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Die zweite Haut

Man sieht sie nicht. Dennoch haben viele Frauen - und nicht wenige Männer - ein Faible für schöne Unterwäsche. Sie bedeckt nackte Tatsachen und entblößt dabei oft mehr als sie verhüllt. Sehr intim, überaus reizvoll.

Die zweite Haut
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Ganz früher, bis ins 18. Jahrhundert, war unter der Kleidung das blanke Nichts. Die Frauen trugen damals zwar jede Menge Kleidung - Strümpfe, Hemden, Unterröcke und Unterkleider - aber das, was wir heute als Unterwäsche kennen, das trugen sie nicht. Erst im 19. Jahrhundert etablierten sich "Beinkleider" für Damen, die bis unters Knie oder bis zu den Knöcheln reichten, weit geschnitten und im Schritt offen waren. Unaussprechlich, Liebestöter, dennoch unglaublich erotisch. Über den Hemden wurden Korsetts getragen, die Popo, Brust und Taille hervorzuheben hatten, was als höchst erotisch galt und gleichzeitig das Wertesystem des Bürgertums zeigte, das auf Tugenden wie Sauberkeit, Ordnung und Maßhalten beruhte.

Dann geraten Korsetts und Mieder aus der Mode. Die ersten Slips, die Mitte des 19. Jahrhunderts aufkommen, der erste Büstenhalter, der vergangenes Jahr seinen 100. Geburtstag feierte, sind ein Zeichen dafür, dass die Frauenkleidung bequemer und alltagstauglicher wird. Viele Frauen mussten, andere wollten arbeiten.

Für die Kleidung unter der Kleidung suchte man nach einem Namen und fand im späten 19. Jahrhundert mit den französischen Wörtern Lingerie und Dessous - in Frankreich wurde in dieser Zeit auch mit der Herstellung ansprechender, aufwendiger Wäsche begonnen - passende Bezeichnungen. Lingerie und Dessous bedeuten das Gleiche, allerdings versteht man Dessous im alltäglichen Sprachgebrauch als schöne, sehr reizvolle Wäsche.

Unterwäsche ist ein Spiegel der Gesellschaft und sie ist - denn es unterliegt selbstverständlich auch Moden, ob und wie Busen, Beine, Popo oder Taille bedeckt oder enthüllt werden - auch ein Maß für die Grenzen von Prüderie und Freizügigkeit.

Das Korsett von einst und der Push-up-Büstenhalter von heute haben einiges gemeinsam. Damals wie heute modellieren, perfektionieren Frauen ihren Körper nach einem entsprechenden Ideal, stellen ihn mithilfe von Dessous zur Schau.

Aber Unterwäsche ist nicht nur unsichtbare Nachhilfe in ästhetischen Belangen und eine Sache der Hygiene, ihre ursprünglichste Aufgabe. Sie ist, weil sie auf dem schmalen Grat zwischen Kleidung und Nacktheit balanciert, auch etwas sehr Privates. Für manche Schutz, für andere der Inbegriff von Verführung und Sinnlichkeit. Der erotische Reiz weiblicher Wäsche ist beträchtlich. Er liegt ebenso in dem, was sie versteckt, wie in dem, was sie verspricht.

Dessous sind eine Domäne der Frauen, zu denen es erstaunlicherweise kaum männliche Pendants gibt. Und sie werden nicht nur getragen, um anderen zu gefallen. Sie befriedigen auch den Narzissmus, der in jedem schlummert. Mit Dessous sind - auch in vollständig bekleidetem Zustand - Rollenspiele möglich, ohne aus der Rolle zu fallen. Wer sieht schon, was unter der Tageskleidung verborgen ist?

Die Mode weiß um das Potenzial schöner Wäsche und erklärt sportliche, romantische, edle und dezidiert erotische Wäsche jede Saison aufs Neue zum Trend. Die Grenzen zwischen Sittsamkeit und Unanständigkeit sind fließend. Dessous werden mehr oder minder offen zur Schau gestellt, auch die Grenzen des guten Geschmacks werden ständig weiter ausgereizt. Erlaubt ist tatsächlich, was gefällt. Denn Dessous sind - mit ein bisschen Baumwolle, Seide, Spitze oder Tüll- eine Welt für sich. Ein intimes Medium, mit dem Frauen verschiedene Facetten zum Ausdruck bringen können.

Sitzt und passtMaßarbeit für Groß und Klein Unterwäsche soll sich anfühlen wie eine zweite Haut, ist im Idealfall also nicht zu spüren. Was bei Höschen einigermaßen funktioniert, ist bei Büstenhaltern (BH) eher die Ausnahme. Fast jede zweite Frau trägt, das belegen Umfragen und Studien, einen falschen BH-Typ, noch häufiger die falsche BH-Größe. Der BH zwickt und engt die Brust ein. Oft sind die Körbchen zu klein oder zu groß, das Unterbrustband ist zu weit oder zu eng. Sichtbare Druckstellen, ein unangenehmes Tragegefühl, aber auch Rücken-, Schulter- und Kopfschmerzen können die Folgen sein. Darüber hinaus ist das Brustgewebe sehr empfindlich. Wenn eine Frau einen zu kleinen BH trägt, wird zu viel Druck auf die Brust ausgeübt. Dabei ist es nicht schwer, die richtige BH-Größe zu ermitteln. Dazu braucht man nicht mehr als ein Maßband. Direkt am Körper unter den Brüsten wird der Unterbrustumfang gemessen. Diese Zahl bestimmt die Größe des Büstenhalters (z. B. 75). Auf- und abgerundet wird in Schritten von zwei Zentimetern. Wer einen Unterbrustumfang von 78 Zentimetern hat, braucht BH-Größe 80. Dann wird der Brustumfang, und zwar an der höchsten Stelle der Brust, abgemessen. Die Differenz zwischen Brustumfang und Unterbrustumfang ergibt die Cupgröße. Ein Unterschied von zwölf bis 14 Zentimetern bedeutet Cup A, einer von 14 bis 16 Zentimetern Cup B, 16 bis 18 Zentimeter Cup C und so weiter. Ideal ist der BH, wenn die Körbchen die Brüste umschließen und an keiner Stelle Haut hervorquillt. Die Träger formen das Dekolleté, schneiden aber nicht ein.

Einer für alles
Der Body - Unterhemd und Höschen in einem -, ursprünglich die Arbeitskleidung von Tänzerinnen und Sportlerinnen, wurde in den 1970er-Jahren modern. Die Begeisterung für Aerobic und Bodybuilding ebneten ihm den Weg in die Welt der Mode, wo er Mitte der 1980er-Jahre zu einem eigenständigen Teil der Unterwäsche wurde. Damals war er eine Sensation, weil er so praktisch war. Heute ist er wieder stark im Kommen, weil er einerseits durch neue Materialien Taille, Bauch und Popo modellieren und/oder das Dekolleté betonen kann. Und auch weil er sich vielfältig und luxuriös wie noch nie zeigt. Das Oberteil eines Bodys kann sich als simples T-Shirt, als Hemd (wie im Modell von Wolford), als Pullover oder als Abendbluse präsentieren.