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Mehr als nur Wirtsleute seit 678 Jahren

Die Gmachls in Elixhausen sind Österreichs ältester Familienbetrieb. Eine Geschichte zwischen Hochzeitspolitik, Unternehmergeist und dem "gastronomischen Gen".

Mehr als  nur Wirtsleute seit 678 Jahren
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Als Martin Luther 1517 seine 95 Thesen anschlug, waren sie schon da. Selbst als Kolumbus 1492 Amerika entdeckte, gab es sie schon. Die Wurzeln der Familie Gmachl reichen weiter zurück. Im Jahr 1334 - zu dieser Zeit wütete in Europa die Pest - wird ein gewisser Georg als erster Wirt zu Elixhausen erwähnt. Über Jahrhunderte hinweg machten sich die "Elixhauser" im Flachgau und der Stadt Salzburg als Wirte und Brauer einen Namen. Johann Ambros Elixhauser etwa besaß 1765 die Stieglbrauerei und drei weitere Brauereien. Am Ende des 18. Jahrhunderts wurden aus den Elixhausern die heute weitum bekannten Gmachls, als Theresia den Metzger Johann Gmachl heiratete.

Mittlerweile schreiben die Gmachls seit 678 Jahren Gastronomiegeschichte und gelten als Österreichs älteste Unternehmerfamilie. Wirtsleute sind sie geblieben - bis heute.

Familienoberhaupt Fritz Gmachl hat Mühe, alle Betriebe mit Verwandtschaftsverhältnis aufzuzählen. Vereinfacht gesagt: Jedes Wirtshaus oder Hotel, hinter dem sich ein Gmachl verbirgt, gehört zur Sippe. Neben dem Romantikhotel in Elixhausen sind das die Brauerei "Die Weisse" von Bruder Hans Georg Gmachl, das Hotel Jedermann von Bruder Walter, dann jede Menge Cousins - das Hotel Gmachl in Bergheim, Hotel zur Post in Seekirchen, Hofwirt in Salzburg, Arte-Vida-Hotel, Voglwirt in Anthering, Hotel Post in Untertauern, Gasthof Bräuwirt in Lengfelden und Hotel Doktorschlössl in Salzburg-Aigen. Auch zu den Wirtsleuten in Maria Plain existiert ein Verwandtschaftsverhältnis. "Der Clan wird wohl an die 200 Leute zählen", schätzt Fritz Gmachl. Eine Frau aus dem Hause Gmachl hat Amerika erobert. Claire Gmachl lehrt an der Princeton-Universität und zählt zu den weltbesten Physikerinnen.

Wie man zu so einer großen Verwandtschaft den Kontakt pflegt? "Das ist einfach. Ich muss ja nicht an der Tür läuten und mich vorstellen, sondern nur ins Wirtshaus gehen", sagt Fritz Gmachl. Die umfassende Familienchronik kennt auch er erst seit Kurzem. "Bis 1848 haben wir zum Kloster Nonnberg gehört. Wo jetzt die Metzgerei ist, war der Zehentstadel in Elixhausen. Da wurden die Steuern von Untertanen eingehoben", schildert Fritz Gmachl. "Und ein wenig rechnen haben die Gmachls schon immer können", meint er augenzwinkernd. Geschäftstüchtigkeit und Unternehmergeist liegen im Blut. Daraus bezieht die Familie auch Einfluss und Macht. 1798 etwa spendete Michael Gmachl Grund und Geld, damit in Elixhausen neben dem Gasthaus eine Kirche entsteht. Der Hintergedanke: Begräbnisse, Taufen, Hochzeiten und Sonntagsmessen beleben das Geschäft. "In einem Stiftsbrief steht heute noch geschrieben, dass die Grabstätte an der südseitigen Kirchenmauer unentgeltlich für die Familie sein muss. Jedes Mal, wenn ein neuer Pfarrer kommt, fragt meine Frau, ob der das eh weiß. Ich sag dann, geh rüber und sag’s ihm", erzählt Fritz Gmachl. Als in den 1950er-Jahren der Tourismus in der Region langsam anzog, waren es die Gmachls, die geschickt die Gäste in den Ort lockten. Heute steht da, wo einst Georg 1334 angefangen hat, ein Luxushotel mit Haubenküche und Wellnessbereich.

Das Fundament der Gmachls sei aber stets die Landwirtschaft gewesen, meint Fritz. Jeder Gmachl war auch ein Bauer. Die hauseigene Metzgerei besteht bis heute. Schließlich zähle zum Familiengeheimnis auch "das gastronomische Gen". "Meine Brüder haben die HTL gemacht. Dann sind sie Wirtsleute geworden. Irgendwie zieht es uns immer zu den Wurzeln zurück." Und höchst erfolgreich übten sich die Gmachls jahrhundertelang, wenn es um Hochzeitspolitik ging. "Bauern und Metzger haben sich Jungfrauen und Witwen gesucht. Die haben Bargeld ins Haus gebracht."

Jede Generation sei ihrer Aufgabe nachgekommen. "Der Aufgabe, den Betrieb gut zu übergeben. Die Verpflichtung ist groß, man muss dauernd dahinter sein." Die 24. Generation der Gmachls drückt noch die Schulbank. Ohne Zweifel wird aber auch sie eines Tages wissen, was ihre Aufgabe ist, um die Chronik weiterzuschreiben.

Einst "Bauernkönige" und PolitikerZu den Anfängen der Demokratie mischten die Gmachls auch in der Politik mit. Johann Gmachl (Bild, 1856-1919), Gastwirt und Fleischhauer, war Reichstags- und Landtagsabgeordneter. Im zweiseitigen Nachruf der "Salzburger Chronik" vom 25. Mai 1919 hieß es, Gmachl sei eine "Machtgestalt" und ein "Bauernkönig" mit Einfluss weit über die Landgemeinde Elixhausen hinaus gewesen. Eine Anekdote, die den Einfluss zeigen soll: Wann immer Johann Gmachl in das Parlament nach Wien musste, hielten die durchfahrenden Züge für den hohen Politiker an, um ihn mitzunehmen. Johann Gmachl gründete die Raiffeisenkasse und die Feuerwehr Elixhausen. Auch sein Vater Michael Gmachl (Bild rechts) saß als Vertreter der Großgrundbesitzer von 1878 bis 1889 im Landtag und war erster Bürgermeister von Elixhausen. Die Bilder der berühmten Vorfahren hängen heute noch in den Gaststuben in Elixhausen. "Das Fundament war aber immer die große Landwirtschaft", erzählt Fritz Gmachl. In der 678-jährigen Geschichte der Gmachls hat sich das Stammhaus in Elixhausen, das heutige Vier-Sterne-Superior-Romantikhotel Gmachl, in seinen Grundzügen nicht verändert. Der erste Wirt zu Elixhausen scheint 1334 als Georg auf. Die Familie konzentriert sich seit jeher auf die Landwirtschaft, den Viehhandel, die Metzgerei und das Wirtshaus. Heute führen Michaela Hirnböck-Gmachl und Fritz Hirnböck das Romantikhotel in Elixhausen in der 23. Generation.