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Zwei von drei Bachelorabsolventen machen gleich den Master

Die Quote der direkten Übertritte in das Masterstudium nach dem Bachelorstudium sinkt. Sie ist dennoch weiterhin vergleichsweise hoch.

Nach dem Studium ist derzeit für 63 Prozent aller Bachelorabsolventinnen und -absolventen in Österreich vor dem Studium – Tendenz sinkend.
Nach dem Studium ist derzeit für 63 Prozent aller Bachelorabsolventinnen und -absolventen in Österreich vor dem Studium – Tendenz sinkend.

Ab 1999 hat Österreich sein Studiensystem von Diplom und Doktorat nach und nach auf die Abschlüsse Bachelor, Master und PhD umgestellt. An den Fachhochschulen (FH) und den Pädagogischen Hochschulen (PH) ist der Bachelor mittlerweile flächendeckend der Erstabschluss, an den Unis gibt es Diplomstudien nur noch in den Rechtswissenschaften, Medizin, Theologie und den Künsten, an den Privatunis sind Medizin und Theologie noch nicht vollständig auf das neue Studiensystem umgestellt. Über alle Hochschultypen hinweg waren zuletzt 91 Prozent der Erstabschlüsse Bachelorabschlüsse.

Am Arbeitsmarkt hatten Bachelorabsolventen aber oft einen schweren Stand, die meisten haben daher ein Masterstudium angehängt. Zuletzt ist dieser Anteil laut Statistik Austria deutlich gesunken. Bei den Unis haben etwa 2019/20 innerhalb eines Jahres nach dem Bachelor 70 Prozent einen Master inskribiert, 2007/08 waren es noch 81 Prozent. Über alle Hochschultypen hinweg haben 63 Prozent innerhalb von zwei Jahren nach dem Bachelor ein Masterstudium inskribiert - also knapp zwei von drei Absolventinnen und Absolventen.

In Deutschland machen nur 45 % direkt nach dem Bachelor den Master

Im Vergleich zu anderen Ländern, in denen es das Studiensystem deutlich länger gibt, ist dieser Anteil dennoch weiterhin hoch. So treten in Deutschland etwa nur 45 Prozent der Absolventinnen und Absolventen direkt nach dem Bachelor- ein Masterstudium an. In der von Statistik Austria veröffentlichten Analyse "Übertritte vom Bachelor- ins Mastersystem" weist Studienautorin Sarah Klem darauf hin, dass der Rückgang dennoch ein Indiz dafür sei, dass der Arbeitsmarkt auf die Änderung der Studienreform reagiert bzw. die Studierenden auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes bei ihrer Studienwahl reagieren. Zuletzt sei etwa auch die Beschäftigungsquote bei Bachelorabsolventen gestiegen. Der Übergang in das Masterstudium könne allerdings auch eine zusätzliche Hürde in der Bildungskarriere der Studierenden sein.

In den verschiedenen Hochschulsektoren sind die Übertrittsquoten sehr unterschiedlich

An den Pädagogischen Hochschulen haben sich innerhalb von zwei Jahren 79 Prozent nach dem Bachelor für ein Masterstudium eingeschrieben, was die höchste Quote im Sektorvergleich ist - allerdings ist der Masterabschluss innerhalb einer bestimmten Frist seit der Umstellung der Ausbildung 2016/17 für Lehrerinnen und Lehrer aller Schularten auch Voraussetzung für das Weiterbestehen eines unbefristeten Dienstverhältnisses. An den öffentlichen Unis liegt die Übertrittsquote innerhalb von zwei Jahren bei 72 Prozent, deutlich geringer ist sie an den Fachhochschulen (45 Prozent) und Privathochschulen (49 Prozent).

Ob nach dem Bachelor- ein Masterstudium inskribiert wird, hängt neben dem Hochschultyp auch von der Studienrichtung ab. Am höchsten waren die Anteile an den Unis in den männlich dominierten Hauptstudienrichtungen Montanistik, Technik, Naturwissenschaften und Bodenkultur bzw. an den Fachhochschulen in Technik-, Ingenieur- und Naturwissenschaften. Am geringsten waren die Übertrittsquoten an den Unis in den Geisteswissenschaften, Künsten sowie Sozial- und Wirtschaftswissenschaften bzw. an den FHs in den Gesundheitswissenschaften, wobei Letztere in der Regel auch mit dem Bachelor enden.

Männer machen häufiger als Frauen den Master gleich nach dem Bachelor

Männer entscheiden sich insgesamt häufiger für ein anschließendes Masterstudium als Frauen. Die Bildung der Eltern, die die Bildungskarriere in Österreich stärker als in anderen Ländern prägt, spielt bei der Entscheidung für oder gegen ein Masterstudium laut Statistik Austria indes keine bedeutende Rolle.

Generell ist eine "Unterbrechung" des Studienverlaufs im sogenannten Bologna-System (Bachelor - Master - PhD) durchaus vorgesehen. Absolventinnen und Absolventen sollen berufliche Erfahrungen mit dem Erstabschluss sammeln und sich mit dem Masterstudium danach zielgerichtet weiterentwickeln.