Das Bewusstsein für die Gefahren der Sonne nimmt zu. Eine aktuelle Umfrage der Branchenplattform "kosmetik transparent" hat ergeben, dass sich 42 Prozent der Österreich zwar braun gebrannt am besten gefallen, aber auch, dass die Zeiten des ungeschützten Bratens in der Sonne vorbei zu sein scheinen. Rund die Hälfte der Befragten gab an, sich vor dem Sonnenbaden immer gut einzucremen, ein Drittel tut dies zumindest teilweise. Und zwar vermehrt (40 Prozent) mit Sonnenschutzprodukten mit höheren Lichtschutzfaktoren (LSF 30, LSF 50). Auch meidet jeder Zweite die Mittagssonne, 22 Prozent liegen generell nur im Schatten. Allerdings setzen sich 18 Prozent der Österreicher, das zeigen Euromonitor-Daten, nach wie vor völlig ungeschützt der Sonne aus. Und riskieren damit, einen Sonnenbrand zu bekommen. 22 Prozent der Österreicher haben jedes Jahr mindestens einen, Männer und junge Erwachsene deutlich mehr, Frauen, vor allem Frauen über 40 mit "nur" zehn Prozent, deutlich weniger. Aber: Immer noch zu viel. Denn jeder Sonnenbrand erhöht das Risiko, später an Hautkrebs zu erkranken.
Weltweit - mit Ausnahme von Australien, wo die Zahl an Neuerkrankungen sinkt - steigt die Rate für weißen Hautkrebs jährlich um zehn Prozent. Das hat viele Ursachen. Zum Beispiel, dass Menschen die Sonnenempfindlichkeit ihrer Haut falsch einschätzen. Auch die Mehrheit der Österreicher meint, sonnenunempfindliche Haut zu haben, obwohl sie mehrheitlich hellhaarig und hellhäutig ist, also eher heikel auf Sonne reagiert. Dass zu wenig - meist nur die Hälfte - Sonnenschutzmittel aufgetragen wird (was die Schutzwirkung mindert) und auch eher selten nachgecremt wird, führt ebenso zuverlässig zu Sonnenbrand wie der Verzicht auf Sonnenschutz, weil man meint, dann nicht braun zu werden. "Aber es hat auch damit zu tun", sagt Frank Schwanke, der bei Beiersdorf (Nivea, Eucerin) in der Forschung und Entwicklung von Sonnenschutzmitteln arbeitet, "dass wir immer älter werden", also immer mehr Sonne "konsumieren", "und dass viele sich vor der Sonne schützen, aber eben auch braun werden wollen".
Einen Ausweg aus diesem Dilemma bieten Sonnenschutzprodukte, die die Haut vor UV-Strahlung schützen, gleichzeitig aber die Bräunung der Haut anregen. Beiersdorf setzt dafür einen Extrakt der Süßholzwurzel ein, Vichy verwendet die Aminosäure Tyrosin und Koffein, Lancaster vertraut auf Echinacea.
Wasserfester Sonnenschutz ist im Sommer sehr wichtig und wird ständig - wie auch Texturen, die selbst bei Sonnenölen leicht und gut verteilbar sind - verbessert. Immerhin treffen selbst 50 Zentimeter unter Wasser 85 Prozent der UVA- und 60 Prozent der UVB-Strahlen auf die Haut. Zehn Jahre Forschung hat Shiseido in die Entwicklung der "WetForce"-Technologie investiert, die nasse Haut vor UV-Strahlung schützt. Und zwar mit Wasser. Ein Mineralsensor mit negativ geladenen Ionen geht mit den positiv geladenen Mineralien in Wasser und Schweiß eine Verbindung ein und bildet eine wasserabweisende Schicht, der Sonnenschutz bleibt intakt.
Sonnenseiten, Schattenseiten
Warum wir braun werden, was Sonnenstrahlen gefährlich macht. Ohne Sonne gibt es kein Leben. UV-Strahlung ist für die Vitamin D-Synthese in der Haut notwendig und wirkt positiv auf den Blutdruck. Darüber hinaus hebt Sonnenlicht unsere Stimmung. Doch bereits im Altertum war man sich auch ihrer Gefahren bewusst. Jahrhunderte lang war Kleidung der einzige Schutz, bis in den 1930er-Jahren die ersten auf aktiven UV-Filterstoffen basierenden Sonnenschutzmittel erfunden wurden. In den 1970er-Jahren wurde der Lichtschutzfaktor als Beurteilungsmaßstab für die Wirkung von Sonnenschutzmittel eingeführt. Je nach Hauttyp und Urlaubsort konnte man zwischen einem starken, mittleren oder schwachen UVB-Filter wählen. In den 1980er-Jahren brachten Forschungsarbeiten ans Licht, dass UVA-Licht nicht nur die Bräunung initiiert, sondern auch eine vorzeitige lichtbedingte Hautalterung auslösen kann. Es folgte die Entwicklung kombinierter UVA/UVB-Schutzfiltersysteme.
Sonnenschutz ist wichtig, denn auch wenn wir die Sonne lieben, unsere Haut liebt sie nicht. Der Grund: Die ultraviolette Strahlung. UVA-Strahlen können tief in die Haut eindringen und großen Schaden in den Hautschichten anrichten und dafür sorgen, dass die Haut nicht mehr elastisch, glatt und geschmeidig bleibt. UVB-Strahlen dringen zwar nur in die obersten Hautschichten ein, können dort aber Rötungen und Schwellungen, wie sie bei einem Sonnenbrand auftreten, verursachen. Um sich vor UV-Strahlung zu schützen, die auch das Erbgut der Hautzellen schädigen kann, verfolgt die Haut zwei Strategien. Zum einen produziert sie Melanin, ein Pigment, das von Melanozyten gebildet wird und für die Haut-, Haar- und Augenfarbe verantwortlich ist. Die Melanozyten in der Basalzellenschicht, der untersten Schicht der Oberhaut, sind für den Schutz der Keratinozyten (Zellen der Oberhaut) verantwortlich. Bei UV-Bestrahlung wird Melanin gebildet, das dann in die umliegenden Zellen verteilt wird und sich wie ein Schirm über den Zellkern legt. Die mit Melanin versorgten Zellen wandern an die Hautoberfläche, was einige Tage dauert, und geben der Haut ihre Bräune.
Zeitgleich wird zusätzlich die Zellteilung in der Basalzellenschicht beschleunigt, sodass mehr Zellen an die Hautoberfläche wandern und die Hornschicht dicker wird. Bei wiederholter Bestrahlung verdickt sich diese Schicht zur sogenannten Lichtschwiele, die UVB-Strahlung absorbiert. Diese Lichtschwiele und das inzwischen gebildete Melanin bilden den hauteigenen Lichtschutz. Da dieser aber nicht ausreicht, um die Haut unbeschadet durch einen ganzen Sommer zu bringen, sind zusätzliche Schutzmaßnahmen nötig.
Zum einen durch Sonnenschutzprodukte. "Die gibt es heute mit vielen verschiedenen Texturen und Applikationsformen, von der Sonnenmilch bis zum leichten, transparenten Spray. "Da ist für jeden etwas dabei. Aber nur wenn die Produkte auch gerne und ausreichend angewendet werden, bieten sie hinreichenden Schutz", sagt Frank Schwanke. Die beliebteste Applikationsform ist der Pumpspray, gefolgt von Sonnenschutz in Flaschen und Aerosolsprays.
Und dann mit ein bisschen Verstand. Wer ein paar Grundregeln beachtet, kann die angenehmen Seiten der Sonne genießen. Das bedeutet, die Haut besser langsam an die Sonne zu gewöhnen und anfangs einen höheren Lichtschutzfaktor zu verwenden. Man wird langsamer, schonender, man könnte auch sagen, gesünder braun. Zudem wird empfohlen, den Sonnenschutz in regelmäßigen Abständen zu erneuern. Die Schutzleistung erhöht sich dadurch aber nicht. Mehrmaliges Auftragen sichert das durch den Lichtschutzfaktor angegebene Schutzlevel. Die Zeit zwischen 11 und 15 Uhr sollte am besten im Schatten verbracht werden. Auch da wird man braun, weil auch im Schatten Licht reflektiert wird. Wichtig ist auch die richtige Anwendung von Sonnenschutzmitteln. Die meisten tragen viel zu wenig auf. Eine Menge von etwa sechs Teelöffeln Sonnencreme bei Erwachsenen ist nötig, damit der durch den Lichtschutzfaktor vorgegebene Schutz auch erreicht wird.
Die Hauttypen.
Woran liegt es, dass die einen schnell braun, die anderen aber nur schnell rot werden? Das liegt an der individuellen Sonnenempfindlichkeit und dem Hauttyp, von dem es in unseren Breiten vier gibt. Hauttyp I, der keltische Typ, ist rothaarig oder blond, hat sehr helle Haut, helle Augen und viele Sommersprossen. Er wird ohne Sonnenschutz nicht braun, sondern rot. Seine Eigenschutzzeit liegt bei fünf bis zehn Minuten. Eigenschutzzeit nennt man die Zeit, in der man ungeschützt in der Sonne bleiben kann, ehe es zu Hautrötungen kommt. Hauttyp II hat helle Haut, blaue Augen und blondes bis hellbraunes Haar. Er bräunt langsam und bekommt rasch einen Sonnenbrand. Seine Eigenschutzzeit: zehn bis 20 Minuten. Hauttyp III zeichnet sich durch brünettes, dunkelblondes bis braunes Haar, getönte Haut und braune oder graue Augen und schnelles Braunwerden aus. Er bekommt selten einen Sonnenbrand und hat eine Eigenschutzzeit von 20 bis 30 Minuten. Hauttyp IV mit dunklem Haar, dunklen Augen und oliv- bis dunkelbrauner verträgt Sonne sehr gut. Die Eigenschutzzeit: 30 bis 40 Minuten. Babys und Kinder sind eine eigene Kategorie. Ihre Haut ist dünner als die von Erwachsenen, die körpereigenen Schutzmechanismen sind noch nicht voll ausgereift. Kinder bis zum dritten Lebensjahr sollten direktem Sonnenlicht überhaupt nicht ausgesetzt werden.