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Der Smart ist tot, es lebe der Smart

Mit dem #1 wagt die Marke Smart einen radikalen Neubeginn. Der elektrische Fünfsitzer überzeugt als ungewöhnliches Raumwunder.

Der Smart #1 entpuppte sich im SN-Test als solides, hochwertiges Elektroauto.
Der Smart #1 entpuppte sich im SN-Test als solides, hochwertiges Elektroauto.

Vor 25 Jahren stellte die Marke Smart die Autowelt auf den Kopf. Mit radikalem Design und coolem Minimalismus eroberte der erste fortwo ab 1998 die Städte. Vor allem junge Kreative, und solche, die so wirken wollten, fuhren auf den nur 2,5 Meter langen Zwerg ab.

Mit Geely feiert Smart ein Comeback in Europa

Während Cabrio und Roadster (ab 2003) die Grundidee noch weiterführten, kam danach leider kaum mehr Besseres nach. Spätestens mit dem fantasielosen Modell forfour war Smart eine Automarke wie viele andere auch - und angesichts der gesalzenen Preise bald dem wirtschaftlichen Niedergang geweiht. Dass man bei Mercedes längst die Freude an Smart verloren hatte, beweisen spätestens die halbherzigen Versuche, die Marke am letzten Abdruck als Elektropionier zu positionieren.

Doch unter der Ägide des chinesischen Herstellers Geely feiert Smart nun in Europa ein Comeback.

Smart #1 als Allzweckfahrzeug für junge Familien mit überraschend viel Platz

Schon der Name des neuen Modells legt nahe, dass man sich nicht in der Tradition des 90er-Jahre-Modells sieht. Der #1 (gesprochen "Hashtag One" oder "Nummer eins") versteht sich vielmehr als elektrisches Allzweckfahrzeug für junge Familien. Und als solches ist er tatsächlich äußerst gut gelungen.

Zwar wirkt das Design ein bisschen gar glattgelutscht und wie aus dem Kaugummiautomaten gedrückt. Doch minderwertig ist der #1 deswegen noch lange nicht. Ganz im Gegenteil: Vor allem im Innenraum überzeugt der 4,27 Meter lange Fünfsitzer durch gute Verarbeitung, hochwertige Materialien und überraschend viel Platz.

Cockpit im #1 mit Unruhe

Schließt man sämtliche Ablagefächer der runden Mittelkonsole, so bildet diese mit dem Armaturenbrett eine fast cockpithafte Atmosphäre, die gut zu den tadellosen Sitzen passt.

Betont jugendlich und verspielt wirkt auch das Infotainmentsystem. Das Zentrum des 12,8 Zoll großen, mittigen Displays bildet meist eine animierte Weltkugel, um die ein digitaler Fuchs hüpft. Auch die Darstellung eines iPods zur Musikauswahl wirkt am Anfang recht niedlich. Auf Dauer wünscht man sich jedoch die schnörkellose Ergonomie anderer Marken zurück. Der kleinere Monitor im Blickfeld des Fahrers fiel im Test hauptsächlich durch Warnmeldungen des hypersensiblen Aufmerksamkeitsassistenten auf. Selbst kurze Kontrollblicke zur Seite quittierte der digitale Aufpasser mit energischem Piepsen. Laut Importeur liegt das an den Einstellungen des Vorserienfahrzeugs und soll spätestens beim Verkaufsstart im Sommer ausgemerzt sein.

Fahrerisch bietet der #1 unkompliziertes Plug-and-play-Feeling: Gas geben, bremsen und lenken - so einfach kann Autofahren sein. Aber auch ein wenig emotionslos. Die 200 kW/272 PS haben leichtes Spiel mit den knapp 1,8 Tonnen Leergewicht. So richtig dynamisch wird der eher komfortabel ausgelegte Stromer aber auch im Sport-Modus nicht.

IM TEST

Smart #1 Premium
Fünfsitziges Elektro-SUV, 200 kW/272 PS, Ein-Gang-Getriebe, Heckantrieb. 1788 kg, Laderaum 313 l (plus 15 l Frunk), Akku 66 kWh, Reichw. 440 km, Verbr. 16,8 kWh/100 km lt. WLTP, im Test: 17,9 kWh, max. Ladeleistung 22 kW (DC), 150 kW (AC). Preis: ab 45.900 Euro.

Was gefällt:
Die Qualität, das Design im Innenraum, das beeindruckende Raumgefühl und die Reichweite.

Was weniger gefällt:
Das quirlige, etwas unruhige Infotainment.

Was überrascht:
Am Ende hat doch etwas Smart-Feeling überlebt.

Perfekt für:
Alle, die nicht auf europäischer Technik bestehen.