bildungsinstitutionen geht. Sprich: Aufgrund von negativen eigenen Schulerfahrungen übertragen die Eltern ihre Ängste und Wut unreflektiert auf die Lehrpersonen. Und es existiert ebenso die Angst des Lehrpersonals vor den Erziehungsberechtigten der Schülerinnen und Schüler.
Wie kann nun die Zusammenarbeit zugunsten der Kinder verändert beziehungsweise erleichtert werden, damit es für alle Beteiligten gewinnbringend und erfreulich ist? "Wir möchten darauf hinweisen, dass die Art der Kommunikation zwischen allen Beteiligten enorm wichtig ist", betonen Berner, Isler und Weidinger. Ein Tipp steht somit an vorderster Front: Vorschnelle, emotionale und heftige Reaktionen und Affekte in Gesprächen verschärfen bestehende Konflikte, anstatt sie zu lösen. "Wir möchten die grundlegende Bedeutung einer vertrauensvollen, tragenden, ruhigen und wertschätzenden Beziehung zwischen allen hervorheben", so das Autorenteam.
Funktionen der Beteiligten in der Schulgemeinschaft
In Bezug auf die Rollen und Aufgaben von Eltern, Lehrpersonal und Schule stellt sich mitunter die Frage: Was macht die einzelnen Positionen in diesem Zusammenspiel aus und was gehört zu ihrem Auftrag?
In welcher Position befinden sich die Eltern? Berner, Isler und Weidinger: "Zusammengefasst besteht die Aufgabe der Eltern als Erzieher darin, ihren Kindern zu helfen, sich zu eigenständigen, kompetenten und gemeinschaftsfähigen Personen zu entwickeln." Erziehungsberechtigte nehmen somit die Rolle von Arrangeuren einer sicheren und entwicklungsfördernden Umwelt ein. "Dazu gehören Aspekte wie gewaltfreie Interaktion, physische Sicherheit innerhalb und außerhalb der Wohnung, physische und psychische Sicherheit im Umgang mit anderen Personen."
Lehrerinnen und Lehrer sollen gerecht, menschlich und nachsichtig sein. Zugleich aber auch straff. Taktvoll auf jedes Kind eingehen, Begabungen wecken, pädagogische Defizite ausgleichen und vieles mehr. "Nüchterner und differenzierter formuliert sollen Lehrerinnen und Lehrer Fachleute für Bildung, Lehren und Lernen sein, die ihre Erziehungs- und ihre Beurteilungsaufgabe gerecht und verantwortungsbewusst ausüben und die Kernkompetenzen Unterrichten, Erziehen, Beurteilen und Innovieren ständig weiterentwickeln", erläutern die Autoren. Ein anforderungsreiches Tätigkeitsfeld: "Entscheidend ist, dass sich Lehrerinnen und Lehrer ihrer Funktionen und Aufgaben sowie ihrer Grenzen bewusst sind."
Und wie gestaltet sich der Auftrag der Schule? Wesentlich sei, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken - durch die Weitergabe von Normen, Werten und Weltanschauungen. In der Schule sollen sich Schülerinnen und Schüler integrieren und anpassen können. "Gleichzeitig soll die Schule ermöglichen, dass sich jede einzelne Schülerin und jeder einzelne Schüler zu einer eigenständigen, einmaligen Persönlichkeit entfaltet und sich selbst verwirklicht", betonen Berner, Isler und Weidinger. Klarerweise führt diese Widersprüchlichkeit zu Konflikten. "Wichtig ist, dies zu erkennen, um diese grundsätzlichen Probleme nicht durch einfache Schuldzuweisungen an einzelne Personen wie Schulleitende oder Lehrpersonen zu verschleiern."
Für gelingende Kommunikation zwischen Schule und Elternhaus gelten drei Qualitätsmerkmale: Willkommenskultur, Respekt für die jeweiligen Rollen sowie transparente Information.
Buchtipp:
Hans Berner, Rudolf Isler, Wiltrud Weidinger, "Einfach gut kooperieren. Eltern, Kinder und Schule - wie das Miteinander gelingen kann", 2023, hep Verlag.