Ein älterer Herr im Polohemd steigt aus seinem Sportwagen, streift Cap und Handschuhe über und schlägt im Elite-Club mit seinen Geschäftskollegen ein paar Bälle übers Grün: Kaum ein Sport hat so sehr mit Klischees zu kämpfen wie Golf. Doch dieses Bild ist längst überholt, sagen Experten. Sie räumen mit sieben Golfklischees auf.
1. Nur reiche Leute spielen Golf
Golf ist längst nicht mehr nur ein Sport für die Oberklasse. Es stimmt nicht, dass die meisten Leute auf dem Golfplatz reich sind. Golfen ist längst zum Breitensport geworden. Trotzdem gibt es, wie in fast jeder Sportart, natürlich auch Clubs, wo sich besonders reiche Leute zum Spielen treffen.
2. Golfspielen ist sehr teuer
Platzreife, Schläger, Mitgliedschaft - Golfspielen scheint ein teurer Sport zu sein. "Unsinn", sagt der Golfexperte Johnannes Podszun. Eine Mitgliedschaft sei oft nicht nötig, außerdem werde auf vielen öffentlichen Golfplätzen keine Platzreife benötigt. Dort zahlen Hobbygolfer eine sogenannte Green Fee von 15 bis 20 Euro pro Tag. Insgesamt sei Golf in den vergangenen Jahren viel günstiger geworden. Jeder kann ein passendes Angebot für sich finden. Eine Platzreife gibt es ab 150 Euro, Schläger können sich Anfänger bei den meisten Vereinen leihen oder günstig gebraucht kaufen. Ein neuer Satz Schläger kostet mindestens 200 Euro. Mit den Schlägern kann man aber viele Jahre spielen.
3. Golf ist doch kein Sport
"Der Abschlag beim Golfen ist eine der schwierigsten sportlichen Bewegungen", erklärt der Sportwissenschafter Wolfgang Ritzdorf. Koordinativ werde Golf von Außenstehenden unterschätzt, viele denken bei Sport nur an körperliche Belastung. Doch auch die gibt es beim Golf: Mehr als 100 Muskeln werden beim Abschlag beansprucht, bei einer Runde mit 18 Löchern gehen Golfer gut sieben Kilometer. Gerade für untrainierte Menschen sei das durchaus eine Beanspruchung, meint Ritzdorf. "Wer sagt, dass Golf kein Sport ist, soll erst einmal eine Runde spielen", fügt Podszun hinzu.
4. Beim Golf muss man sich schick und teuer kleiden
Auf den meisten Golfplätzen gibt es eine Art Dresscode. Die Kleidung muss aber nicht besonders teuer sein. "Ein Polohemd, eine Chinohose und Turnschuhe reichen meist aus", sagt Podszun. In jeder Sportart gebe es einen gewissen optischen Wiedererkennungswert in der Kleidung. "Basketballer tragen zum Beispiel Achselshirts und weite Hosen - das gehört zur Identifikation mit dem Sport", erklärt Podszun.
5. Golf ist eine Kontaktbörse für Geschäftsleute
"In erster Linie ist Golf eine Freizeitbeschäftigung", sagt Podszun. So nehmen es die meisten Golfer auch wahr. Natürlich sei Golf aber auch ein sehr kommunikativer Sport. Eine 18-Loch-Runde dauert mehrere Stunden, ein Golfer offenbare während eines Spiels viele Stärken und Schwächen. Viele Leute kommen daher auch zum Golfen, um Kollegen oder Bekannte besser kennenzulernen. "Golf ist deshalb eine erstklassige Kontaktbörse", sagt der Golfexperte Jörg Schlockermann. Um Geschäfte gehe es auf dem Golfplatz aber fast nie.
6. Golf ist langweilig
Wer Adrenalin oder Ausdauersport möchte, ist beim Golfen definitiv falsch. "Man spielt in erster Linie mit sich selbst", sagt Podszun. Trotzdem sei Golf spannend: Jede Bahn, jeder Schlag, jede Situation und jeder Gegner sei anders, sagt Ritzdorf. Trotzdem kann er verstehen, dass Golf für Außenstehende oft langweilig wirkt: "Wie spannend und taktisch anspruchsvoll Golf ist, erfahren die meisten erst, wenn sie es selbst ausprobieren."
7. Nur alte Männer spielen Golf
Mehr als ein Drittel aller Golfer ist älter als 60 Jahre, zumindest in Deutschland. Golf ist eine der wenigen Sportarten, die auch ältere Menschen auf hohem Niveau spielen können. Golf ist außerdem recht zeitintensiv, und die Plätze lägen häufig außerhalb der Städte. Auch deshalb interessieren sich womöglich mehr ältere Menschen dafür. Die Zahl der Golfer bis 18 Jahren ist in Deutschland seit 2010 rückläufig.