Wer kennt es nicht, das Gefühl, ein Kleidungsstück gefunden zu haben, das richtig gut sitzt? Es lässt einen selbstbewusster sein und löst Glücksgefühle aus. Einer ambitionierten Modeberaterin, einem ambitionierten Modeberater liegt genau das am Herzen - den Kundinnen und Kunden dabei zu helfen, Kleidungsstücke zu finden, die zu Lieblingsstücken werden.
Fast zehn Milliarden Euro im Jahr geben private Haushalte in Österreich für Bekleidung aus - 2019 wurde der Höchststand erreicht, wie eine im Dezember 2023 erschienene Studie des Wiener Instituts für Arbeitsmarkt- und Bildungsforschung sowie des AMS zeigt. Etwa 100 Kleidungsstücke, Unterwäsche und Socken nicht mitgezählt, besitzen Österreicherinnen und Österreicher. So eine Umfrage im Auftrag von AK und Greenpeace. Ein großer Teil der Kleidungsstücke wird jedoch selten oder nie getragen. Das liegt meist daran, dass etwas nicht mehr gefällt.
Wer sich beim Shoppen beraten lässt, beugt Fehlkäufen vor
Schließlich haben Modeberaterinnen und Modeberater ein Gefühl dafür, welche Kleidungsstücke wirklich passen und den individuellen Typ zur Geltung bringen. Es braucht dafür Gespür für Kleidung, aber genauso ein Gespür für Menschen.
- Welcher Stil passt zu meiner Kundin?
*In welchen Situationen trägt sie das Kleidungsstück?
*Ist sie eher praktisch veranlagt und möchte nicht viel Zeit in die Pflege ihrer Kleider investieren?
*Oder darf es auch der Cashmere oder die Seidenbluse sein, die Handwäsche und sorgfältiges Bügeln erfordern?
Das sind Fragen, die Modeberaterinnen und Modeberater während der Beratung beachten müssen, um gezielt Kleidungsstücke präsentieren und bei Kaufentscheidungen helfen zu können.
Modeberater:in - Liebe zu Kleidung und zu aktuellen Modetrends, Gefühl für Farben und Proportionen
Vieles laufe dabei nonverbal ab, sagt Marianne Köhler, Gremialobmannstellvertreterin für die Textilbranche in Salzburg. "Man sieht, wie die Kunden angezogen sind, und kann dann vom Typen auf die Kleidung schließen." Nach jahrzehntelanger Erfahrung im Beruf - sie gründete bereits 1990 ihre erste Modeboutique in Salzburg - hat sie ein Gefühl dafür, was den Menschen passt. Jemandem mit eher eckigem Gesicht stehe zum Beispiel ein runder Ausschnitt besser. Wissen, gerade wenn es um den Verkauf geht, ließe sich aber auch aneignen.
Was man als angehende Moderberaterin oder Modeberater allerdings mitbringen sollte, ist die Liebe zu Kleidung und zu aktuellen Trends. "Begeisterung und Leidenschaft sind wichtig", so Köhler. Wer sich entschließt, den Beruf zu erlernen, sollte Talent haben, ein Gefühl für Farben und Proportionen mitbringen, Modezeitschriften durchschauen und die neuesten Trends auf Instagram verfolgen. Das "Up-to-date-Sein" spielt heute eine größere Rolle als früher. "Unsere Kunden sind sehr gut informiert, als Verkäufer wird erwartet, das gesamte Wissen um Marken und Trends abrufen zu können." Wer ambitioniert ist, für den gehören Geschäftsreisen "in die schönsten Modemetropolen der Welt" zum Berufsalltag. "Nächste Woche fliegen wir nach Mailand, am nächsten Tag geht es nach Paris weiter, dann wieder mit dem Zug zurück." Ein straffes Programm in wenigen Tagen - das gehe nur, wenn man mit Leidenschaft dabei sei. Auch die eigene Erscheinung spielt als Modeberater eine Rolle.
Essenziell sei aber das Interesse am Menschen bei der Modeberatung
"Kunden, die das Geschäft betreten, werden empfangen, als ob man zu Hause Gäste empfängt", sagt Köhler. Ihre Philosophie ist es, den Kunden durch ernsthafte Beratung zu mehr Selbstbewusstsein zu verhelfen. "Um gute Kundenbeziehungen aufzubauen, ist es Voraussetzung, die Kunden ehrlich zu beraten." Nur so entstehe Vertrauen und die Kunden würden wiederkommen. "Es fällt auf den Verkäufer zurück, wenn jemand etwas anhat, das ihm nicht steht." Gefalle sich der Kunde in einem Outfit, das ihm nicht stehe, kommuniziere sie das auch. "Ziehen Sie das aus, ich habe was Besseres für Sie" seien dann ihre Worte.
Wer sich für den Beruf interessiert, kann mit einem Einstiegsgehalt von 1940 Euro bis 2040 Euro rechnen (laut Kollektivvertrag für Abgänger von berufsbildenden mittleren Schulen). "Eine gute Basis für diesen Beruf bilden Ausbildungen an Fachschulen und höheren Lehranstalten für Mode", sagt Martina Ebner vom Arbeitsmarktservice Salzburg. Ausbildungen mit diesem Schwerpunkt beinhalten meist Fächer wie Mode- und Kunstgeschichte, Textiltechnologie, Entwurf- und Modezeichnen, Schnittkonstruktion und Modellgestaltung. "Weiters werden praktische Erfahrungen in schuleigenen Werkstätten und Laboratorien sowie im Rahmen von mehrwöchigen betrieblichen Pflichtpraktika erworben", so Ebner.
Im Salzburger Raum kommt hier besonders die Modeschule in Hallein infrage. Im Zweig "Vertiefung Modemarketing und Visual Merchandising" beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler mit Schaufenster- und In-Store-Themen wie Dekoration, Beleuchtung oder Beschilderung. Visual Merchandiser arbeiten als Bindeglied zwischen Einkauf und Verkauf. Dieser Schulzweig befähigt die Absolvierenden zur Ausübung einer gehobenen Tätigkeit in der Modebranche.
In der Stadt Salzburg sind laut AMS sechs offene Stellen als Modeberater gelistet. Marianne Köhler beklagt einen Fachkräftemangel. Dabei sei es eine Freude zuzusehen, wie man durch Kleidung andere Menschen schöner mache. Vom Betreten des Ladens bis zur Anprobe vor dem Spiegel könne sie eine Verwandlung beobachten. "Wenn sie das richtige Kleid anhaben, hebt sich der ganze Körper und wesentlich mehr Selbstbewusstsein wird ausgestrahlt. Es ist schön zuzuschauen, wie man andere Menschen schöner macht."