Viele Dorfbäckereien haben in den letzten Jahrzehnten zugesperrt. Aber Karin und Wolfgang Bauer aus Mühlbach konnten sich gegen die Supermärkte behaupten. Sie haben seit 1992 ein Netz von zwölf Filialen aufgebaut. Der Umsatz hat sich verzehnfacht. 72 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen. Bekannt sind die Bauers vor allem dafür, dass sie, wo immer es möglich ist, einheimische Biozutaten einsetzen.
Gegründet wurde das Familienunternehmen 1908 von Wolfgang Bauers gleichnamigem Großonkel. "Er hat die Bäckerei von der Mitterberger Kupferzeche gepachtet", sagt Wolfgang Bauer. "Sie diente zur Versorgung der Knappen mit Brot und bestand vermutlich schon seit Jahrhunderten. Die Landwirte haben ihr Brot ja selbst gebacken. Das Bergwerk hatte damals fast alle Handwerker selbst, auch eine Mühle und ein Sägewerk. Das Haus, in dem die Bäckerei war, hieß Mautmühle und Saag am Schrambach." Der Firmengründer stammte aus einer Bierbrauerdynastie in München. "Er war ein lediger Sohn und musste weg. Vermutlich haben sie ihm deshalb die Bäckerei finanziert", sagt Wolfgang Bauer. "1927 kaufte er dann die Bäckerei. Das Bergwerk stand vor der Schließung und musste alle Gewerke und auch Gründe verschleudern."
Wolfgang Bauer sen. hatte keine Nachkommen. Seine erste Frau starb nach einer Fehlgeburt. Er heiratete ihre Schwester, aber auch mit dieser bekam er keine Kinder. Das war ein Grund, warum Franz Hoffmann in die Bäckerei eintrat. Er war der Neffe des Firmengründers und Vater des heutigen Besitzers. Der erzählt: "Mein Vater ist als jüngerer Sohn auf einem Bauernhof im Salzburger Stadtteil Liefering aufgewachsen. Als er 15 war, haben sie ihm eine Fahrrad und einen Rucksack gegeben und zu ihm gesagt: Fahr da rein. Da gibt es keinen Erben." Das war 1942. Franz Hoffmann begann eine Lehre bei seinem Onkel und blieb für immer.
Im Krieg habe es Brot nur mit Essensmarken gegeben, erzählt Wolfgang Bauer. "Oft war eine 300 Meter lange Schlange vor dem Geschäft. Mein Vater und mein Großonkel sind nicht eingerückt, weil sie Brot backen mussten. Kriegsgefangene mussten ihnen dabei helfen."
1955 haben Wolfgang Bauers Eltern Rosa und Franz geheiratet. Ein Jahr später haben sie die Bäckerei übernommen und sie 1961 mitten im Ort neu gebaut. Auf jenem Platz, wo früher der Stall für die Pferde des Bergwerks war. "Meine Mutter kam aus Niederösterreich", sagt Wolfgang Bauer. "Sie lernte meinen Vater kennen, als sie zu Besuch bei ihrer Schwester war, die den Metzger von Mühlbach geheiratet hatte. Meine Eltern haben am Valentinstag in Schwarz geheiratet, weil kurz davor die Frau des Großonkels gestorben war."
1956 wurde Wolfgang Bauer geboren und sollte eigentlich Edi Hoffmann heißen. "Seine Eltern hießen ja Hoffmann und wollten ihn Edi taufen", erzählt Karin Bauer. "Aber de Großonkel wünschte sich, dass er Wolfgang heißt. Und dann hat er sich so gefreut, dass sein Name erhalten bleibt, dass er die ganze Familie adoptiert hat, die seither Bauer heißt."
Die schwierigste Zeit machte der Betrieb wohl 1977 durch, als die Zeche geschlossen wurde. Die Belieferung des Knappenheims war damals noch immer die Lebensgrundlage der Bäckerei. Wolfgang Bauer: "Die Hälfte der Einwohner von Mühlbach ist nach der Schließung ins Ruhrgebiet gegangen. Alles hat zugesperrt. Wir sind in der Küche gesessen und haben geweint." Auch Wolfgang Bauers Eltern überlegten, die Bäckerei aufzugeben. Aber Wolfgang Bauer übernahm den Betrieb und begann mit jugendlicher Energie damit, Brot in Geschäfte in anderen Orten zu liefern. Ab 1992 baute er dann ein Netz von Filialen auf. Und in Mühlbach selbst wurde sofort viel Geld investiert, um den Wintertourismus aufzubauen. "So haben wir es geschafft", sagen Wolfgang und Karin Bauer.
Heute ist mit den Söhnen Wolfgang (23) und Reinhard (22) bereits die vierte Generation im Betrieb tätig. Reinhard hat die Tourismusschule absolviert. Wolfgang ist der jüngste Bäcker- und Konditormeister Österreichs. Derzeit ist er acht Monate auf der Walz, um Erfahrungen zu sammeln, und arbeitet gerade in Miami.
Vier Generationen und eine Bäckerei
Die Bäckerei Bauer wurde 1908 gegründet. Das Bild 3 mit Gründer Wolfgang Bauer (mit Pfeife), seiner Frau, seiner Schwägerin und zwei Helfern stammt aus den Anfangsjahren. 1956 übernahmen Rosa und Franz Bauer die Bäckerei. Das Bild 2 zeigt sie etwa im Jahr 1975. Rosa und Franz Bauer haben die Bäckerei 1961 an jenem Standort im Ortszentrum, an dem sie sich heute noch befindet, neu gebaut. Das Bild 4 zeigt das Gebäude kurz nach der Fertigstellung 1961. Im Bild 1 ist die Bäckerei mit Café und großer Produktion zu sehen, wie sie sich nach mehreren Zubauten heute präsentiert. Wolfgang Bauer hat die Bäckerei 1977 übernommen und sie 1981 um eine Konditorei erweitert. Mit seiner Frau Karin hat er die Söhne Wolfgang und Reinhard. Beide arbeiten im Betrieb mit, der inzwischen zwölf Filialen in ganz Salzburg hat.