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"YOLO" ist das Jugendwort des Jahres

Weil Jugendliche frech, fantasievoll, intelligent und ordinär sein können, erfinden sie witzige Wörter.

"YOLO" ist das Jugendwort des Jahres
"YOLO" ist das Jugendwort des Jahres


Heutige Jugendliche sind zwar biologisch jung, doch philosophisch älter denn je. Denn was zum Jugendwort 2012 gekürt ist, entspringt einem Bewusstsein an die unausweichliche Endlichkeit des Lebens, das üblicherweise erst ab mittleren Lebensjahren virulent wird. Das dem YOLO verwandte "Carpe diem" (Pflücke den Tag!) hielt der römische Dichter Horaz im Jahr 23 v. Chr. erst im Alter von 32 Jahren in einem Gedicht fest.

Und: Man muss den heutigen Jugendlichen hohe Intelligenz zollen. Denn das, was "YOLO", meint, hat gute, alte Tradition und wurzelt tief im Denken des griechischen Philosophen Epikur, der um 300 vor Christus lebte.

Die vier Buchstaben sind Abkürzungen für das englische "you only live once" (Du lebst nur ein Mal). "YOLO" sei mehr als ein Vokabel, es stehe für ein Lebensgefühl, heißt es in der Pressemitteilung des Langenscheidt-Verlags, auf dessen Initiative heuer zum fünften Mal ein Jugendwort des Jahres gesucht worden ist.

Wer "YOLO" sagt, der meint: Alles ist auf dem richtigen Weg, alles ist im Lot oder im Griff. "YOLO" bedeutet noch mehr, es steht für ein Lebensgefühl, für die Lust, seine Lebenszeit auszukosten. Es steht auch für die Erkenntnis, dass man im Leben etwas riskieren muss. "YOLO" impliziert also Kühnheit (übrigens eine der vier uralten Kardinaltugenden).

Nach Angaben des Langenscheidt-Verlags prangte "YOLO" erstmals auf dem T-Shirt Adam Meshs in der NBC-Realityshow "The Average Joe" im März 2004. Mit der Hip-Hop-Single "The Motto" von Drake Feat. Lil Wayne legte es ab Ende 2011 einen kometenhaften Aufstieg hin.

An der Vorauswahl haben sich rund 40.000 Jugendliche via Internet beteiligt. Die meistgenannten 15 Wörter wurden dann von einer Jury bewertet und zwar nach Kriterien wie Originalität, Neuheit und Bezug zu aktuellen Themen. Auf Platz zwei landete der Ausruf FU! (das heißt so viel wie Scheiße!, scheiß auf dich!). Dem folgen auf Platz drei Yalla! (Los! Beeil dich!), auf Platz vier wulffen (jemandem die Mailbox vollquatschen, lügen, auf Kosten anderer leben) und auf Platz fünf Komasutra (versuchter Geschlechtsverkehr zweier sehr Betrunkener).

Jugendwörter der Vorjahre waren Swag (beneidenswerte, lässig-coole Ausstrahlung, 2011), Niveaulimbo (das ständige Absinken des Niveaus, 2010), hartzen (arbeitslos sein, herumhängen, 2009) und Gammelfleischparty (Ü30-Party, also ein Fest mit Leuten, die älter als dreißig Jahre sind, 2008).

Was Jugendliche sonst noch im Wortschatz haben, hat der Langenscheidt-Verlag in einem kleinen Nachschlagewerk zusammengestellt, in dem nicht nur hochsprachliche Erläuterungen, sondern auch Übersetzungen ins Englische, Französische und Spanische enthalten sind.

Soeben ist die Ausgabe für 2013 erschienen. Aus den 250 Begriffen hier noch ein paar Beispiele:
Zahnpastakater: Zustand nach dem Zähneputzen, wenn das Essen komisch schmeckt.
Wanderfritteuse: Person mit sehr fettigen Haaren.
Waschbärfresse: Tussi mit zu viel schwarzem Augen-Make-up.
Vereinigte Keramische Emirate oder Pisseria: Toilette.
Testosteronhecke: Oberlippenbart.
Sprühwurst: Durchfall.
Nullchecker oder Hohlfrucht oder Honk: Dummkopf.
Hasslatte: schlechte Laune, Wut, etwa: "Boah, ich hab so eine Hasslatte wegen meiner Alten!"
Facebookschlampe: ein Facebook-User, der unbekannte Leute als Freunde hinzufügt, um seine Freundesliste zu vergrößern.