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Studenten-Report 2025: Die neue Generation Studierender

Zwischen Euphorie für künstliche Intelligenz (KI), Zukunftssorgen und Wertewandel - der neue Studenten-Report gibt einen Einblick in die Lebenswelt der österreichischen Studierenden von heute.

Während früher Partynächte das Studierendenleben dominierten, zieht es heute viele ins Private.
Während früher Partynächte das Studierendenleben dominierten, zieht es heute viele ins Private.

Von einer "neuen Generation Studierender" wird im aktuellen Studenten-Report des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Marketagent gesprochen. Gemeinsam mit Media in Progress wurden dafür rund 640 Hochschülerinnen und Hochschüler in Österreich befragt. "Gefangen zwischen KI-Euphorie und Zukunftssorgen bewegen sie sich in eine Arbeitswelt, in der sie Leistung nur noch bedingt honoriert sehen", heißt es da. Und weiter: "Absolute Parteienverdrossenheit, Medienmisstrauen und das Gefühl politischer Wirkungslosigkeit treffen auf einen festen Glauben an die Demokratie." Laut Studie hat ein umfassender Werte- und Lifestyle-Wandel stattgefunden. Allen voran stehen eine ausgewogene und bewusste Lebensgestaltung - auch die Ausgeh- und Freizeitkultur wird neu definiert. Der Rückzug ins Private, "Chillen" statt Ausgehen, prägt die heutige Generation Studierender.

KI unterstützt studentisches Lernen

Keine Frage: Künstliche Intelligenz ist längst im studentischen Alltag angekommen. Die große Mehrheit der Studierenden (95 Prozent) nutzt bereits KI, allen voran ChatGPT. Vor allem männliche Studenten bedienen sich gerne regelmäßig, das heißt mehrmals die Woche, der künstlichen Intelligenz im Unialltag. Folglich stehen neun von zehn Studierenden KI positiv bis neutral gegenüber. Knapp 70 Prozent fühlen sich durch künstliche Intelligenz unterstützt statt bedroht.

Gleichzeitig sind über die Hälfte der Befragten (54 Prozent) zumindest teilweise um die eigene berufliche Zukunft aufgrund des zunehmenden Einsatzes von KI in der Arbeitswelt besorgt. Zwei von fünf Hochschülerinnen und Hochschülern rechnen damit, dass künstliche Intelligenz in den kommenden Jahren Arbeitsplätze zunichtemachen wird. Einig sind sich die Studierenden außerdem, dass KI eine größere Rolle im Lehrplan spielen muss. 88 Prozent fordern mehr Fokus auf KI-Kompetenzen in der Hochschulausbildung.

"Arbeitsklima schlägt Gehalt" lautet das Motto, wenn es um die Karriere geht

Arbeitsklima schlägt Gehalt" lautet das Motto, wenn es um die Karriere geht: Nur etwas mehr als die Hälfte der Studierenden glaubt, dass sich Leistung in der heutigen Arbeitswelt bezahlt macht. Dennoch blicken die meisten optimistisch in die Zukunft: 70 Prozent schätzen ihre beruflichen Chancen sehr oder eher gut ein. Gut auf den Arbeitsmarkt vorbereitet fühlen sich allerdings nur 45 Prozent. Bei der Jobwahl zählt für die Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger allem voran ein gutes Arbeitsklima (54 Prozent) - das gilt mit 60 Prozent insbesondere für die weiblichen Befragten. Erst danach rangieren das Gehalt und eine ausgewogene Work-Life-Balance. Öffentliche beziehungsweise staatsnahe Arbeitgeber liegen bei über der Hälfte der Interviewten auf der Wunschliste klar vorn, gefolgt von Unternehmen mit Nachhaltigkeitsfokus und multinationalen Konzernen.

"Österreichs Studierende bewegen sich in einem Spannungsfeld zwischen Technologie-Euphorie und Zukunftssorgen", meint Media-in-Progress-Gründer Markus Müller: "Doch sie blicken optimistisch nach vorn, verfolgen klare Werte und wünschen sich eine Arbeitswelt, die mehr ist als nur Gehalt und Karriere, sondern auch Raum für Menschlichkeit lässt."

Studierende haben Vertrauen in die Demokratie, aber nicht in die Politik

Demokratiemüde sind Österreichs Studierende nicht - politikverdrossen allerdings schon. Denn: Die heimischen Studierenden fühlen sich von der Politik weitgehend übergangen. Nur 13 Prozent sind mit der politischen Landschaft zufrieden, 44 Prozent dezidiert unzufrieden. Jeder zweite Befragte fühlt sich von den Parteien in der eigenen Lebensrealität nicht wahrgenommen. Dazu kommt das Gefühl politischer Wirkungslosigkeit. Weniger als die Hälfte der Studentinnen und Studenten glaubt, mit der eigenen Stimme bei Wahlen etwas bewegen zu können.

Trotz allem ist der Glaube an die Demokratie ungebrochen. 86 Prozent halten die Demokratie für das beste System und zwei Drittel wünschen sich sogar mehr direkte Demokratie. Beim Staatsverständnis zeigt sich laut Studenten-Report 2025 Pragmatismus: 68 Prozent bevorzugen einen moderaten und 27 Prozent einen stark regulierenden Staat. Skepsis herrscht gegenüber den Medien hierzulande: 42 Prozent vertrauen der politischen Berichterstattung, mehr als jeder Vierte misstraut ihr offen.

Spürbarer Wandel in Freizeitgewohnheiten und Lifestyle der Studierenden in Österreich

Generell haben sich Freizeit und Lifestyle der österreichischen Hochschülerinnen und Hochschüler spürbar gewandelt: Während früher Clubkultur und Partynächte dominierten, zieht es heute viele ins Private. 63 Prozent gehen derzeit seltener aus, 80 Prozent haben ihre Freizeitgewohnheiten geändert. Statt Club- und Ausgehszene dominieren heute Outdoor-Aktivitäten, private Treffen zu Hause und Restaurant- beziehungsweise Lokalbesuche, um auswärts zu essen. Für 64 Prozent sind Clubbesuche zur Ausnahme geworden, 46 Prozent gehen seltener in Bars und Pubs. Auch das Kino gehört hier zu den Verlierern.

Alkoholfrei zu leben steht bei vielen Studierenden auf dem Tagesprogramm. Ein bewussterer Lifestyle und "Sober Curiosity" haben neue Trends gesetzt. 40 Prozent der Studierenden trinken kaum oder keinen Alkohol. Unter denjenigen, die Alkohol trinken, haben rund 60 Prozent ihren Konsum bereits zeitweise bewusst reduziert oder ganz pausiert. Entsprechend hoch ist die Nachfrage nach Alternativen. 72 Prozent der Studentinnen und Studenten wünschen sich mehr alkoholfreie Angebote beim Ausgehen. Marketagent-Gründer Thomas Schwabl fasst die Studienergebnisse zusammen: "Wir erleben eine Generation Studierender, die radikal alte Muster hinter sich lässt. Sie stellt Karriereleitbilder infrage, zeigt Distanz zu Politik und Medien und definiert ihren Lebensstil neu. Die Studie offenbart einen Wertewandel junger Menschen, dessen Einfluss auf die Arbeitswelt und Freizeitkultur bereits spürbar ist."