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Jagen in Salzburg auch bei Frauen sehr beliebt

Jagdkurse sind ausgebucht, Salzburg verzeichnet einen Rekord bei Jagdprüfungen, und der Frauenanteil steigt.

Jagen in Salzburg auch bei Frauen sehr beliebt
Jagen in Salzburg auch bei Frauen sehr beliebt


Vornehmlich grün gekleidete, meist nicht ganz junge Herren vor Schlössern mit brav daneben sitzenden Hunden und davor tote Rehe, Hasen oder Wildschweine. Dieses Bild vom typischen Jagdausflug hat sich in den vergangenen Jahren bei Zeitungs- und Magazinlesern eingeprägt. Ein teures Vergnügen für Manager oder Politiker, die sich gern einladen lassen.

Die Praxis sehe anders aus, heißt es aus den heimischen Jagdverbänden. Mit wenigen Ausnahmen sind es ganz normale Angestellte, Bauern, Anwälte, Unternehmer, Studenten. Und sie werden seit einigen Jahren mehr, wenn man der Statistik glauben darf. Hatten im Jahr 2000 112.900 Personen eine gültige Jagdkarte - sie berechtigt in einem bestimmen Jahr und Bundesland zum Jagen - waren es 2011 schon 123.098, ein Plus von 9,1 Prozent. Jede zehnte Jahreskarte wird von einer Frau gelöst - Tendenz steigend.

In Salzburg ist der Trend klar erkennbar. 2012 gab es erstmals mehr als 300 Absolventen der Jagdprüfung, ein Viertel davon Frauen - auch wenn nicht alle später aktiv jagen. In den 90er-Jahren waren es im Durchschnitt rund 200, seither wurden es kontinuierlich mehr. Die Zahl der Mitglieder im Landesjagdverband ist binnen zehn Jahren in Salzburg um 1000 auf 9300 gestiegen.

"Der Hauptgrund ist die Tendenz Zurück-zur-Natur", sagt Landesjägermeister Josef Eder. Das zeige sich auch im Wiederaufleben der Tracht und dem Erfolg von Magazinen, die sich dem Landleben widmeten. Vielen, die die Jagdprüfung machen, gehe es in erster Linie ums Wissen. Wie es überhaupt bei der Jagd "nicht ums Erlegen gehe, sondern ums Erleben". Der älteste Salzburger Jäger ist laut Eder der Vorsitzende der Krupp-Stiftung, Berthold Beitz. Er ist 99. Erklärtes Ziel des Verbands ist es aber, jüngere Menschen aus dem bäuerlichen Milieu wieder stärker für die Jagd zu interessieren.

Peter Lebersorger, Geschäftsführer des Landesjagdverbands Niederösterreich - das größte Bundesland und das mit den meisten Jägern - kann keinen neuen Hang zur Jagd erkennen. "Es gibt einen Trend zur Jagdmode, zu Jägerbällen und zur Natur", sagt er, vor allem um Großstädte. Für die meisten sei die Naturliebe aber mit einem Ausflug oder einer Nacht im Zelt erledigt. Die Zahl der Absolventen der Jagdprüfung liege in Niederösterreich stabil bei rund 1100 - mit steigendem Frauenanteil - ebenso wie die der Jäger. 2011 gab es dort 33.000 Jagdkarten.

Auch österreichweit gibt es laut Lebersorger, der zudem Generalsekretär der Zentralstelle der österreichischen Landesjagdverbände ist, keine großen Veränderungen - abgesehen von der steigenden Bereitschaft der Jäger zur Weiterbildung. Die Wertschöpfung der Jagd wird in Österreich - ebenfalls stabil - auf rund 475 Mill. Euro im Jahr geschätzt.

Von der neuen Jagd- bzw. Landlust profitieren Geschäfte wie der Jagdausstatter Kettner, der mit mittlerweile elf Filialen 2012 rund 16 Mill. Euro umgesetzt hat, um zehn Prozent mehr als 2011. Marketingleiter Werner Bürkl sieht Wachstum vor allem im Trachten-, Landhaus-, Outdoormode-Boom. Das Kernsegment Jagd sei stabil, sagt er. Zuwächse gebe es am ehesten bei den Frauen und durch einen gewissen Generationenwechsel in der Jägerschaft.

Für die zunehmende Zahl von Frauen mit Lizenz zum Jagen gibt es seit zwei Jahren ein eigenes Magazin, "Die Jägerin". Herausgeberin Petra Schneeweiß wollte damit "die Jagd einer breiteren Öffentlichkeit eröffnen und weiblicher machen". Mittlerweile sei die Hälfte der Abonnenten Männer, erzählt die Kärntnerin, bei der Jagen seit Generation zur Familientradition gehört. Anders als bei Städtern, für die die Jagdprüfung oft eine Frage der gesellschaftlichen Position sei, gehe es auf dem Land um die Sache.

Zu viele Jäger gibt es nach Ansicht von Klaus Hackländer, Leiter des Instituts für Wildbiologie und Jagdwirtschaft an der Universität für Bodenkultur, nicht. Im Gegenteil: Es brauche mehr Jäger, weil es nirgendwo so viel Schalenwild, also Rehe, Hirsche, Wildschweine, gebe wie in Österreich. "Jagen steht heute in Konkurrenz zu anderen Freizeitbeschäftigungen und Hobbys wie Mountainbiken", sagt er.

Dass sich etwas bewegt, sieht der Fachmann auch an der Uni selbst. Wer dort bestimmte Lehrveranstaltungen absolviert und Schießen lernt, bekommt den Jagdschein - der sonst rund 1000 Euro kosten würde. Das Angebot gilt auch für Studenten von anderen Unis. Deren Zahl hat sich von 2008 bis 2011 von zehn auf 30 verdreifacht. Sogar Vegetarier machten den Jagdschein, sagt Hackländer, weil sie Beschied wissen wollten. Seit 2008 bietet die Boku ein Studium Wildtierökologie und Wildtiermanagement an, das sich regen Zulaufs auch aus Deutschland erfreut. Die zunehmende Urbanisierung erzeuge einen Gegentrend "back to the roots" , aber das ist mehr ein soziologisches Thema.