Rund 45 Millionen Kunden zählt die EasyPark-Gruppe in mehr als 20 Ländern und 3200 Städten weltweit. Damit betreibt das im Jahr 2001 in Schweden gegründete Unternehmen mit über 1000 Mitarbeitenden aus 55 Ländern eine der erfolgreichsten digitalen Mobilitätsplattformen weltweit. Dass der Umsatz seit 2018 jährlich um stattliche 45 Prozent ansteigt, liegt vorrangig am rasanten Wachstum im Bereich des Handyparkens: Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Anzahl der registrierten Parkvorgänge um beachtliche 29 Prozent zu.
Zum Teil sind die Zuwächse des Weltmarktführers jedoch auch "erkauft": Erst im Vorjahr übernahm man mit Park Now einen der wichtigsten Konkurrenten, zuvor im Besitz der Autohersteller Mercedes-Benz und BMW. "Der Fokus lag dabei auf der Erschließung neuer Märkte und weniger auf dem technischen Hintergrund", erklärt Markus Heingärtner, EasyPark Country Director für Österreich und die Schweiz. "Für uns war das ein wichtiger Schritt. In den Kernmärkten wie Deutschland haben wir dadurch unsere Führungsposition ausgebaut, darüber hinaus sind wir nun auch in den USA und Großbritannien die Nummer eins."
Tatsächlich stehen Plattformen wie EasyPark nicht selten vor einem Dilemma: Die permanente Weiterentwicklung neuer, innovativer Angebote macht den ungeheuren Wachstumskurs erst möglich. Um die dafür notwendigen Mittel aufzubringen, ist man gleichzeitig auf Skalierungseffekte angewiesen, die wiederum eine gewisse Größe voraussetzen.
Vollabdeckung in Österreich für 2024 geplant
In Österreich ist EasyPark aktuell in rund 70 Städten verfügbar, darunter alle größeren Bezirks- und Landeshauptstädte. Für das Jahr 2024 plant man, hierzulande die Vollabdeckung zu erreichen. Auch in den Nachbarländern ist man mittlerweile flächendeckend vertreten, die App kann somit über die meisten Grenzen hinweg genutzt werden. Das Kerngeschäft des Unternehmens besteht im Wesentlichen darin, klassische Parkuhren durch die digitale Bezahlmethode mittels App überflüssig zu machen.
Vorsprung des Nordens in Sachen Park-App
Wenngleich die bequeme Alternative per Smartphone auch hierzulande rasant dazugewinnt, liegt Österreich im direkten Vergleich zum skandinavischen Heimatmarkt von EasyPark noch weit zurück.
In Großstädten wie Kopenhagen oder Oslo nutzen mittlerweile zwischen 90 und 95 Prozent der Autobesitzer eine Park-App. 2022 haben in Stockholm erstmals mehr als 90 Prozent auf einen traditionellen Parkzettel verzichtet, und auch Helsinki nähert sich mit aktuell 87 Prozent rasant der 90-Prozent-Marke an. Für diesen Vorsprung des Nordens sieht Österreich-CEO Markus Heingärtner mehrere Faktoren: "Zum einen gibt es in diesen Ländern ganz allgemein viel weniger Vorbehalte gegenüber Kartenzahlungen. Dazu kommt, dass man in den dortigen Städten bereits frühzeitig damit begonnen hat, die Parkscheinautomaten zu reduzieren." Während in Österreich im Schnitt 20 bis 30 Stellplätze auf einen Automaten kommen, liegt die Zahl in Kopenhagen aktuell bei 68 - und bewegt sich rasant in Richtung 140. Darüber hinaus nutzt man in der Hauptstadt Dänemarks ausrangierte Parkscheinautomaten als Marketinginstrumente, indem man sie stehen lässt und mit Informationen über die Smartphone-App beschriftet.
Städte und Kommunen profitieren von Park-Apps
Neben den Endkunden, die mithilfe der smarten Park-App komfortabler, schneller und vor allem exakter ihre Parkgebühren entrichten können, profitieren vor allem aber auch die Städte und Kommunen von dem ausgeklügelten Service. Das beginnt bei den finanziellen Vorteilen, indem man sich die Kosten für das "Cash Handling", also die Bearbeitung der Münzbezahlungen spart. "Je nach Stadt müssen so 15 bis 18 Prozent der Parkeinnahmen nicht gleich wieder ausgegeben werden", weiß Heingärtner.
Datennutzung für die Stadtentwicklung ist echter Gamechanger
Ein echter Gamechanger ist jedoch die Möglichkeit, die anonymisierten Parkdaten für die nachhaltige Stadtentwicklung zu nutzen - bei EasyPark nennt man diesen Bereich "Parking Data as a Service". Um die Qualität der gesammelten Daten weiter zu steigern, setzt das Unternehmen in ausgewählten Städten seit einem halben Jahr auch Lidar-Sensoren ein, die auf Fahrzeugen von Taxianbietern angebracht werden. Dadurch wird auf Tages- und Stundenbasis messbar, wie hoch der sogenannte Parkdruck in verschiedenen Stadtvierteln und Straßen ist. Das darauf aufbauende Rechenmodell bietet in der Folge wertvolle Erkenntnisse für die Entscheidungsträger. "Wir liefern oft wichtige Argumentationshilfen für die Politik, wenn es um das Einsparungspotenzial von Parkplätzen geht, wo man Parkzonen erweitern oder verkleinern oder die Preise erhöhen oder senken könnte", so Markus Heingärtner. "Schließlich kostet ein einfacher Parkautomat schnell zwischen 8000 und 15.000 Euro."
Effizientes Parkraummanagement gut fürs Klima
Nicht zuletzt kommt ein effizienteres Parkraummanagement auch dem Klima zugute. So weiß man bei EasyPark, dass je nach Stadt bis zu 30 Prozent des städtischen Verkehrs durch die Suche nach Parkplätzen entstehen.
Trotz guter Argumente ist die Überzeugungsarbeit bei Politik und Verwaltung oftmals langwierig. Währenddessen fokussiert man sich beim schwedischen Weltmarktführer bereits auf die Zukunft: Neben Mercedes, Volvo und Polestar zählt seit Kurzem auch Renault zu jenen Kooperationspartnern, welche die EasyPark-Software fix ins Infotainmentsystem ihrer Neuwagen integrieren. "Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung unserer Vision, dass Autos in Zukunft selbstständig erkennen, ob und wie viel Parkgebühren zu bezahlen sind", so Heingärtner.
Auch das Thema E-Mobilität spielt in den strategischen Überlegungen eine große Rolle. Während man in den Vorzeigemärkten wie Norwegen und Schweden bereits mit der EasyPark-App an der Ladesäule bezahlen kann, scheitert dies hierzulande noch an den zu geringen Zulassungszahlen. Immerhin: Die Sonderstreckenmaut der Asfinag kann bereits per Smartphone-App bezahlt werden.