Die gängigen Klischees kennt Mario Lohninger aus dem Effeff: "Klar wird man als Salzburger gern auf Sound of Music, Mozart und die Getreidegasse angesprochen. Die meisten haben aber noch wesentlich mehr Assoziationen." Lohninger muss es wissen: Der gebürtige Saalfeldener hat in München, New York und Los Angeles gelebt. Seit 2004 führt der 38-Jährige mehrere Lokale in Frankfurt am Main. Lohninger ist inzwischen fester Bestandteil der deutschen Kochelite. 2011 wurde er gar zum "Koch des Jahres" gewählt. "Ein Österreicher ist bester Küchenchef", titelten die lokalen Zeitungen damals. "Da hat man gesehen, dass die Herkunft schon noch eine gewisse Rolle spielt." Ansonsten kennt Lohninger kaum Anpassungsschwierigkeiten: Überall auf der Welt habe er sich wohlgefühlt. "Die offene österreichische Art hilft da mit Sicherheit."
Trotz oder vielleicht gerade wegen seines ausgeprägten Fernwehs nutzt Lohninger jede Gelegenheit, um auf seine Wurzeln hinzuweisen. Der Starkoch ist im Pinzgau, in Maria Alm und Leogang, aufgewachsen. "So oft es geht, komme ich gemeinsam mit meiner Lebensgefährtin nach Hause. Ich liebe die Natur, die Luft, die Reinheit." Vorzüge, die auch die Deutschen sehr schätzen: "Österreich wird in erster Linie als Urlaubsland wahrgenommen. Das geht so weit, dass mich Deutsche auf Tourismusorte ansprechen, die ich selbst nicht kenne." Lohninger ergänzt: "Von meinem Vermieter kriege ich dauernd zu hören, dass die Österreicher die besseren Deutschen sind - freilich mit leichtem Augenzwinkern."
Auch die Küche der "besseren Deutschen" kommt offenbar gut an: "Egal ob Schnitzel, Gulasch oder Kaiserschmarrn - die österreichische Küche wird geliebt. Sie gilt als Küche mit Hand und Fuß, ehrlich und bodenständig." Für Deutsche sei sie sogar "die Lieblingsküche". Kaum verwunderlich, dass auch Mario Lohninger in erster Linie österreichisch kocht. "Ich lege das Ganze aber ein wenig leichter und gesünder an." Dieser Linie will der Pinzgauer auch in seinem neuen Restaurant treu bleiben. Im August eröffnet er das "Holbein’s", angesiedelt in einem Frankfurter Kunstmuseum. Dafür gibt er zwei Lokale auf, die er seit 2004 führt. Laut Lohninger "eine gewollte Entscheidung. Es war einfach an der Zeit, ein Kapitel zu schließen." Übrig bleibt neben dem "Holbein’s" noch das "Lohninger". Der Meisterkoch erklärt: "Das ,Lohninger‘ ist als Gasthaus klassifiziert. Das ,Holbein’s‘ wird internationaler angelegt."
Von Herzen SalzburgerMit prominenten Gästen kann der 38-Jährige auch in seinem neuen Restaurant rechnen. Lohninger kochte bereits für Bono, Bill Clinton, Woody Allen oder Paul McCartney. In seiner Zeit in Los Angeles brachten ihm seine österreichischen Kochkünste sogar Lob des großen Billy Wilder ein: "Er hat mich auf meine Marillenknödel angesprochen und sie bis ins Letzte gelobt. Sie haben angeblich sein Heimweh gelindert." Echtes Heimweh hat Lohninger selbst nur selten - dafür ist er viel zu sehr Kosmopolit. Eine Rückkehr nach Salzburg ist auf lange Sicht jedoch vorstellbar: "Die Stadt Salzburg wäre auf alle Fälle ein guter Markt. Dafür bräuchte es aber auch die entsprechende Infrastruktur. Ein hochwertiges Restaurant ohne gekoppelte Hotelzimmer ist meiner Meinung nach nur schwer umsetzbar." Für Lohninger persönlich wäre eine Rückkehr auf alle Fälle positiv: "Auch wenn es vielleicht kitschig klingen mag: Nur zu Hause bin ich völlig mittig. Ich bin einfach von Herzen Salzburger."